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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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sortieren.«
    Alexander setzte sich auf die Bettkante. Eva machte ihm Platz. Sie betrachtete sein Gesicht mit Wohlgefallen. Es strahlte vor Gesundheit und Lebensfreude. »Er könnte jemanden glücklich machen«, dachte sie. »Aber nicht mich.« Eine seiner Dreadlocks musste neu gezwirbelt werden. Eva nahm sie automatisch und fühlte sich daran erinnert, wie sie Briannes Haar jeden Morgen vor der Grundschule geflochten hatte. Sie hatte sie mit Zöpfen und Schleifen losgeschickt und jeden Nachmittag kam Brianne aus der Schule, die Schleifen verschwunden, die Zöpfe aufgelöst.
    Alexander legte seine Hand auf Evas, um sie sanft zu bremsen. Er sagte: »Mrs. Biber, fangen Sie lieber nichts an, was Sie nicht beenden können.«
    Eva ließ die Strähne fallen.
    »Es dauert länger, als Sie denken«, sagte er leise. »Um vier Uhr muss ich meine Kinder abholen. Sie sind auf einer Geburtstagsfeier.«
    »Ich habe diesen ›Zeit, die Kinder abzuholen‹-Wecker immer noch im Kopf«, sagte sie.
    Später, als die Einzelteile des Schranks nach draußen geräumt waren, fragte Eva Alexander, wie viel sie ihm schuldete.
    Er sagte: »Ach, geben Sie mir fünfzig Pfund, zusätzlich zu dem, was Ihr Mann mir schon gegeben hat, um das Doppelbett umzustellen.«
    »Welches Doppelbett?«, fragte Eva.
    »Das in seinem Schuppen.«
    Eva sagte nichts, zog jedoch die Augenbrauen hoch.
    Er fragte: »Soll ich das Holz wegbringen? Das ist massives Mahagoni. Ich könnte etwas daraus bauen.«
    »Tun Sie damit, was Sie wollen – meinetwegen verbrennen Sie es.«
    Bevor er ging, fragte er: »Gibt es sonst noch etwas, das ich für Sie tun kann?«
    Aus irgendeinem Grund erröteten beide, er und Eva. Es war ein Moment. Sie war fünfzig, aber hübscher, als sie wusste.
    Sie sagte: »Sie könnten die restlichen Möbel für mich entsorgen.«
    Er sagte: »Alle?«
    »Alle.«
    »Also, dann … arrivederci, Signora.«
    Sie lachte, als sie hörte, wie der Lieferwagen anfuhr. Einmal war sie im Zirkus gewesen, und das Clownsauto hatte ganz ähnlich geklungen. Sie ließ sich in die Kissen zurücksinken und lauschte angestrengt, bis nichts mehr zu hören war.
    Jetzt, wo der Schrank weg war, wirkte das Schlafzimmerriesig. Sie freute sich darauf, Alexander wiederzusehen. Sie würde ihn bitten, ein paar seiner Bilder mitzubringen.
    Sie war neugierig, ob sie etwas taugten.

15
    Poppy lag ausgestreckt auf Briannes Bett und trug Wimperntusche auf ihre kurzen Stummelwimpern auf. Brianne saß an ihrem Schreibtisch und versuchte, vor der Abgabefrist um vierzehn Uhr einen Essay fertig zu schreiben. Es war 13.47 Uhr.
    Poppy ließ das Mascarabürstchen fallen, und es kullerte über ihr weißes T-Shirt. »Fucking fuckety fuck!«, fluchte sie. »Warum kaufst du keine anständige Wimperntusche?« Sie lachte kurz auf – sie wusste, dass sie nicht zu weit gehen durfte. Auf ihrem Flur waren ihr nur wenige Freunde geblieben. Es hatte einige Vorfälle von Diebstahl gegeben, Lebensmittel und Zigaretten waren verschwunden.
    Brianne starrte aus dem Fenster und feilte am letzten Absatz eines Essays, den ihre Dozenten mit »Unendlichkeit: Eine endlose Debatte?« betitelt hatten. Der Blick aus dem Fenster fiel auf identische Wohnblocks, junge Bäume und metallisch blaugraue Regenwolken. Sie war seit zwei Wochen hier und hatte immer noch Heimweh nach ihrer Mutter. Ohne die vielen kleinen Dinge, die Eva für sie getan hatte, so lange sie denken konnte, wusste sie nicht, wie sie es hinbekommen sollte, sich wohl zu fühlen.
    Brianne sagte: »Meine Mutter hat mir die Schminksachen gekauft, aber ich benutze sie nie.«
    »Das solltest du aber«, sagte Poppy. »Du hast echt eine Hackfresse. Es muss dich voll ankotzen, dass dein Bruder so hübsch ist. Wie grausam ist das denn? Hat dir noch nie jemand eine Schönheitsoperation nahegelegt?«
    Briannes Hände erstarrten über der Tastatur ihres Laptops. Sie wusste, dass sie nicht besonders hübsch war, aber als Hackfresse hatte sie sich bisher nicht gesehen.
    »Nein«, sagte sie, »mir hat noch nie jemand nahegelegt, dass ich eine Schönheitsoperation brauche.« Tränen traten ihr in die Augen.
    »Jetzt sei nicht so dramatisch. Ich glaube daran, dass man grausam sein muss, um Gutes zu bewirken.« Poppy legte einen Arm um Briannes Schultern. »Ich sag dir, was du brauchst.«
    Die Abgabefrist für das Essay verstrich, während Poppy die Mängel aufzählte, die Briannes Zukunft ruinieren würden, wenn sie sich nicht »unters Messer legte«.
    Poppy sagte:

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