Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
benutzte, entdeckten Miss Nightingale und die Schule, dass sie ein Wunderkind in ihrer Verantwortung hatten.
Nachdem er das automatische Terminvergabesystem überlistet hatte, war es Brian gelungen, einen persönlichen Termin bei Dr. Lumbogo zu bekommen. Brian hatte am Telefon seinen akademischen Titel benutzt, Dr. Biber. Er fand, dass es sich meist auszahlte, seinen Status vor einem Arzttermin klarzustellen. Das verwies die verdammten Generalisten in ihre Schranken.
Jetzt saß er im Wartezimmer und las ein zerfleddertes Exemplar der Lancet. Er war in einen Artikel über die relative Größe des männlichen und weiblichen Gehirns vertieft. Es gab einleuchtende Beweise dafür, dass das männliche Gehirn ein winziges Bisschen größer war. Eine weibliche Hand hatte an den Rand geschrieben: »Und warum können diese schwachsinnigen Hirngiganten keine Klobürste benutzen?«
»Gestörte Feministin«, murmelte Brian vor sich hin. Ein betagter Sikh tippte ihm auf die Schulter und sagte: »Doktor? Ihre Zeit ist gekommen.«
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Brian, der weise aussehende Sikh würde seinen unmittelbar bevorstehenden Tod prophezeien. Dann sah er, dass die elektronische Anzeige an der Wand über der Rezeption rot blinkte: »Dr. Bee«.
Er sagte zu dem Mann: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es diesen Blinklicht-Quatsch in Pakistan gibt.«
»Keine Ahnung«, erwiderte der Turbanträger. »Ich war noch nie in Pakistan.«
Dr. Lumbogo sah kurz auf, als Brian durch die Tür hastete. »Dr. Bee, bitte nehmen Sie Platz.«
»Ich bin Dr. Biber«, sagte Brian. »Ihre Anlage hat …«
»Nun, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Es geht um meine Frau. Sie liegt im Bett und sagt, sie gedenkt, es ein Jahr lang nicht mehr zu verlassen.«
»Ja«, sagte der Arzt. »Mein Kollege Dr. Bridges war schon bei Ihrer Frau. Die Untersuchungen zeigen, dass sie gesundheitlich in ausgezeichneter Verfassung ist.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte Brian. »Reden wir über dieselbe Frau?«
»Oh, ja«, sagte Dr. Lumbogo. »Er hat festgestellt, dass sie kerngesund ist und …«
Brian sagte: »Aber sie ist nicht bei Verstand, Doktor! Sie hat angefangen, sich beim Kochen ein Badehandtuch umzuwickeln! Ich habe ihr jedes Jahr zu Weihnachten eine Schürze gekauft, also warum …?«
Dr. Lumbogo sagte: »Nicht so schnell! Betrachten wir die Geschichte mit dem Badehandtuch etwas genauer. Sagen Sie, Dr. Bee, wann hat das angefangen?«
»Zum ersten Mal ist es mir vor etwa einem Jahr aufgefallen.«
»Und erinnern Sie sich noch, Dr. Bee, was sie gekocht hat?«
Brian dachte nach. »Keine Ahnung, es war etwas Braunes, das in einem Topf blubberte.«
»Und das spätere Tragen des Badehandtuchs? Erinnern Sie sich noch an die Gerichte, die sie gekocht hat?«
»Ich bin fast sicher, dass es irgendetwas Italienisches oder Indisches war.«
Dr. Lumbogo beugte sich ruckartig über den Tisch, richtete den Zeigefinger auf Brian wie eine Pistole und rief: »Ha! Nie Salat.«
Brian sagte: »Nein, nie Salat.«
Dr. Lumbogo lachte und sagte: »Ihre Frau hat Angst vor den Spritzern, Dr. Bee. Ihre Schürzen sind für ihre Bedürfnisse unzureichend.« Er senkte dramatisch die Stimme. »Ich sollte die Verschwiegenheitspflicht nicht verletzen, aber meine eigene Mutter trägt zum Fladenbrotbacken einen alten Mehlsack. Frauen sind rätselhafte Wesen, Dr. Bee.«
»Das ist nicht das Einzige«, sagte Brian. »Bei den Fernsehnachrichten weint sie: Erdbeben, Überschwemmungen, verhungernde Kinder, Rentner, die man um ihre Ersparnisse betrogen hat. Neulich abends, als ich von der Arbeit nach Hause kam, saß sie schluchzend vor dem Fernseher, weil in Nottingham ein Haus abgebrannt war!«
»Gab es Todesopfer?«, fragte Dr. Lumbogo.
»Zwei«, sagte Brian. »Kinder. Aber die Mutter – alleinerziehend natürlich – hatte noch drei übrig!« Brian kämpfte mit den Tränen. »Sie braucht was Chemisches. Ihre Emotionen schwanken zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Der Kühlschrank ist leer, der Wäschekorb quillt über, und sie hat mich sogar gebeten, ihre körperlichen Ausscheidungen zu entsorgen.«
Dr. Lumbogo sagte: »Sie sind sehr erregt, Dr. Bee.«
Brian fing an zu weinen. »Sie war immer da, in der Küche. Ihr Essen war so lecker. Das Wasser lief mir schon im Mund zusammen, wenn ich aus dem Auto stieg. Der Duft muss durch die Ritzen der Haustür gedrungen sein.« Er nahm ein Taschentuch aus der Box, die der Arzt ihm hinschob, und wischte sich
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