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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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die sagt: ›Wenn Sie die Karte lose in der Tasche haben, ist es kein Wunder, dass sie zerkratzt. Wozu haben Sie denn die Fächer im Portemonnaie?‹ Ich sage dem Kind, dass ich so unorganisiert bin, wie ich will. Sie sagt: ›Haben Sie noch eine andere Karte?‹ Ich sage: ›Ja‹, und suche im BH nach einer anderen Karte. Ich gebe sie der Kassiererin, die sagt, die Karte ist warm, sie funktioniert nur, wenn sie kalt ist. Die Leute in der Schlange hinter mir beschweren sich laut über die Verzögerung. Ich schreie die Schlange an, die Schlange schreit zurück, ein Vorgesetzter bringt ein Tablett mit Mini-Mince-Pies, um durchgefrorene, müde Kunden zu besänftigen. Ein Mann verschluckt sich an einer Rosine. Schließlich ist die Karte kalt genug für das Gerät und wird für die Bezahlung des Must-Have- Gadgets abgelehnt.«
    Eva fing an zu weinen.
    Brian nahm ihre Hand und sagte: »Eva, Schatz, ich hatte ja keine Ahnung. Warum hast du nichts gesagt? Ich wollte das blöde iPhone 4 überhaupt nicht haben. Es liegt seit dem zweiten Weihnachtstag in irgendeiner Schublade.«
    Doch Eva war untröstlich. »Ich flehe die Kassiererin an, es noch einmal zu versuchen. Sie tut es – flucht dabei aber vor sich hin – ich glaube, sie benutzt das F-Wort, das verstößt gegen Saturns Richtlinien. Ich sage ihr das, erwäge, mich zu beschweren, aber mein Gehirn und Mund sind außer Betrieb, also lasse ich es. Das Gerät akzeptiert die Karte, ich weine vor Erleichterung. Fahre mit angeschnalltem Truthahn und Must-Have-Gadget auf dem Beifahrersitz nach Hause. Packe den Truthahn aus, benebelt von Stress und Übermüdung, und lasse ihn auf dem Tisch stehen. Schleppe die Trittleiter die Kellertreppe hoch, entwirre Lichterketten, drapiere sie auf Bilderschienen, fange mit einem kunstvollen Plan im Kopf an, ende damit, die Lichterketten willkürlich auf Kanten und Oberflächen zu werfen. Glühbirnen gehen kaputt, ich hole Ersatz. Bitte um Hilfe beim Schmücken des Baumes. Zwillinge und Brian traumatisiert vom traurigen Blick des Truthahns und angeblich nicht in der Lage, schwören, nie wieder ein Stück Fleisch anzurühren. Streiche Schweinebraten und Schweinshachse von Weihnachtsessensliste. Gehe in die Küche, sehe die Nachbarskatze den Truthahnkopf zerfleischen, alles Leid der Welt in Truthahnaugen. Schlage die Katze ausnahmsweise nicht mit dem Kochlöffel, sondern jage sie und den Truthahnkopf nach draußen. Auf dem Küchentisch stehen siebzehn Einkaufstüten. Beiße in eine Karotte, gieße winzigen Schluck Whiskey in kleines Glas, beiße vom Mince Pie ab, arrangiere ihn auf festlichem Servierteller, trage ihn zum Kamin im Wohnzimmer. Werde ich das noch machen, wenn die Zwillinge fünfunddreißig sind?«
    »Eva, ich sehe, dass du müde bist. Den Rest kann ich googeln. Bestimmt gibt es eine Sarah-Wiener-Weihnachts-App …«
    Eva sagte: »Nein, lass mich noch den ersten Weihnachtstag machen. Koche englisches Frühstück. Stoße mit Sekt mit Orangensaft an. Öffne Geschenke. Hebe Geschenkpapier auf, lege es zusammen und ins Altpapier. Rufe Verwandte an, um mich für Geschenke zu bedanken. Ziehe Bademantel aus und Paillettenstrickjacke und Spitzenrock an, Brian sagt, sehe aus wie Puffmutter, ziehe doch Jeans an.«
    Brian sagte: »Eva, der Spitzenrock hat kaum deinen Hintern bedeckt!«
    »Koche Weihnachtsessen, breche fast zusammen, nachdem alles auf dem Tisch steht. Trinke zu viel, bitte Brian, mir beim Abwasch zu helfen, er sagt: ›Später.‹ Zwillinge irgendwohin verschwunden, mache Weihnachtstee, Truthahnsandwiches, Trifle, Weihnachtskuchen. Zwillinge tauchen wieder auf, weigern sich, Spiele zu spielen, spielen Mathespiele mit Brian. Weigern sich, Weihnachtssendungen zu sehen, alle drei gucken eine DVD-Vorlesungsreihe über Topologie vom MIT. Esse halbe Dose Bonbons. Mache Abendessen. Trinke bis zum Umfallen. Mir ist schlecht von Süßkram und Wodka, gehe ins Bett.
    Das also war mein Weihnachten letztes Jahr. Vielleicht hilft es dir«, schloss Eva. »Und Brian, ich werde. Weihnachten. Nie. Wieder. Machen.«

32
    Es war fünf Uhr nachmittags am Heiligabend und es schneite noch immer. Eva mochte Schnee – seine Reinheit, die Unterbrechung des Alltags, die er brachte, und das Chaos, das er verursachte. Sie sah aus dem Fenster und hielt Ausschau nach Stanley Crossley, der ihr eine Nachricht geschickt hatte, dass er mit ihr reden wollte. Es war eine Begegnung, die sie fürchtete. Um sich abzulenken, konzentrierte sie sich auf das

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