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Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition)

Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition)

Titel: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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neugierig.
    ›Hinter dem Dschungel. Denn wo dieses Monster lebt, da sterben die Bäume bald‹, sagte der Vater pathetisch.
    Der junge Löwe wurde neugierig, und er machte sich auf dem Weg. Am Rande des Dschungels traf er auf ein Tier, das er noch nie im Wald gesehen hatte. ›Bist du ein Mensch?‹, fragte der Löwe.
    ›Nein, um Gottes willen, ich bin ein Esel. Aber der Mensch, der mich ein Leben lang gequält und meine Kraft ausgelaugt hat, hat mich nun den Wölfen zum Fraß geworfen.‹
    ›Und ist er wirklich so stark, wie mein Vater erzählte?‹
    ›Junger Herr, ich weiß nicht, was der König der Tiere über dieses Monster gesagt hat. Ich aber sage dir, er ist schlimmer als jede Beschreibung.‹
    Der Löwe ging weiter und sah einen Rappen. Eine solche Muskelkraft hatte er in seinem jungen Leben noch nie zu Gesicht bekommen. Wie ein Sohn der Nacht war der Rappe geheimnisvoll und bedrohlich zugleich. Er schlug aus, wieherte stolz, galoppierte im Kreis und stieg ohne den geringsten Anlass auf die Hinterbeine. Eine imposante Erscheinung!
    ›Bist du der Mensch?‹, fragte der Löwe.
    ›Ach, was? Bin ich etwa so hässlich? Quäle ich den Rücken anderer mit meinem Gewicht? Raube ich auch nur einem einzigen Wesen die Freiheit? So, junger König, ist der Mensch, und du wirst ihn bald nicht mehr übersehen können.‹
    Der junge Löwe zog weiter. Er begegnete einem noch gewaltigeren Tier, das er noch nie gesehen hatte. Auf seine Frage hin lachte das Kamel. ›Was habe ich dir getan, dass du mich für so ein niederträchtiges Wesen hältst. Aber du bist ihm schon sehr nahe gekommen. Dort drüben fängt seine verfluchte Siedlung an‹, sagte das Kamel und zeigte mit dem Kopf in eine Richtung. Der Löwe folgte dem Hinweis. Und kaum war er noch ein Stück gegangen, traf er auf ein Wesen, das auf zwei Beinen ging und mit bunten Tüchern umwickelt war. Stark allerdings sah es nicht gerade aus.
    ›Bist du ein Mensch?‹, fragte der Löwe.
    ›Ja, das bin ich. Kann ich dir helfen?‹
    ›Helfen? Nein, aber kannst du mir erklären, warum alle Tiere Angst vor dir haben? Du bist so mickrig, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du einen Prankenhieb überlebst, mit dem ich eine Antilope umbringen kann. Also, warum haben die Tiere, sogar mein Vater, so einen Respekt vor dir?‹
    ›Deine Pranken und Reißzähne sind deine Rüstung, und du siehst mich hier ohne meine Rüstung. Wenn du Mut hast, dann warte hier. Ich gehe nur kurz ins Haus und kehre in voller Montur zurück. Dann wirst du verstehen, warum die anderen Tiere Angst vor mir haben. Aber ich glaube, du wirst die Nerven verlieren. Der Mut wird dein Herz verlassen und deine Beine werden laufen, so schnell sie können. Und ich hätte meine Rüstung umsonst getragen. Also, lassen wir das, Junge. Geh in den Wald zurück und amüsiere dich mit den Antilopen. Du bist zu jung für einen Kampf.‹
    Der junge, aber voll ausgewachsene Löwe war sich seiner Kräfte bewusst. Er fühlte sich beleidigt. Noch nie hatte es jemand gewagt, an seinem Mut zu zweifeln. ›Ich flüchte nicht, nicht einmal vor stärkeren Löwen, sieh dir meine Narben an‹, erwiderte er stolz.
    ›Narben, Narben, da kann ich nur lachen. Ich habe doppelt so viele‹, rief der Mensch. ›Aber ich will sicher sein, dass du dableibst, und deshalb binde ich dich an diesen Baum, damit du nicht flüchten kannst. Hab keine Angst, dieses Seil soll dir nur helfen, hierzubleiben.‹
    Der Löwe, der noch nie im Leben gefesselt gewesen war, willigte ein. Er wollte zeigen, wie mutig er war.
    Der Mensch, ein Tischler, wie sich herausstellen sollte, fesselte den Löwen an einen großen Walnussbaum, ging in seinen Laden, holte eine Peitsche, schwenkte sie vor den Augen des überraschten Löwen und ließ sie auf den Rücken des armen Tieres niedersausen. Der Löwe brüllte auf vor Schmerz. So etwas hatte er noch nie erlebt. Es regnete geradezu Peitschenhiebe auf ihn herab, bis der Löwe in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, stand dieser hässliche Mensch vor ihm und grinste ihn über das ganze Gesicht an. In der Hand trug er einen dampfenden Topf. ›Die List und die Peitsche sind nur zwei meiner tausendundeiner Waffen. Und damit du nie vergisst, wer dein Herr ist, lasse ich dich die dritte spüren. Sieh, das ist ein Leimpinsel‹, sagte der Mann und drückte den heißen klebrigen Pinsel mit aller Kraft in den Löwenbauch. Der Löwe wand sich vor Schmerz. Doch die Fesseln waren so stark, dass er auch dann wehrlos war,

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