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Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition)

Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition)

Titel: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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alte Fuchs lächelte zufrieden. Einige setzten sich noch einmal zurecht, um ihre Aufmerksamkeit zu unterstreichen.
    »Nun gut, eines Nachts klopfte jemand an die Haustür des Einseifers. Als dieser halbverschlafen fragte, wer da sei, erwiderte eine männliche Stimme: ›Ein Fremder, und ich will baden. Der Hammam ist offen, aber der Meister ist noch nicht da, und man hat mir gesagt, ich soll dich, den zweiten Meister, wecken.‹
    Das war durchaus nicht unüblich. Das Bad öffnete seine Tore um drei Uhr morgens, weil viele Männer gern badeten, ehe sie in die Moschee gingen. Und nicht selten kamen die ersten Badegäste früher als der Meister.
    Also stand der Einseifer unwillig auf und ging hinter dem Badegast her. Ein Laufbursche war gerade dabei, die Deckenleuchter anzuzünden. Damals gab es noch kein elektrisches Licht, nur Öllampen, die in den dunklen Stunden des Tages ein wenig Licht spendeten.
    Der Gast zog sich aus, legte sich auf den warmen Boden, und der Einseifer begann mit seiner Tätigkeit, aber die Lichter der Öllampen wurden schwächer und immer schwächer, so dass er nicht mehr gut sehen konnte. ›Entschuldigen Sie bitte‹, sagte er zum Gast, ›ich rufe den Laufburschen, er soll die Lampen richten.‹ Doch gerade als er davongehen wollte, sagte der Gast: ›Machen Sie sich keine Mühe, ich mache das schon.‹ Und bevor der Einseifer überlegen konnte, woher der Fremde so schnell eine Leiter holen wollte, um an die Lampen zu kommen, fuhr dieser seinen Arm aus wie eine Autoantenne. Die Hand streckte sich langsam, aber stetig in Richtung Decke, ungefähr vier Meter weit, und drehte an den Öllampen, die dort oben einen Kranz bildeten. Der Einseifer erschrak sich zu Tode. Er rannte hinaus und atmete erst auf, als er seinen Meister an der Kasse erblickte. ›Meister, Meister, ein Dschinn ist im Bad!‹, rief er atemlos.
    ›Ein Dschinn!‹, wiederholte der Meister belustigt.
    ›Ja‹, antwortete der Einseifer, ›du wirst mir nicht glauben. Doch ich schwöre bei Gott, er hat seine Hand ausgefahren und konnte, während er auf dem Boden lag, ohne weiteres an den Öllämpchen drehen und …‹
    ›Langsam, langsam‹, unterbrach ihn der Meister. ›Wie hat er die Hand ausgefahren, etwa so?‹ Und der Meister fuhr seinen Arm sechs Meter weit aus, holte mit der hohlen Hand Wasser aus dem Springbrunnen und spritzte es dem Einseifer lachend ins Gesicht. Jetzt verlor der Arme fast die Besinnung. Er rannte barfuß nach Hause und klopfte heftig an die Tür. Seine Frau schaute aus dem Fenster im zweiten Stock.
    ›Was ist mit dir?‹, fragte sie.
    ›Die Dschinn haben den Hammam besetzt!‹ rief er in seiner Panik.
    ›Warte‹, rief ihm seine Frau vom Fenster aus zu, ›ich helfe dir!‹ Und sie fuhr ihre beiden Arme aus, um ihn hinaufzuziehen. Laut schreiend lief der Mann wie ein Besessener aus dem Viertel.«
     
    Die Zuhörer lachten verlegen und gaben in dieser Nacht besonders viele Kommentare. Ich bemerkte die Angst, die trotz der heiteren Verpackung aus den Wörtern strömte.
    Ich fand es damals reichlich abergläubisch, aber zum Hammam wollte ich nie wieder gehen. Wer weiß! Ich badete lieber zu Hause.
    Aber nun zurück zu jenem Wettbewerb.
    »Deine Geschichte ist wirklich witzig«, sagte Aida in die still gewordene Runde. »Man kann sie als gute Unterhaltung abheften. Ganz anders meine Geschichte. Die hat meine Schwester mit meinem Schwager erlebt. Und alles, was ich euch jetzt über diese Fee oder Dschinn-Frau erzähle, ist wahr.«
     
     
    Der Pechvogel und sein
    wundersamer Furz
     
    »Mein Schwager«, begann Aida, »saß eines Nachts allein in seinem Innenhof. Plötzlich schmerzte ihm der Magen fürchterlich und er furzte laut, dass seine Frau, meine Schwester Hanan, im nahen Schlafzimmer erwachte und ängstlich rief: ›Es ist Krieg!‹ Im Innenhof roch es inzwischen nach Verwesung. Es war allerdings ein Furz mit seltener Qualität, gezüchtet aus Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch.
    Als Hanan im Nachthemd in den Hof kam, hielt sie sich die Nase zu. ›Hier riecht es nach Leichen. Vielleicht ist Krieg ausgebrochen, während wir zu Abend gegessen haben. Heute geht so etwas sehr schnell‹, sagte sie.
    ›Geh schlafen, Frau, es ist kein Krieg‹, erwiderte Isam, so hieß mein Schwager.
    Als meine Schwester schweren Schrittes in das Schlafzimmer zurückkehrte, erschien meinem Schwager eine kleine Fee, die silbern glitzerte, und er bekam die größte Angst seines Lebens.
    ›Fürchte dich nicht! Du hast mit

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