Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte: Oder wie ich zum Erzähler wurde (German Edition)
tun?‹
›Aber wie soll ich körperlos werden?‹, fragte ich verdutzt.
›Indem du stirbst. Du musst einfach nur Selbstmord begehen, und ich begleite dich dann zu unserem Reich. Dort wirst du keine Mühe haben, Schamhuresch zu töten und mich zum glücklichen Herrscher zu machen. Dann wird mich auch meine Geliebte vergöttern‹, erklärte der Dschinn, und ich konnte die Häme spüren, die aus seinen Worten triefte. Aber es war mir nicht danach zumute, den Psychiater eines Dschinns zu spielen. Es ging ja um mein Leben.
›Warum Selbstmord? Ich weiß, dass ein paar gute Fürze reichen, einen ganzen Trupp von Dschinn zu töten. Besorge mir Saubohnen, Knoblauch und etwas Zwiebel, und ich furze dir die Unterwelt zusammen.‹
›Das funktioniert nicht. Es sei denn, die Geister sind aus schlechtem Material. Ich fürchte, dass du mit deinen Fürzen eher mich und meine Geliebte als den mächtigen Schamhuresch tötest. Nein, nur mit deinem Selbstmord kannst du mir helfen. Du gehst auf Schamhuresch zu und drehst ihm den Hals um. Die Leibwächter können dich nicht daran hindern, denn sie können dich nicht sehen. Deine Seele ist für sie unsichtbar.‹
›Bist du verrückt geworden? Ich soll mich umbringen, nur um den Kuppler für dich zu spielen? Was habe ich davon?‹
›Ich bringe deinen Angehörigen so viel Gold und Juwelen, dass sie bald dein Land beherrschen. Genügt dir das?‹
›Und Samia, meine geliebte Frau, wie soll sie das verkraften?‹
›Das ist doch kein Problem. Du bringst sie einfach vorher um, dann seid ihr als Seelen wieder zusammen.‹
›Ich soll Samia umbringen. Bist du noch zu retten? Niemals! Und für nichts auf der Welt würde ich mich von ihr trennen. Du wirst mir also meine Wünsche erfüllen, oder ich bringe dich wieder in dein ewiges Gefängnis‹, rief ich aufgebracht.
›Ich erfülle dir nichts, und du kannst mich bestrafen wie du willst, denn mein Herz ist gebrochen und für mich gibt es keine Freiheit.‹
›Dann verfluche ich dich. Kehre zurück in die Lampe!‹, sagte ich. Ich wollte in Ruhe darüber nachdenken, wie ich diesen störrischen Esel bewegen konnte, mich glücklich zu machen, ohne dass ich mich umbringen musste.
Ich nahm die Lampe und warf einen Blick Richtung Lastwagen. Da sah ich, dass der Mechaniker inzwischen gekommen war und an meinem Lastwagen herumhantierte. Ich eilte zu ihm.
›Ich bin seit einer Stunde da und habe schon gedacht, du hättest mich reingelegt. Inzwischen habe ich die Batterie gewechselt. Nun ist alles ist in Ordnung‹, schimpfte er.
Ich beruhigte den Mann und erzählte ihm von meiner Entdeckung. Aber das war ein Fehler. Ich gebe zu, es war sogar ein großer Fehler.« Das Schlitzohr Adnan hielt einen Moment lang inne. »Soll ich weitererzählen?«
»Natürlich, erzähl weiter«, hörte ich mich im Chor mit den anderen im Innenhof rufen.
»Also gut. Der Mann lachte mich aus. Er meinte, ich hätte in den Ruinen zu viel Haschisch geraucht. ›Und da sehe ich nicht nur Dschinn‹, rief er und schlug mir mit seiner dreckigen Hand auf die Schulter‚ ›sondern auch meine fromme Schwiegermutter einen Bauchtanz nackt vorführen.‹ Der Mann lachte dreckig und fragte mich, ob ich nicht auch für ihn einen Klumpen Haschisch hätte, mit dem er seine Familie vergessen könnte. Ich wurde fürchterlich wütend.
›Probier es doch selbst, du Idiot‹, sagte ich und zog die Lampe aus der Hosentasche. Er rieb sie und erschrak sich fast zu Tode. Aber dann besiegte die Gier auch seine Angst. Er wollte sich seine Wünsche erfüllen lassen, und der Dschinn wiederholte sein Angebot mit dem Selbstmord. Und dann passierte das Unglaubliche. Der Mann stieg wie hypnotisiert in den kleinen Wagen der Werkstatt und raste mit aufheulendem Motor keine hundert Meter weit gegen eine uralte Rieseneiche. Es knallte fürchterlich, und ich sah den Dschinn vor Freude strahlen. Er beugte sich über das Wrack, und bald sah ich ihn in Begleitung eines jungen Mannes gen Himmel aufsteigen.
Zurückgeblieben ist die Lampe, aber seit dem Tag ist auch sie tot. Nichts regt sich mehr, so viel man sie auch reibt.«
Adnan richtete sich auf und zog aus seiner Hosentasche eine kleine glänzende Öllampe. Die Nachbarn begutachteten sie einer nach dem anderen und rieben daran und lachten. In der Ecke sah ich Samia weinen. Es waren Freudentränen, da bin ich mir ganz sicher. Denn in jener Nacht konnte ich lange nicht einschlafen. Ich hörte bis zur Morgendämmerung Geflüster, leises Lachen
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