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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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Oberfläche scheint zu vibrieren, und man spürt ein rhythmisches Pochen, das ich nicht einordnen kann. Ich rechne nicht damit, jemandem zu begegnen, deshalb bin ich zunächst bloß überrascht, zwei Männer aus meiner Kabine kommen zu sehen. Dann bemerke ich, dass der eine meinen Laptop unter dem Arm und der andere meine neue Minolta in der Hand hat. Sie gehen in die entgegengesetzte Richtung davon.
    »Hey, Moment mal!«, brülle ich ihnen nach.
    Sie drehen sich um. Der eine hat die massige Statur eines ­Linebackers und ein völlig gelassenes Gesicht. Der andere ist der unfreundliche, gebeugte Typ, der heute Morgen meine Tasche genommen hat. Beide tragen marineblaue Sweatshirts mit dem Galaxy -Logo.
    »Wohin wollt ihr mit meinen Sachen?«
    »Diese Geräte sind an Bord nicht erlaubt. Am Ende der Fahrt bekommen Sie alles zurück«, klärt mich der Hintere auf.
    »Aber auf dieser Maschine da ist mein ganzes Leben«, sage ich und zeige auf den Laptop.
    »Sie hätten nichts davon mitbringen dürfen. Keine Computer, Telefone oder Kameras. Das sind die Vorschriften.«
    »Kommen Sie. Machen Sie mal halblang!«
    Er zuckt nur die Achseln. Die zwei drehen sich um und lassen mich auf dem Gang stehen.
    Ich gehe in meine Kabine. Meine Reisetasche liegt offen auf dem Bett, und die Kleidung ist überall verstreut. Ich sehe mich um und stelle fest, dass sie auch mein iPhone und die Kodak PlaySport mitgenommen haben. Sie haben sogar das Prepaid-Handy entdeckt, das ich für den Notfall in eine Wollsocke gestopft hatte.
    Mitten in diesem Durcheinander setze ich mich auf die Koje. Ohne Telefon und Laptop komme ich mir nackt vor. Ohne die Kameras hat es überhaupt keinen Sinn, dass ich hier bin. Was mache ich jetzt?
    *
    Gegen zehn Uhr hält sich eine ausgelassene kleine Bande im kleinen Salon auf. Bob Jaeger, Jorn Ekborg und Richard Lawler sind in eine Unterhaltung vertieft. Lawler schüttelt immer wieder aufgeregt seinen blonden Wuschelkopf, und von Zeit zu Zeit bricht er in schallendes Gelächter aus. Margot hat sich links ­neben ­Jaeger bereits halb zurückgelehnt, wirkt blass und teilnahmslos. Jewgeni Petrenko hat seinen Arm um eine Frau gelegt, die ich bislang noch nicht gesehen habe. Sie ist älter als die anderen – Anfang vierzig, rundlich und gelassen, mit tuntig gebleichten Haaren. Er streichelt ihren nackten Ellbogen und reibt ihn leidenschaftlich, während sie träge blinzelt, wie eine zufriedene Katze.
    Der Salon ist, für die Galaxy , regelrecht gemütlich: eine Ecke wird von einem runden Kartentisch beherrscht, und in der Mitte des Raumes stehen sich zwei Sofas gegenüber. An der hinteren Wand ist eine Projektionsleinwand heruntergezogen worden, und auf dem Tisch steht ein aufgeklappter Laptop. In dem gedämpften Licht sieht jeder gut aus.
    Ich stehe hinter der polierten Theke aus Rosenholz, mixe, schenke aus, schnappe mir Gläser und werfe Maraschino-Kirschen, Zitronenscheiben und Limonenschnitze in jeden Drink, der aussieht, als könne er etwas Farbe gebrauchen. Es ist schon eine Weile her, seit ich so etwas das letzte Mal gemacht habe, und ich weiß, dass meine Mischverhältnisse nicht ganz richtig sind, aber bislang hat sich noch niemand beschwert.
    Nach einer Weile löst Margot sich von ihrer Gruppe und kommt herüber, um sich auf einen Barhocker zu setzen. »Es ist nett, noch eine andere halbwegs intelligente Frau auf diesem Schiff zu haben. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich langweile. Bei Bob heißt es immer nur Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte. Die halbe Zeit habe ich keinen Schimmer, wovon er eigentlich redet. Wir sind jetzt ein paar Jahre zusammen. Ich mache nichts anderes, als zu reisen und auf Partys oder irgendwelche Veranstaltungen zu gehen. Und schlafen, natürlich, wenn ich kann. Freunde hab ich keine.«
    Ich habe keine Idee, wie ich auf diesen Schwall antworten soll, also rette ich mich mit dem Naheliegenden. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Champagner.«
    Während ich einschenke, starrt sie auf die leise zischenden Perlen und berührt den Stiel des Glases leicht mit ihren langen, pflaumenfarbenen Fingernägeln.
    »Wie viele dieser Reisen haben Sie denn schon mitgemacht?«, frage ich.
    »Das ist jetzt meine dritte. Ich bin ja so froh, dass wir endlich eine anständige Unterbringung haben. Ich war’s, die Bob überzeugt hat, dieses Schiff hier anzuschaffen. Das andere konnte ich nicht ausstehen.«
    Wieder habe ich das Gefühl, ich könnte Margot alles fragen,

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