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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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dann überlegt sie es sich anscheinend anders. »Natürlich können Sie den haben. Aber was machen Sie wegen Ihrem Gesicht?«
    »Geld, Margot. Wie sieht’s mit Geld aus?«
    »Ich hab nur noch ein paar Dollar, mehr nicht.«
    »Was ist mit Jaeger?«
    »Bob hat immer Geld.«
    Ich sehe sie bedeutsam an.
    »Sie wollen, dass ich …«
    »Würden Sie das tun?«
    Sie setzt sich an der Bettkante auf, streicht den Rock glatt, beginnt, die Bluse zuzuknöpfen. »Ich denke, das könnte ich tun. Sie brauchen es wirklich. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Ich meine, ist ja nicht so, als wär er drauf angewiesen.«
    »Danke, Margot.«
    Sie schenkt mir ein unsicheres, verlegenes Lächeln. »Jorn ist ein egozentrischer Narzisst, finden Sie nicht auch?«
    »Da haben Sie absolut recht.«
    »Ich hab durch die Hose seinen Schwanz gespürt. Der ist winzig.«
    »Überrascht mich nicht.«
    Sie steht auf, streicht ihre hinreißende rote Mähne zurück, lässt sie über ihren Rücken fallen und schüttelt sie aus. »Ich kann’s kaum noch erwarten, dass wir wieder in die Zivilisation zurückkehren. Mir wird auf diesen Reisen immer so übel, und dann kann ich nichts anderes essen als Brot. Aber Bob interessiert sich für niemanden außer sich selbst. Er hat auch einen winzigen Schwanz.«
    »Das kann doch nicht besonders befriedigend sein.«
    »Ist es auch nicht. Das kann ich Ihnen versichern.« Sie schreitet zur Tür. »Bin gleich wieder da. Dauert nicht lange.«
    Ich sage noch, ich werde in dem Zimmer am Ende des Flurs warten.
    Nach etwa zwanzig Minuten kehrt sie zurück, wirft den Pullover und ein Bündel Geld aufs Bett. Ihre Augen glänzen listig, anders, als ich es bislang bei ihr gesehen habe. »Ich habe Bob gesagt, ich brauche alles, was er in der Brieftasche hat, um die netten Damen vom Kunsthandwerkermarkt zu bezahlen, die kein Plastik annehmen wollten. Ich hätte versprochen, das Geld im Gasthof zu deponieren.«
    Ich zähle fast dreihundert Dollar. Ich ziehe den Pullover und meine Jeans an und frage Margot, was unten los ist.
    »Alle reden darüber, was passiert ist. Sie haben den Burschen geschnappt, der das Motorrad gestohlen hat, diesen Troy. Tja, eigentlich haben sie ihn nicht wirklich geschnappt. Sie haben gesagt, er wäre wie ein Irrer gefahren, viel zu schnell. Ein Reifen ist wohl geplatzt, er ist von der Straße abgekommen und in eine Schlucht runtergerollt. Irgendwie ist das Motorrad dann auf ihm gelandet.«
    »Und …?«
    »Und er ist gestorben. Als sie bei ihm ankamen, war er schon tot, sagen sie.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Die Typen, von denen Sie vorhin gesprochen haben. Dieser Brock und Dennis. Die waren auf den anderen Motorrädern.«
    »Natürlich.« Wie praktisch, dass nur Brock und Dennis den Unfall gesehen haben und nun Troys überraschenden Tod schildern können.
    »Käpt’n Lou ist ziemlich durch den Wind. Er weint sogar. Er sagt, Troy hätte nie auf ihn gehört. Er hatte anscheinend ziemliche Drogenprobleme.«
    »Ja, hab ich auch gehört. Der arme Käpt’n Lou.«
    »Traurig, oder? Dass er sich jetzt dafür verantwortlich fühlt. Er hat wirklich ein gutes Herz. Aber man kann nie die Probleme eines anderen lösen.« Margot seufzt und setzt sich aufs Bett. »Was machen Sie jetzt?«
    »Ich weiß nicht. Wie weit ist es von hier bis zum Highway?« Ich will so schnell wie möglich aus Makkovik raus und mich irgendwo mit Parnell treffen, wo es sicherer ist als hier.
    »Keine Ahnung. Moment. Unten hab ich Landkarten gesehen.«
    Sie geht und kehrt kurz darauf mit einer einfachen Schwarzweiß-Landkarte zurück, ungefähr so groß wie ein Tischset, wie sie Hotels für ihre Gäste bereithalten. Ich sitze auf dem Bett und studiere sie. Die Karte zeigt die wichtigsten Gebäude in Mak­kovik – Polizeirevier, Laden, Krankenhaus (einmal im Monat kommt der Arzt) und den Flughafen, eine halbe Meile westlich des Gasthauses gelegen. Der zerklüftete Küstenverlauf in Richtung Nain besteht aus zahllosen schmalen Meeresarmen und Halbinseln.
    »Das ist verrückt«, sage ich. »Wo ist der Highway?«
    Margot setzt sich und sieht mir über die Schulter. »Ich glaube, es gibt keinen. Oder, sehen Sie mal, da, da ist einer. Aber der führt von Happy Valley aus nur nach Westen.«
    »Es muss doch ein paar Straßen geben, die nur nicht eingezeichnet sind.«
    »Ich weiß nicht. Im Winter wären sie ja sowieso alle unpassierbar. Die Leute haben hier oben Motorschlitten als Fortbewegungsmittel. Wo wollen Sie denn hin?«
    Ich starre

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