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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Dabei hatte sie aus verschiedenen Gründen gedacht, es würde einfacher sein.
    Kate hatte Mühe, die Fassung zu wahren. Sie nippte an ihrem Wein, trank einen Schluck Wasser, wischte sich mit der Serviette den Mund ab, spielte mit ihrer Gabel.
    Schließlich kehrte Dexter an den Tisch zurück. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte das nicht tun.«
    Die Kellner stellten zwei weiße Schalen auf den weiß gedeckten Tisch. Die Suppe. Ein paar Esslöffel, garniert mit etwas, das wie Hummerfleisch aussah.
    »Kannst du das verstehen? Dass ich das tun musste?«
    Kate starrte in ihre Suppe.
    »Erstens«, fuhr Dexter fort, »weiß ich nichts von fünfundzwanzig Millionen Euro.« Wie sie am Vorabend in der eisigen Kälte auf ihrem Balkon vereinbart hatten, würde ihr Gespräch drei schwere Lügen beinhalten. Dies war die erste. »Und ich habe auch niemandem Geld gestohlen.« Das war die zweite.
    »Allerdings muss ich zugeben, dass die Art und Weise, wie ich mein Geld verdiene, nicht hundertprozentig legal ist.«
    »Du arbeitest also nicht als Sicherheitsexperte?«
    »Nein, nicht mehr. Ich handle mit Wertpapieren. Ich mache das schon seit ein paar Jahren, am Anfang war es eher ein Hobby. Vor anderthalb Jahren hatte ich plötzlich eine kleine Erfolgsserie, außerdem hatte ich meinen Job satt, deshalb habe ich … es tut mir wirklich leid, Kate … gekündigt.«
    Ein Aushilfskellner trat an ihren Tisch, räumte die Teller ab und verschwand.
    »Und inwiefern ist das, was du da tust, illegal?«
    »Ich hacke mich in Computer ein und verschaffe mir so Insiderinformationen. Die ich benutze, um sicherzugehen, dass meine Geschäfte auch Profit abwerfen.« Lüge Nummer drei. Ganz ruhig und scheinbar gelassen ausgesprochen. Sehr professionell.
    Ein Kellner erschien, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Eine völlig groteske Frage in dieser Situation.
    »Wie viel Geld hast du damit gemacht?«
    »Bisher habe ich mit dieser … Arbeit … rund sechshunderttausend Euro verdient.«
    Kate lächelte Dexter zu und nickte ermutigend. Die vergangenen zwei Minuten waren der schwierigste Teil ihrer Unterhaltung gewesen, die größte Herausforderung seiner schauspielerischen Fähigkeiten. Dexter hatte sie hervorragend gemeistert. Der Rest würde leichter sein. Und näher an der Wahrheit.
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    Wieder hoben die Kellner feierlich zwei Hauben, unter denen winzige Vogelbrüste in einer samtig braunen Sauce mit Babygemüse zum Vorschein kamen.
    »Wer ist diese Marlena? Sie haben mir Fotos von dir mit dieser wunderschönen Frau gezeigt.«
    »Eine Prostituierte. Sie hilft mir, indem sie die Männer verführt und sich Zugang zu ihren Computern verschafft. Auf diese Weise hacke ich mich in ihre Systeme ein.«
    »Das ist ja widerlich.«
    Er verteidigte sich nicht.
    »Also hast du gar keinen richtigen Job. Aber ich habe doch einen Vertrag gefunden, den du zwischen irgendwelchen Unterlagen versteckt hast. War das eine Fälschung?«
    Er nickte.
    »Aber eine Arbeitserlaubnis hast du? Wir halten uns legal hier auf, ja?«
    »Ja. Ich habe hier eine Firma.«
    »Aber als wir herkamen, gab es doch ein Problem bei der Botschaft.«
    »Das Problem war, dass ich die Arbeitserlaubnis schon viel früher beantragt hatte. Lange bevor wir herkamen. Und in der Zwischenzeit –«
    »Mit Zwischenzeit meinst du etwa ein Jahr?«
    »Genau. In diesem Jahr ist die luxemburgische Regierung dazu übergegangen, die Kopien der neu erteilten Arbeitserlaubnisse direkt an die Botschaften zu schicken. Von dieser Änderung wusste ich allerdings nichts. Wäre alles normal gelaufen, hätte die amerikanische Botschaft im September eine Kopie meiner Arbeitserlaubnis bekommen müssen, hätte man sie mir tatsächlich zu dem Zeitpunkt erteilt, von dem sie – und du – ausgingen. Aber das war eben nicht der Zeitpunkt, an dem sie wirklich erteilt wurde.«
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    »Was machen wir jetzt mit ihnen?«, fragte Kate.
    »Mit den Macleans?«
    »Ja.«
    »Sie können keine Beweise haben, dass ich fünfundzwanzig Millionen Euro gestohlen habe. Aus dem einfachen Grund, weil ich es nicht getan habe. Deshalb besteht kein Grund zur Sorge.«
    »Aber wie bringen wir sie dazu, dass sie uns in Ruhe lassen?«, fragte Kate. »Dass sie verschwinden?«
    Sie betrachtete den zweiten Hauptgang, zwei perfekt rosa gebratene Lammkoteletts, deren Knochen wie zwei gekreuzte Schwerter auf dem Teller arrangiert waren. Dazu frischer Wein aus Gläsern so groß wie Kinderköpfe, eine tiefrote Flüssigkeit – eine

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