Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
Vom Netzwerk:
nobelste Restaurant des Landes, und der Küchenchef hatte eine der wichtigsten gastronomischen Auszeichnungen der Welt verliehen bekommen – wenn das auch einige Zeit her war.
    »Ich weiß es«, sagte Kate. Ihr gesamter Körper schien vor Anspannung zu prickeln. Ihr war klar, dass dieses Gespräch äußerst heikel werden würde.
    »Was weißt du?« Dexter schob sich das undefinierbare Etwas auf seiner Gabel in den Mund.
    »Ich weiß, dass du nicht als Sicherheitsberater für eine Bank arbeitest.«
    Dexter starrte sie an, langsam kauend. »Ich fürchte, ich verstehe nicht, wovon du sprichst.«
    »Ich weiß von dem geheimen Bankkonto.«
    Einen Moment lang hielt sein Kiefer still, dann kaute er mit nachdenklichem Gesichtsausdruck weiter.
    Kate schwieg. Er war am Zug, und sie würde warten, bis er so weit war. Er schluckte, dann nahm er die Serviette von seinem Schoß und tupfte sich die Mundwinkel ab.
    »Was genau«, sagte er, »glaubst du denn zu wissen?«
    »Versuch nicht, es abzustreiten.« Sie registrierte, dass ihr Tonfall feindseliger klang als beabsichtigt.
    »Wer hat dir etwas erzählt? Und was genau?«
    Der Abstand zwischen den einzelnen Tischen war so groß, dass niemand etwas von ihrem Gespräch mitbekam.
    »Mir brauchte niemand etwas zu erzählen«, antwortete sie. »Ich habe das Konto mit den fünfundzwanzig Millionen Euro gefunden, Dexter.«
    »Nein, das hast du nicht«, sagte er langsam und sehr ruhig, »weil es nämlich gar nicht existiert. Ich habe kein Konto mit fünfundzwanzig Millionen Euro.«
    Kate starrte ihn an. Er starrte zurück. »Wer hat mit dir geredet, Kat?«
    Sie murmelte etwas.
    »Wer?«
    »Bill und Julia. Sie sind beim FBI und arbeiten im Augenblick für Interpol.«
    Dexter musterte sie nachdenklich.
    »Sie sind hierhergekommen, nach Luxemburg, weil sie dich schnappen wollen, Dexter. Das hier ist eine Riesenermittlung wegen eines schweren Verbrechens. Und du bist der Verdächtige.«
    Zwei Kellner traten an ihren Tisch und stellten zwei mit Silberhauben bedeckte Teller vor ihnen ab, die sie zeitgleich anhoben. Einer der beiden erklärte auf Englisch, wobei es sich bei dem Gericht handelte – aber es konnte auch Suaheli gewesen sein, denn Kate hörte nicht hin.
    »Hast du das Geld gestohlen, Dexter?«
    Er sah sie nur an.
    »Dex?«
    Er blickte auf seinen Teller, griff nach seiner Gabel. »Wenn wir aufgegessen haben«, sagte er, »werden wir für einen Moment auf die Toilette gehen.«
----
    Dexter schloss die Tür ab. »Zeig mir, dass du nicht verwanzt bist.«
    Sie sah ihn an, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    »Zeig es mir.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Ich muss es tun.«
    Erstaunt stellte sie fest, wie invasiv sich sein Vorgehen anfühlte. Andererseits musste sich jemand wie er so verhalten. Genau das erwartete man von ihm.
    Kate zog ihre Bluse aus. Es war lange her, seit sie gefilzt worden war, und nun gleich zweimal innerhalb einer Woche. Sie zog den Reißverschluss ihres Rocks herunter und trat heraus. Dexter betastete die Säume, den Reißverschluss. Dabei würde er eine Wanze nicht mal erkennen, wenn sie ihn in die Nase biss.
    Er reichte ihr ihre Sachen.
    Heutzutage gab es Abhörsender in jeder Form und Größe. Der, den sie im Moment bei sich trug, bestand beispielsweise aus einer winzigen Scheibe auf der Unterseite ihrer Armbanduhr; jener Uhr, die Dexter ihr am Weihnachtsmorgen in den Alpen geschenkt hatte. Die Original Schweizer Uhr, die auf der Herrentoilette einer Brasserie in der Innenstadt von einem FBI-Undercoveragenten präpariert worden war und nun in der silbern tapezierten Toilette eines Nobelrestaurants den wachen Augen eines amerikanischen semiprofessionellen Verbrechers entging.
    Kate zog sich wieder an.
    Dexter öffnete ihre Handtasche und begann darin zu kramen – Lippenstift und Puderdose, Handy, Stifte und Schlüssel und ein Päckchen Kaugummi und allerlei anderer Krimskrams, der ohne Weiteres als Abhörgerät dienen könnte. Es war völlig ausgeschlossen, dass er die Handtasche nach einer so flüchtigen Durchsuchung als sauber durchgehen lassen würde.
    »Ich werde die Tasche jetzt in den Wagen stellen«, sagte er, »und dann treffen wir uns am Tisch wieder.«
----
    Sie verließ die Toilette und stützte sich im Flur für einen Moment an der Wand ab, ehe sie tief Luft holte und ins Restaurant zurückkehrte.
    Das hier war schlimmer, als sie angenommen hatte. Sie war schon häufig in Situationen wie dieser gewesen, aber niemals mit ihrem eigenen Mann.

Weitere Kostenlose Bücher