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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Tischplatte und verschränkt die Finger. Der Brillant ihres Verlobungsrings funkelt im Licht. Wen wird Julia wohl heiraten? Oder ist das nur das Requisit einer neuen Tarnung?
    »Ja«, sagt Bill, schlägt die Beine übereinander und sucht eine möglichst bequeme Position, bevor er seine Geschichte erzählt. »Du weißt natürlich, dass jemand ihm im Zuge einer Transaktion ein riesiges Vermögen gestohlen hat.«
    Kate fällt auf, dass Bill den genauen Betrag nicht nennt.
    »Ich habe davon gehört«, sagt Dexter.
    Die beiden Männer halten Blickkontakt. Eine Pokerpartie. Beide bluffen. Oder tun zumindest so.
    »Nun ja, der Lieferant des Colonel, ein russischer Exgeneral namens Velten, war natürlich außer sich vor Wut, als nach Abschluss des Geschäfts eine so hohe Summe auf seinem Schweizer Konto fehlte.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Aus diesem Grund hat der Colonel in West London eine ziemlich unbequeme Nacht verbracht. Für den unbeteiligten Beobachter sah es zwar nach einem ziemlich angenehmen Abend aus, als er mit einer umwerfend schönen russischen Prostituierten namens Marlena in einem Dreisternerestaurant beim Essen saß, aber ich bin mir sicher, er hatte die Hosen voll bis zum Anschlag.«
    Bill schwenkt sein Weinglas, nippt daran und behält den Wein einen Moment im Mund, ehe er schluckt.
    »Deshalb«, fährt er fort, »hat der Colonel gleich am nächsten Morgen sein ganzes Hab und Gut – Autos, Schmuck, Jachten und alles andere – dem General übereignet. Innerhalb weniger Wochen hatte er sein Londoner Apartment verkauft und den Erlös dem General ausgehändigt. Dann –«
    »Wo war es denn?«
    Überrascht sehen beide Männer Kate an.
    »Wo war was?«
    »Das Apartment.«
    »In Belgravia«, antwortet Bill und wendet sich wieder Dexter zu.
    »Wo genau?«
    »Wilton Crescent.«
    Kate wirft ihrem Mann einen Blick zu. Er zuckt flüchtig mit den Achseln – schuldig im Sinne der Anklage und bereit, die Strafe dafür zu kassieren, dass er einen Riesenhaufen Geld besitzt. Jetzt weiß auch Kate, weshalb sie damals in dieser Straße am Belgravia Square mit all den feudalen weißen Häusern gestanden und phantasiert haben, wie es wäre, wenn sie eines Tages reich wären. Damals wäre sie nicht im Traum darauf gekommen, dass ihr Ausflug in diese Gegend einen tieferen Sinn haben könnte. Noch eine seiner wortlosen Lügen.
    »Der Colonel hat sein Apartment in New York verkauft, aber der Markt war am Boden, insbesondere in dieser Preisklasse. Und es musste schnell gehen. Deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als einen echten Schleuderpreis zu akzeptieren.« Bill wendet sich an Kate. »Ich glaube, dieses Apartment war auf der 68. Straße, East, in der Nähe der 5th Avenue.«
    »Danke für dieses Detail.«
    »Gern geschehen.«
    »Also stand er jetzt mit leeren Händen da«, folgert Dexter, um das Gespräch wieder auf Bills Geschichte zu lenken. »Hatte aber immer noch einen Riesenberg Schulden am Hals.«
    »Genau. Der Colonel hatte alles versucht, einen neuen Deal auf die Beine zu stellen. Diesmal ging es um ein geheimes Lager mit Boden-Luft-Raketen, aber mittlerweile hatte sich längst herumgesprochen, welches Debakel er mit der Kongo-Sache erlebt hatte. Deshalb gestaltete sich das Ganze ziemlich schwierig. Der General hat unterdessen mehr Geduld an den Tag gelegt, als man von ihm hätte erwarten können. Ein ganzes Jahr war seit dem Tag vergangen, als die Katastrophe mit der Transaktion passiert war.«
    »Und wieso war er so geduldig?«, fragt Dexter.
    »Weil Velten gar nicht pleite war. Weil er die MiG-Jets nämlich gestohlen hatte. Deshalb war er fein raus. Trotzdem wollte er, dass der Colonel seine Schulden bei ihm beglich. Schließlich hatte er ja einen Ruf zu verlieren. Am Ende schaffte der Colonel es tatsächlich, den Deal auf die Beine zu stellen, aber leider platzte er in letzter Sekunde.«
    »Wieso?«
    »Ich persönlich glaube, irgendjemand aus den Reihen der amerikanischen Polizei hat seinem Lieferanten gesteckt, dass der Colonel überwacht wird, und zwar genauestens.«
    »Interessant«, bemerkt Dexter. »Das nenne ich Pech.«
    »Großes Pech sogar.«
    »Also hatte der Colonel kein Geld«, fährt Dexter fort, »und noch dazu waren ihm die Hände gebunden.«
    »Völlig richtig«, stimmt Bill zu. »Und was hat er deiner Meinung nach getan?«
    »Ich schätze, er ist untergetaucht.«
    »Absolument. Er hat sich nach Bali, Buenos Aires oder wohin auch immer abgesetzt. Irgendwohin, wo ein gesuchter

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