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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Maschine steigen, nach … wohin? Nach Washington? Wer wäre dort an ihrer Seite? Wer würde sie auffangen? Bei wem könnte sie sich ausweinen?
    Dexter war alles, was sie hatte. Seit sie erwachsen war. Sie erinnerte sich noch, wie sie am Ende einer Operation in einer eiskalten Militärmaschine gesessen, auf die Nieten in der blaugrauen Stahlwand gestarrt und festgestellt hatte, dass es nur einen einzigen Menschen gab, auf den sie sich freute.
    Sie stand mit dem Rücken zu Dexter und schluckte die Tränen hinunter. Sie zogen ihre Mäntel und Stiefel an und traten hinaus in die Kälte des zugigen Balkons, der auf die Schlucht hinausging. Drinnen brannte nur eine einzige Lampe, doch sie spendete genug Licht, um ihre Gesichter zu erhellen. Sie sah ihm an, dass er genau wusste, was los war.
    »Dexter«, sagte sie und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, doch es war vergeblich. »Ich weiß von den gestohlenen fünfundzwanzig – oder vielleicht sind es ja auch fünfzig – Millionen. Ich weiß von den Nummernkonten, von LuxTrade und dem Bauernhaus. Ich weiß … ich weiß, dass du nicht als Sicherheitsberater für eine Bank arbeitest. Und ich weiß, dass du das, was du hier tust, was immer das genau ist, nicht erst seit gestern tust.«
    Der Wind wehte Dexter ins Gesicht, und er erschauderte. »Ich kann dir alles erklären.«
    »Genau das verlange ich auch. Eine Erklärung. Überzeug mich davon, dass ich mich irre. Oder gib zu, dass ich recht habe.«
    Kate kannte die Wahrheit bereits, deshalb war es nicht das, was sie sich von diesem Gespräch erhoffte. Sie wollte sehen, ob Dexter alles abstreiten würde. Ob er versuchen würde, ihr noch mehr Lügen aufzutischen. Ob alle Hoffnung verloren war.
    Und für den Bruchteil einer Sekunde, als sie dort oben standen, fünfzehn Meter über der Kopfsteinpflasterstraße, fragte sie sich, auch wenn es noch so absurd war, ob Dexter versuchen würde, sie zu töten.
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    Zahllose Male hatte Kate die unterschiedlichen Varianten dieses Gesprächs durchgespielt. Wenn Dexter A sagte, würde sie B sagen, dann würde er C sagen und so weiter und so weiter. Sie hatte sich ein Best-Case- und ein Worst-Case-Szenario ausgemalt und einzuschätzen versucht, welches das wahrscheinlichere war. Es gab mehrere Varianten, die damit endeten, dass sie die Kinder nehmen, das Haus verlassen und Dexter nie wiedersehen würde; sie hatte sogar die Möglichkeit in Betracht gezogen, ihre Waffe zum Einsatz zu bringen. Die Beretta lag direkt hinter ihr, auf dem Heizkörper im Wohnzimmer hinter dem Vorhang, den sie im Belle-Étoile-Einkaufszentrum gekauft hatte. Die Löcher für die Gardinenstange hatte sie selbst gebohrt, mit der Bohrmaschine aus dem Baumarkt. All das war noch gar nicht lange her und doch so lange, dass es sich anfühlte, als wäre es in einem anderen Leben passiert. Lange bevor ihr Leben angefangen hatte, in seine Bestandteile zu zerfallen. Oder zumindest bevor sie sich dessen bewusst geworden war.
    Dexter öffnete den Mund. In diesem Moment liefen die Szenarien aus ihrer Phantasie wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. »Du hast recht«, sagte Dexter, doch sie hörte es kaum.
    Sie erwiderte nichts darauf, und er machte keine Anstalten, etwas hinzuzufügen. Einen Moment lang standen sie schweigend da, ohne einander anzusehen.
    »Wieso stehen wir hier draußen?«, fragte Dexter schließlich, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Weil Bill und Julia FBI-Agenten sind, die für Interpol arbeiten und gegen dich ermitteln. Unser Computer wird überwacht, sie haben unseren Wagen mit einem GPS-Sensor versehen, unsere Telefone werden abgehört, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Wohnung verwanzt ist.«
    Er schwieg einen Moment lang. »Aber hier draußen sind wir sicher?«
    Kate zuckte die Achseln, dann wandte sie sich ihm zu. Seine Miene verriet tiefe Besorgnis. Das ist ein gutes Zeichen, dachte sie . Bliebe er ganz ruhig, würde das bedeuten, dass es ihm egal ist. Das wäre wesentlich schlimmer.
    »Darf ich es dir jetzt erklären?«, fragte er. »Bitte.«
    Sie nickte.
    »Aber es ist eine ziemlich lange Geschichte.« Dexter deutete auf die Stühle und wartete, bis sie sich gesetzt hatte, ehe auch er sich setzte.
    »Du erinnerst dich, dass mein Bruder bei der Marine war?«
    Was zum Teufel sollte das denn bedeuten? »Natürlich«, blaffte sie ihn an, aggressiver als beabsichtigt. »Ja«, fügte sie etwas sanfter hinzu.
    »Und du weißt auch, dass er im Bosnienkrieg getötet wurde. Aber ich

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