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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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sagt Julia, »wem hast du eigentlich was erzählt?«
    »Ich habe Amber Mandelbaum, der jüdischen Südstaaten-Supermami und Klatschbase allererster Güte, erzählt, Julia – meine beste Freundin – hätte meinem Ehemann die Zunge in den Rachen geschoben. Was für ein Miststück! Natürlich konnten wir danach unmöglich noch länger befreundet sein.«
    »Natürlich.«
    »Deshalb seid ihr weggezogen«, fährt Kate fort. »Du hattest ohnehin nicht allzu viele Freundinnen – schließlich warst du nicht in Luxemburg, um dir ein richtiges Leben dort aufzubauen –, und wahrscheinlich war es für dich, Bill, ebenfalls eine Erleichterung, auf diese Weise deine Geliebte, Jane, loszuwerden. Ich kann mir vorstellen, dass sie ziemlich anstrengend war. Sehr fordernd.«
    Julia sieht ihn zornig an.
    »Aber streng genommen war sie ja gar keine Geliebte, da du zu diesem Zeitpunkt mit keiner anderen Frau verheiratet warst.«
    Bill zeigt keinerlei Reaktion.
    »Jedenfalls musstet ihr mit leeren Händen nach Washington zurückkehren. Es tat dir leid, und du hast dich in Grund und Boden geschämt, weil du dich geirrt hattest. Dexter Moore war gar nicht der Dieb. Interpol-Akte geschlossen. Der FBI-Büroalltag hatte dich wieder im Würgegriff, derselbe Trott wie zuvor. Aber nachdem du so viel Zeit und Geld in eine so himmelschreiend erfolglose Ermittlung investiert hattest, war dein Stern natürlich am Sinken. Das stimmt doch, oder, Julia?«
    Auch Julia schweigt.
    »Folglich war es keine große Überraschung, als du gekündigt hast. Noch dazu, als herauskam, dass ihr beide, die die ganze Zeit so getan hattet, als wärt ihr liiert, inzwischen tatsächlich ein Paar wart.«
    Bill verlagert sein Gewicht auf dem Stuhl. Dexter sieht, wieder einmal, verwirrt in die Runde. Julia nickt knapp. Dexter schüttelt fassungslos den Kopf.
    »Das kommt ziemlich oft vor, stimmt’s?«, fährt Kate fort. »Mir ist es allerdings nie passiert, keine Sorge. Aber ich habe es häufig miterlebt. Bei anderen Agenten.«
    Kate hält einen Moment inne und denkt darüber nach, ob sie weitermachen soll. Sich hinreißen zu lassen, allen zu beweisen, wie schlau man ist, gehört zu den gefährlichsten Versuchungen. Manchmal endet so etwas mit einer Kugel in der Brust.
    Aber sie kann sich einfach nicht beherrschen. »Los, Julia, sag es uns – wann hast du Bill eingeweiht?«
    »Ist das wichtig?«
    »Für mich schon.«
    »Ich habe es ihm gesagt, nachdem ich gekündigt hatte«, antwortet sie. »Nachdem wir gekündigt hatten.«
    Kate ruft sich den vorletzten Winter in Luxemburg in Erinnerung, diesen Abend im Restaurant, als sie und Dexter ihre Show für den FBI-Abhörsender abgezogen haben. Und den vorhergehenden Abend mit Dexters – nahezu umfassendem – Geständnis.
    »Und seit wann seid ihr zusammen?«
    »Seit ein paar Monaten.«
    Kate sieht zu Bill hinüber, der bisher geschwiegen und zugehört hat, wie jemand anderes seine Seite der Geschichte erzählt. Oder zumindest einen Teil davon.
    »Wieso hast du es ihm gesagt?«, fragt Kate.
    »Ich liebe ihn«, antwortet Julia. »Wir leben zusammen.« Sie hält ihre Hand hoch. »Wir sind verlobt.«
    »Wie nett«, sagt Kate mit einem angedeuteten ironischen Lächeln. »Glückwunsch. Aber wann genau seid ihr zusammengekommen?«
    »Was interessiert dich das?«, fragt Bill. Mittlerweile ist er hellhörig geworden und wirkt nicht mehr ganz so gelassen wie zuvor. Vermutlich weiß er nur zu gut, worauf Kates Fragerei hinausläuft.
    »Ich bin nur neugierig und will die Geschichte verstehen.«
    Bill starrt sie durchdringend an. Kate weiß jetzt, dass er weiß, dass sie weiß.
    »Gegen Ende«, antwortet Julia, »kurz bevor wir Luxemburg verlassen haben.«
    Kates Gedanken kehren zu der Parkbank in Kirchberg zurück, auf der die beiden Kate mit den Fakten konfrontiert haben.
    »Also wart ihr zu Weihnachten nicht zusammen in den Alpen?«
    Julia kichert.
    »Ihr habt euch Silvester nicht betrunken und dann gevögelt?«
    Kate bekommt nicht mit, wie Bills Hand unter den Tisch gleitet.
    »Nein.«
    Kate denkt an den Augenblick, als Julia »Fünfundzwanzig Millionen Euro« sagte, an Bills unübersehbare Verwirrung. Daran, wie er den Mund geöffnet hat, um etwas zu sagen, um Julia zu korrigieren, ehe er sich eines Besseren besonnen und entschieden hat, sie nicht auf ihren Versprecher aufmerksam zu machen. Doch viel später, nach ihrer Rückkehr nach Washington, hat er den Betrag von seinem Büro in seinem Apartment aus überprüft und

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