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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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es Kate lieb war. Julia trug ihr Bedürfnis nach Vertrautheit förmlich auf der Zunge und bettelte Kate regelrecht an, sich ihr in derselben Art und Weise zu öffnen. Trotz ihrer souveränen Fassade war Julia eine zutiefst verunsicherte Frau. Sie hatte Pech in der Liebe gehabt, keinerlei Vertrauen in Beziehungen und war mit jeder Form von Intimität völlig überfordert. Ähnlich wie Kate war auch sie ihr ganzes Leben lang einsam gewesen, bis sie zufällig Bill begegnet war. Doch selbst jetzt noch verhielt sie sich, als wäre die Einsamkeit ihr täglicher Begleiter, als lebe sie in ständiger Sorge, ihr Glück könnte ihr entrissen werden.
    Kate wusste nicht, was sie auf Julias Frage antworten sollte. Sie wusste nicht einmal, wie ihre ganz private Antwort lauten würde. Unmittelbar nach dem Umzug nach Luxemburg hatte sich ihre Beziehung zu Dexter verbessert – Dexter war zwar auch früher ein liebevoller, aufmerksamer Mann gewesen, doch die Umstände hatten sie noch enger zusammenrücken lassen. Die Veränderung hatte ihnen gutgetan. Ihrer Ehe. Für Kate war sie nicht gut gewesen.
    Doch seit einiger Zeit war Dexter immer häufiger unterwegs, reiste Gott weiß wohin. Sie brachte kaum noch die Energie auf, sich anzuhören, wohin er diesmal flog. Und wenn er zu Hause war, wich er ihr zunehmend aus, war geistesabwesend und distanziert.
    Kate war sich nicht sicher, wie lange es noch dauern würde, bis sie ihr Versprechen brechen würde, ihn nicht auszuforschen. Welchen Vergehens verdächtigte sie ihn? Dass er sie betrog? Dass er eine Krise durchlebte? Hatte er Probleme im Job und wollte ihr nichts davon erzählen? War er wegen irgendetwas sauer auf sie?
    Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, in welchem Bereich das Problem liegen mochte. Oder ob es überhaupt eines gab. Und obwohl sie das vage Gefühl hatte, mit ihm darüber reden zu müssen, überwog ihr Bedürfnis, ihre Sorge für sich zu behalten. Sie hatte schon immer gut damit leben können, dass Dinge nicht ausgesprochen wurden. Geheimnisse waren ihr Spezialgebiet.
    Kate sah Julia in die Augen, sah die Tür, hinter der eine neue Ebene ihrer Freundschaft lag, und beschloss, nicht hindurchzugehen. So, wie sie es ihr ganzes Leben lang gemacht hatte.
    »Ja«, sagte sie. »Er ist ein toller Ehemann.«
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    Allmählich stellte sich eine gewisse Routine ein.
    Dienstags und donnerstags machte Kate, nachdem sie die Kinder zur Schule gebracht hatte, ihre Französisch-Hausaufgaben, dann fuhr sie zum Unterricht. Kates Lehrerin, eine irritierend junge und gutmütige Somalierin, zeigte sich sehr beeindruckt von ihren raschen Fortschritten und ihrem natürlich klingenden Akzent. Französisch war ein Kinderspiel für Kate, schließlich sprach sie nicht nur seit Jahren fließend Spanisch, sie beherrschte sogar die Dialekte, die in Kuba, Nicaragua sowie im nördlichen und östlichen Mexiko gesprochen wurden.
    Zwei- oder dreimal pro Woche ging sie ins Fitnessstudio. Sie war Ambers Empfehlung gefolgt und hatte sich in einem reichlich bizarren Club angemeldet, in dem es zwar Schinkensandwiches und Cappuccino gab, aber weder Leihhandtücher noch Kurse, die morgens stattfanden. Es öffnete überhaupt erst um neun Uhr.
    Die restliche Zeit fuhr Kate durch die Gegend und suchte nach irgendwelchen Dingen. Sie fuhr mit dem Wagen eine halbe Stunde bis zu einem großen Spielwarengeschäft in einem Einkaufszentrum namens Foetz , das Fatz ausgesprochen wurde. Sie suchte nach einer Actionfigur, die, wie sich herausstellte, sehr schwer zu bekommen war, und zwar nach Robin – eigentlich kein Wunder, denn wer wollte schon Robin haben, wo es Batman an jeder Ecke gab? Aber Ben stand nun mal auf Robin.
    Sie fuhr ins fünfundvierzig Minuten entfernte Metz, um einen Pürierstab zu besorgen.
    Sie fuhr die Hauptstraßen rings um Luxemburg ab – die Route d’Arlon, die Route de Thionville, die Route de Longwy –, klapperte die Einkaufszentren ab und aß in indischen Restaurants zu Mittag, wo es geschmacksneutrales Tikka Masala mit fettigem Naan vom Bufett gab.
    Sie saß am Computer und recherchierte Ziele für Wochenendtrips, Hotels und Sehenswürdigkeiten, Flüge und Autobahnen, Restaurants und Zoos.
    Sie fuhr mit dem Auto durch verschiedene Waschanlagen. In einer saß sie eine geschlagene halbe Stunde fest. Ein besorgter Angestellter im Overall kam alle paar Minuten vorbei, um nach ihr zu sehen, und meinte irgendwann, es stehe ihr natürlich frei, die Polizei zu rufen.
    Sie ging zum

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