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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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faltete es zusammen und schob es in die Tasche. Sie würde sich die durchgedrückten Zahlen später ansehen.
    Der Laptop war hochgefahren, nur im Ruhezustand. Sie drückte eine Taste.
    Der Computer ist gesperrt. Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein. Es war nicht einmal den Versuch wert.
    In den Schreibtischschubladen lagen ein paar Wörterbücher sowie noch mehr Notizblöcke und Stifte. Eine Schublade war mit einer Hängevorrichtung ausgestattet, in der mehrere Akten hingen. Kontoauszüge verschiedener Konten. Der Name auf den Auszügen lautete Bill Maclean, als Adresse war das Haus angegeben, in dem sie sich befand.
    Sie stieß auf ein paar Zeitschriften, Newsletter, sonstige Schreiben, geschäftliche Unterlagen. Kate zog eine Ausgabe des Economist aus einem Stapel. Sie war glatt und unversehrt, ohne Kaffee- oder Wasserflecken. Vielleicht sogar ungelesen. Bill schien ein sehr reinlicher, ordentlicher Mann zu sein.
    Kate lehnte sich auf dem Drehstuhl zurück und ließ den Blick ziellos durch den Raum schweifen, ohne zu wissen, wonach sie Ausschau halten sollte.
    Zu dem Büro gehörte ein kleines Schlafzimmer mit einem schmalen, nachlässig gemachten Doppelbett. Weiche Laken. Vier Standardkissen und ein großes Zierkissen. Ein zweites Bett mit zerknüllten Laken. Wer schlief hier?
    In der Nachttischschublade lag ein 24er-Kondompäckchen, von denen jedoch nur noch eine Handvoll übrig war. Wer vögelte hier?
    Kate legte sich auf das Bett neben der Kondomschublade, ließ jedoch die Füße auf dem Boden. Sie presste die Nase in die Kissen. Sie rochen nach Rasierschaum. Oder Aftershave. Nach Bill.
    Sie streckte die Hand aus und tastete um den Nachttisch herum … nichts. Sie schob die Hand unter den Tisch und strich vorsichtig über das Furnier, aber auch hier fand sich nichts.
    Sie schob den Arm unters Bett, unter die Holzlatten des Rosts. Da war etwas … Leder … sie zog die Hand ein Stück zurück.
    Kate begann zu zerren, ohne zu wissen, woran, ehe sie das Ding in der Hand hielt. Sie blickte durch die Schlafzimmertür in das angrenzende Büro und richtete die Glock 22, die Bill mit Klebeband unter der Matratze des Bettes befestigt hatte, aus einem spontanen Impuls auf die Eingangstür.

TEIL II

Heute, 12:02 Uhr
    Kate steht vor den Terrassentüren im Wohnzimmer und lässt den Blick durch den Raum schweifen: ein Teppich neben dem anderen, hohe Decken mit weißem Stuck, Regale voller Bücher, Vasen mit Schnittblumen, kleine Ölgemälde in üppig verzierten Rahmen und opulent in Gold gerahmte Spiegel mit blinden Flecken.
    Die ganze Zeit schon grübelt sie über diese Frage nach, die in ihrem Unterbewusstsein rumort und mit all dem kollidiert, was sie über ihr heutiges Leben weiß oder zu wissen glaubt. Über Dexter und die Geschichte, wie sie sich kennengelernt haben. Sie kollidiert mit alten Erinnerungen, die sie zwingen, alles, was sie zu wissen glaubte, auf den Prüfstand zu stellen und aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Der eine völlig andere Erklärung nahelegt. Es hat etwas mit dem College zu tun …
    Kate durchquert das Wohnzimmer, geht an den übergroßen Bildbänden vorbei, die in einem extrahohen Regalfach stehen, zieht Dexters Jahrbuch heraus, setzt sich hin und schlägt das Buch auf ihrem Schoß auf.
    Sie blättert durch das Alphabet, schlägt das Buch ein Stück zu weit vorn auf, sodass sie eine Seite nach der anderen zurückblättern muss, bis sie endlich auf eine jüngere Ausgabe von Dexter Moore stößt – derselbe Wuschelkopf, dieselbe glatte Stirn.
    Inzwischen ist sie sich sicher, dass sie finden wird, wonach sie sucht.
    Dieser scheinheilige Dreckskerl.
    Kate hat den Namen nur ein einziges Mal gehört, vor knapp zwei Jahren in Berlin. Und mit Sicherheit endete er auf -owski. Das wird ihr helfen, ihre Vermutung zu bestätigen, wenn sie erst einmal das richtige Gesicht dazu gefunden hat.
    Sie schlägt die ersten Seiten mit den Porträtaufnahmen der Schüler auf und betrachtet jedes einzelne Foto eingehend, Fotos von vor zwanzig Jahren, von Jungen und Mädchen, die heute längst erwachsene Männer und Frauen sind. Seite um Seite, ganz geduldig. Plötzlich ist alles sonnenklar. So klar, dass es ihr förmlich ins Gesicht springt.
    Es dauert nicht lange, bis sie es gefunden hat. Wenn man die zwei Jahre nicht mitrechnet, in denen sie nicht gewusst hat, wonach sie sucht.
    Doch nun – ein radikaler Paradigmenwechsel. Sämtliche Puzzleteilchen beginnen sich zu bewegen,

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