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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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bleiben.
    Irgendwo mussten die Daten sein.
    Sie brauchte zwei geschlagene Stunden, um sich durch den Inhalt der Schreibtischschublade zu arbeiten, jeden Fetzen Papier, jeden Umschlag, jeden Ordner zu durchforsten, Ausdrucke, Kritzeleien auf Telefonrechnungen, alles, worauf Dexter irgendetwas notiert haben könnte.
    Nichts.
    Kate wandte sich den Büchern zu, von denen sie sich in Washington nicht hatten trennen wollen, doch das Einzige, worauf sie stieß, waren ein paar unterstrichene Zeilen in Ignaz oder Die Verschwörung der Idioten, die offenbar Eindruck bei ihm hinterlassen hatten.
    Als Nächstes nahm sie jedes Notizbuch unter die Lupe, das sie in der Wohnung finden konnte. Als sie damit fertig war, nahm sie sich die Scheckbücher, Kontoauszüge und Belege ihrer amerikanischen Bank vor. Die Fotoalben. Die Pässe der Jungs. Die Nachttischschublade. Den Arzneischrank. Manteltaschen. Küchenschubladen. Nichts.
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    Um halb elf Uhr abends kehrte Dexter völlig erledigt nach Hause zurück. Es kam ihr vor, als wäre er jahrelang fortgewesen, nicht nur einen Tag. Sie wechselten kaum ein Wort – Flug okay, Meeting okay –, ehe er sich mit einem dicken Wälzer über den Finanzmarkt ins Bett zurückzog.
    Noch immer hatte er kein Wort über die Videokamera in seinem Büro verloren. Und auch über sonst nichts, was von Bedeutung gewesen wäre.
    Sie legte sich auf ihre Seite, schlug ihre Zeitschrift auf, überflog den Inhalt und begann zu blättern. Sie versuchte zu lesen, doch ihre Augen überflogen die Worte und Bilder nur.
    Wenig später war Dexter eingeschlafen. Kate blieb sitzen und blätterte noch eine Weile, um die Zeit totzuschlagen. Es war ein zwei Monate altes Hochglanzmagazin aus den Staaten mit längst nicht mehr aktuellem Promiklatsch.
    Dexter begann zu schnarchen. Kate wartete weitere fünf Minuten, ehe sie sich vorsichtig aus dem Bett schälte.
    Auf Zehenspitzen schlich sie im Dunkeln nach unten, nahm seine Brieftasche, ging damit ins Badezimmer und schloss die Tür ab. Systematisch begann sie jeden einzelnen Gegenstand herauszuziehen – Kreditkarte, Ausweis, Belege, Scheine unterschiedlichen Werts und unterschiedlicher Währungen.
    Sie untersuchte alles, fand jedoch nichts.
    Anschließend ging sie zum Esszimmertisch, auf dem Dexters Handy lag, und kehrte damit ins Badezimmer zurück. Sie setzte sich auf die Toilette und begann, sich durch sämtliche Nummern, Memos und eingegangenen Anrufe zu arbeiten. Sie sah jede Anwendung durch, die die Möglichkeit bot, eine Ziffern- oder Buchstabenfolge einzutippen.
    Offenbar hatte er an dem Tag in London keinerlei Anrufe getätigt. Sie scrollte die Liste der erhaltenen oder getätigten Anrufe der vergangenen sechzig Tage durch und stellte fest, dass Dexter mit Ausnahme der Anrufe zu Hause auf seinen Geschäftsreisen überhaupt nie Gespräche geführt hatte.
    Sie klappte das Telefon zu. Wie merkwürdig, im Ausland auf Dienstreise zu sein und kein einziges Mal telefonieren zu müssen. Nicht mit einer Sekretärin, um einen Termin zu bestätigen, nicht um irgendwelche logistischen Fragen zu klären – Limousinen bestellen, Tische reservieren. Keine Meetings, die Vor- oder Nachbesprechungen erforderten. Keine Details, die es zu diskutieren galt oder sonst irgendetwas. Absolut nichts. Mit niemandem.
    Ziemlich unwahrscheinlich.
    Besser gesagt, völlig unmöglich.
    Entweder hatte er all diese Geschäftsreisen nie angetreten, oder er besaß ein zweites Telefon.
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    Wann immer Kate sich ausgemalt hatte, was sie auf keinen Fall tun wollte, waren es genau diese Bilder gewesen: wie sie mitten in der Nacht in ihrer eigenen Wohnung herumschlich und die Sachen ihres Mannes durchwühlte, während er oben im Bett lag und schlief.
    Genau das war der Grund, weshalb sie sich geschworen hatte, ihm nach ihrer Hochzeit nicht weiter nachzuspionieren. Sie wollte dieses Gefühl nicht haben, das ihre Schnüffelei in ihr auslöste.
    Sie nahm seine Aktentasche, trug sie ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Eilig tastete sie die Innentaschen ab, öffnete Reißverschlüsse, Schnallen und Klettverschlüsse, ohne zu erwarten, etwas zu finden, doch da … was war das? … eine Seidenschlaufe am Boden der Aktenmappe.
    Ihr Puls raste. Voller Hoffnung zog sie daran. Eine feste Nylonabdeckung hob sich, und da war es – ein Geheimfach. Und darin lag ein Telefon, das sie noch nie vorher gesehen hatte.
    Ungläubig starrte sie auf den ersten handfesten Beweis, den Eingang zum

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