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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Kaninchenbau, aus dem sie möglichweise nie wieder auftauchen würde. Einen Moment lang überlegte sie, das Telefon einfach in das Fach zurückzulegen und die Aktenmappe wieder in den Flur zu stellen. Sie könnte auch ins Schlafzimmer hochgehen, ihren Mann wachrütteln und ihm »Was zum Teufel ist hier los, Dexter?« entgegenschleudern.
    Doch sie tat es nicht.
    Sie schaltete das Telefon ein. Das Display erwachte blinkend zum Leben. Sie starrte auf die bläuliche Oberfläche mit den bunten App-Icons, den Balken, die die Stärke des Empfangs anzeigten. Sie drückte auf das Telefonsymbol und scrollte durch die Liste der kürzlich getätigten Anrufe, während sie spürte, wie die Wände des Kaninchenbaus mit jeder Sekunde enger zu werden schienen.
    Marlena, gestern um 09:18 Uhr.
    Marlena, vorgestern um 19:04 Uhr.
    Eine Londoner Nummer mit der Vorwahl 44-20, Anruf eingegangen um 16:32 Uhr.
    Marlena am Tag zuvor, und am Tag zuvor ebenfalls, und am Montagabend auch.
    Kate rief die Kontaktliste auf. Es gab lediglich zwei gespeicherte Kontakte, Marlena mit einer Londoner Nummer und Niko mit einer Länderkennung, die sie nicht zuordnen konnte. Kate merkte sich beide.
    Marlena und Niko. Wer zum Teufel waren die beiden?
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    Dexter schlief lange, frühstückte mit Jake und Ben und ging erst unter die Dusche, als Kate sich mit den Jungs auf den Weg zur Schule machte. Ein Faulenzer, mit einem Mal, nachdem er vier Monate lang ein uneinsichtiger Workaholic gewesen war.
    Doch als Kate nach Hause kam, war er verschwunden. Zurück in sein Büro, für dessen Existenz es keine Erklärung gab. Mit seinem geheimen Telefon, seinen Kontakten, von denen sie noch nie gehört hatte.
    Kate konnte kaum atmen.
    Sie machte sich wieder an die Arbeit, durchsuchte den Keller, wo sie ihre Geräte aus den Staaten aufbewahrten, die hier, wie sich herausgestellt hatte, nicht funktionierten. Sie untersuchte die Rückseite ihres alten Fernsehers, die Innenseiten der Lampenschirme, die Schlitze im Toaster, den Filter der Kaffeemaschine. Den Karton mit den alten Tupperware-Schüsseln, aussortierten Gläsern und Vasen. Die Luftpumpe fürs Fahrrad. Das Gepäck. Die Gepäckanhänger.
    Kate ging in die Bäckerei und kaufte sich ein Schinkensandwich. Und wartete. Überlegte, wo sie mit der Recherche über Marlena und Niko anfangen sollte. Sie anzurufen kam nicht infrage, weil ein Anruf Spuren hinterlassen und sie auffliegen lassen würde.
    Wenn Dexter die Aufnahmen der Videokamera nicht checkte, wer tat es dann? Wofür hing die Kamera überhaupt dort?
    Sie durchsuchte die Sockenschublade, die Schublade mit seiner Unterwäsche und seinen T-Shirts, seine Jeanstaschen, Sakkotaschen und Manteltaschen. Das Futter seiner Krawatten, die Sohlen seiner Schuhe, die Absätze seiner Schuhe, die Innensohlen seiner Schuhe.
    Sie holte die Jungs von der Schule ab, kaufte ihnen etwas Süßes und setzte sie damit vor den Fernseher, wo irgendwelche französischen Zeichentrickserien liefen.
    Dann setzte sie sich zu den Jungs aufs Sofa und inspizierte die Booklets der CDs, die Taschen auf den letzten Seiten der Fotoalben, die Rückseiten der Fotos.
    »Mami«, sagte Jake irgendwann, »ich hab Hunger.«
    Sie hatte vergessen, ihren Kindern etwas zu essen zu machen.
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    Kate hörte Dexter nicht hereinkommen, weil die Dunstabzugshaube auf vollen Touren lief.
    »Hi.«
    Sie fuhr zusammen und riss abrupt die Pfanne hoch, sodass das Hühnchen in die Höhe flog. Der Pfannenrand streifte ihren linken Unterarm und hinterließ eine dunkelrote Spur auf der Haut, ehe die Pfanne scheppernd auf der Keramikoberfläche des Herds aufschlug. Kate entfuhr ein kurzer, lauter Schmerzensschrei.
    »Oh.« Dexter kam in die Küche gelaufen, blieb jedoch hilflos vor ihr stehen. Offenbar hatte er nicht die leiseste Ahnung, was er tun sollte.
    Kate rannte zur Spüle, drehte den Kaltwasserhahn auf und hielt ihren Arm darunter.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Tut mir wirklich leid«, sagte er noch einmal, bückte sich, um das Hühnchen aufzuheben, und warf es in den Mülleimer. Dann sammelte er das ein, was noch auf dem Herd lag, und legte es wieder in die Pfanne. »Das können wir doch trotzdem noch essen, oder?«
    Sie nickte.
    »Soll ich den Erste-Hilfe-Kasten holen?«
    Sie hielt noch immer ihren Unterarm unter den Wasserstrahl. Ein dunkelroter, etwa fünf Zentimeter langer Striemen zog sich über ihre blasse Haut. »Ja. Bitte.«
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    »Wie ist das mit Dexter?«, fragte

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