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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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schlimmste Betrug von allen gewesen.
    Die menschlichen Schwächen auszuloten und sie sich zunutze zu machen, sei die beste Methode, um ein System auszuhebeln, hatte Dexter gesagt. Natürlich hatte Kate stets gewusst, dass auch sie ihre Schwächen hatte, wie jeder andere Mensch auch, doch sie war sich nie darüber im Klaren gewesen, woraus genau sie bestanden. Nun wusste sie es.
    Kannte sie ihren Ehemann überhaupt?
    Wieder kamen ihr die Tränen.
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    Die Tür fiel ins Schloss, und Dexter war fort, auf dem Weg ins Büro. Zum ersten Mal seit Weihnachten. Auf dem Weg in das Büro, in das Kate eingebrochen war. An den Computer, zu dem sie sich vergeblich Zugang zu verschaffen versucht hatte, zu den Unterlagen, die sie durchwühlt hatte. Und der Videokamera in der Ecke.
    Es war der Tag nach Neujahr, der erste normale Arbeitstag, seit Kate erfahren hatte, dass ihr Ehemann höchstwahrscheinlich ein Verbrecher war. Einkaufen gehen, die Sachen nach Hause schleppen, alles auspacken und verstauen, die Spülmaschine aus- und wieder einräumen, die Wäsche sortieren, waschen und wieder ausräumen, Trommel um Trommel.
    Am frühen Morgen herrschte Glatteis auf den Straßen, eine dünne, unsichtbare Schicht, die alles bedeckte. An jeder Ecke gerieten Autos ins Schleudern. Kate war heilfroh, dass sie im Zentrum wohnten, wo das Eis bereits geschmolzen war, als sie um Punkt acht Uhr auf den beheizten Sitz ihres Wagens glitt und an den Unfallstellen vorbeifuhr.
    Inzwischen sollte Dexter im Büro sein. Wenn er als Erstes die Videoaufzeichnung überprüfte, wusste er bereits Bescheid.
    Mindestens hundertmal sah sie auf das Display ihres Handys, falls sie seinen Anruf verpasst hatte, und jedes Mal rechnete sie fest damit, das Symbol für eine Nachricht auf der Voicemail zu sehen. Im Geiste hörte sie die Message ab. »Was zum Teufel hattest du in meinem Büro zu suchen.« Doch der Anruf kam nicht. Die Einzige, die anrief, war Julia. Kate ging nicht dran, und Julia hinterließ keine Nachricht.
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    Dexter kam früher nach Hause als gewöhnlich. »Ich muss morgen früh nach London«, erklärte er. »Aber das ist meine letzte Geschäftsreise für eine ganze Weile. Du hast nicht vergessen, dass wir übers Wochenende nach Amsterdam fahren, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Kate.
    Dexter hatte den Trip organisiert, weil ein alter Freund – ein Kumpel aus ihren ersten gemeinsamen Tagen auf den unteren Sprossen der IT-Karriereleiter – dort ein paar Tage geschäftlich zu tun hatte. Über ein soziales Netzwerk hatten sie den Kontakt wiederaufleben lassen, und nun wollten sie sich nach all den Jahren wiedersehen.
    Am nächsten Morgen stand Dexter auf, bevor es dämmerte. Kate blieb im Bett liegen und starrte an die Decke, während er duschte und sich anzog. Als die Tür sich leise schloss, stand sie auf.
    Als Erstes überprüfte sie den Computer. Sie loggte sich nacheinander in ihre Konten ein, das eine in Luxemburg, das andere in Washington. Für das amerikanische Konto war lediglich ein gewöhnlicher Username vonnöten, gefolgt von einem Passwort. Das luxemburgische Konto hingegen verlangte einen langen, abstrakten Zugangscode, eine Reihe zusammenhangloser Ziffern und Buchstaben, ehe ein ähnlich komplexes Passwort abgefragt wurde, gefolgt von einem komplizierten Koordinatennetz, in das Kate die korrekten Buchstaben und Zahlen eines puzzleähnlichen Schlüssels eingeben musste.
    Wenn dies der Sicherheitsaufwand für ein Konto mit 11 819 Euro war, wie mochte dann erst der für eines mit fünfzig Millionen Euro aussehen? Für ein Konto mit fünfzig Millionen gestohlenen Euro. Die Ziffern- und Buchstabenfolgen waren viel zu kompliziert, als dass Dexter – oder sonst jemand – sie auswendig lernen konnte. Er musste die Zugangscodes irgendwo notiert haben, und zwar wahrscheinlich nicht in seinem Büro, einem öffentlichen Gebäude mitten in der Stadt, einem Ort, der jederzeit einer Razzia unterzogen werden konnte.
    Nein, er musste die Information irgendwo hier in der Wohnung aufbewahren.
    Eilig begann sie jeden Ordner auf der Festplatte, den externen Laufwerken und Clouds zu öffnen und wieder zu schließen. Sie durchforstete sämtliche Dokumente, die sie nicht selbst angelegt hatte.
    Als die Jungs eine Stunde später aufwachten und ihr Frühstück verlangten, war sie immer noch nicht fündig geworden. Wie erwartet. Jeder Computer konnte geknackt werden, hatte Dexter selbst gesagt. Aber Kate musste Geduld haben und am Ball

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