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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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machte keine Anstalten, die Frage zu erläutern oder zu wiederholen.
    Sie konnte sich nicht mehr an die Lüge erinnern, die sie sich bereits am Nachmittag zurechtgelegt hatte. »Ich … äh … das Fenster.«
    Sie sah, dass Ben aufhorchte, allerdings konnte sie nicht erkennen, was er von all dem hielt. Fand er die Situation lustig oder nahm er sie ernst? Oder spielte er mit dem Gedanken, sie zu verpetzen? Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Ich musste die Jalousie reparieren.« Sie hielt einen Moment inne. »Jungs? Kommt mit, Hände waschen.«
    »Ich mach das schon«, sagte Dexter. »Kommt. Ben. Jake.«
    Dexter stand auf und nahm die Jungs bei den Händen. Auf halbem Weg durch den Gastraum drehte Ben sich um und lächelte seiner Mutter verschmitzt zu.
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    Während Dexter in ihrem Hotel eincheckte, setzten Kate und die Jungs sich auf ein mit Samt bezogenes Zweiersofa.
    »Ben«, flüsterte Kate. »Hast du Daddy erzählt, was ich gemacht habe?«
    »Wann?«, fragte er.
    »Vorhin? Oben? In eurem Zimmer?«
    »Ich meinte, wann ich es ihm gesagt habe?«
    »Vorhin, im Restaurant, auf der Toilette. Egal, wann. Hast du es ihm gesagt? Irgendwann?«
    Hilfesuchend sah er seinen älteren Bruder an, doch Jake hatte sich mit seinem Teddy im Arm in die Kissen gekuschelt und nuckelte schläfrig am Daumen. Er war ihm definitiv keine Hilfe.
    »Wegen dem, was er nicht richtig hinbekommen hat?«, fragte Ben.
    »Genau«, sagte Kate. »Hast du es ihm gesagt?«
    Dexter drehte sich um, lächelte Ben kurz an und wandte sich wieder der Rezeptionistin zu.
    »Nein«, antwortete Ben. Auch er lächelte.
    »Ben? Sagst du mir auch die Wahrheit?«
    »Ja, Mami.« Noch immer dieses Lächeln.
    »Wieso lächelst du dann die ganze Zeit so, Schatz?«
    »Weiß nicht.«
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    Die Kinder schliefen auf dem Ausziehsofa augenblicklich ein, die Köpfe einander zugewandt.
    Kate war sich voll und ganz darüber im Klaren, wie absurd ihre Weigerung gewesen war, Dexter zu verdächtigen. Aber wenigstens wusste sie, weshalb sie sich geweigert hatte – ein notorischer Lügner will nicht glauben, dass auch andere lügen, weil die anderen ihn dann verdächtigen würden, ebenfalls zu lügen. Was sie ja auch tat. Und irgendwann würde sie unweigerlich ertappt werden.
    Dexter kam in weißen Boxershorts und T-Shirt aus dem Badezimmer. Er legte sich ins Bett, faltete die Hände im Schoß und lag einfach da, wortlos, ohne nach einer Zeitschrift oder sonst etwas zu greifen.
    Jake schnaubte wie ein brünstiges Tier, dann begann er zu schnarchen. Dexter lag noch immer reglos neben ihr. Kate wollte ihn nicht ansehen. Sie wollte keine Diskussion, kein Gespräch darüber.
    Und gleichzeitig sehnte sie sich zutiefst danach. Sie musste es sagen. Sie musste aufhören, immer noch mehr Geheimnisse aufzuhäufen, sich ständig neue Fragen zu stellen.
    Entschlossen klappte sie ihren Reiseführer zu. Sie öffnete den Mund, ihr Puls hämmerte in ihren Schläfen, bereit, sich endlich alles von der Seele zu reden. Oder zumindest einen Teil. »Dexter«, begann sie und wandte sich ihm zu. »Ich –«
    Sie unterbrach sich. Er schlief tief und fest.
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    Sie besuchten das Van-Gogh-Museum und den Blumenmarkt, auf dem es, da Winter war, außer Blumenzwiebeln, Schaufeln und Samentütchen jedoch nicht viel zu sehen gab.
    Ein Besuch im Anne-Frank-Museum würde zu viele unerfreuliche Themen und unbeantwortbare Fragen heraufbeschwören, da waren sie sich einig, also verzichteten sie darauf.
    Als es Zeit für ein Bestechungsgeschenk für die Jungs wurde, betraten sie den nächsten Spielzeugladen und erklärten den beiden, sie dürften sich eine Schachtel Legosteine aussuchen. Eine kleine, egal, welche. »Ich mache das schon«, sagte Dexter, dem noch nicht klar war, welche ausgiebigen Überlegungen, Diskussionen und Verhandlungen ihm bevorstanden.
    Kate ging hinaus auf die Hartenstraat. Es war Samstagnachmittag und die Straßen voller Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs waren. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine vertraute Gestalt. Kate glaubte die Körperhaltung zu erkennen, die Größe. Die Frau trug einen Wollmantel, hatte den dunklen Hut tief ins Gesicht gezogen und betrachtete ein Schaufenster.
    Damit, dass Kate so schnell wieder aus dem Geschäft kommen würde, hatte sie nicht gerechnet. Davon war sie nicht ausgegangen. Deshalb hatte sie sich gestattet, für einen kurzen Moment aus der Deckung herauszutreten. Und war erwischt worden.

Heute, 13:01 Uhr
    Kate schiebt die

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