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Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
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wissen. ›Der Automechaniker hat ölige Hände‹ lautet die Nachricht. Die ganze Operation trägt den Decknamen MECHANIC .« Er stockt und blickt sie an. »Und nach der Operation, was machen Sie dann?«
    »Ich kehre zu meinem Ring zurück.« Sie sieht auf die Karte. »Vierzon liegt auf der Bahnstrecke nach Toulouse. Ich kann dort in den Zug nach Toulouse steigen.« Sie verstummt. Sie hat mehr gesagt, als nötig ist, mehr, als sie wollte. Er betrachtet sie nachdenklich, die Lippen gespitzt.
    »Sie könnten mit der Lysander zurückfliegen. Nach England, meine ich. Die können im Notfall auch drei Passagiere mitnehmen.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht.«
    »So wäre es vielleicht sicherer für Sie.«
    »Ich bin nicht nach Frankreich gekommen, um in Sicherheit zu sein.«
    »Natürlich nicht. Aber derzeit ist die Situation besonders schwierig. Es ist nicht leicht, immer alles im Griff zu haben. So einiges …«, er winkt vage mit einer Hand, »… geht schief. Manche Leute tun Dinge, die sie nicht tun sollten. Es ist schwierig, alle bei Laune zu halten.«
    »Was für Leute? Wovon reden Sie?«
    Er übergeht ihre Frage, lächelt aber und greift dann nach ihrer Hand, schüttelt sie sanft. »Sie sind zu schön, um hier zu sein, meine liebe Alice. Ich habe schon andere erlebt, die hergekommen sind und denen üble Dinge angetan wurden, andere, die ebenso hübsch waren wie Sie.«
    Sie zieht behutsam ihre Hand zurück. »Mein Aussehen tut nichts zur Sache. So, ich muss los. Ich hab noch eine Verabredung.«
    Er zuckt die Achseln. »Vielleicht denken Sie darüber nach, was ich gesagt habe …?«
    Sie schiebt ihren Stuhl zurück und steht auf. »Das werde ich.«
    IV
    In der Métrostation führt sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen durch – geht an einem Eingang hinein, am anderen wieder hinaus, tut so, als hätte sie sich verlaufen, und macht auf dem Absatz wieder kehrt. Es scheint ihr niemand zu folgen. Also fährt sie dieselbe Strecke wie zuvor ins 20. Arrondissement und streift dann vorsichtig um die Straße, wo Yvette wohnt, schnüffelt herum wie ein Tier, dessen Nest von einem anderen geplündert wurde. Alles erscheint ihr ganz ähnlich wie beim letzten Mal – die Leute gehen ihren Alltagstätigkeiten mit der Lustlosigkeit nach, die typisch ist für die besetzte Stadt. Kunden auf dem Flohmarkt durchstöbern traurig die Waren. Ein clochard mit einem Hund bettelt um Centimes. Ein Straßenmusiker spielt Geige, schlecht. Frauen keifen, Kinder schreien.
    Irgendjemand da, der das Haus beobachtet?
    Sie schlendert daran vorbei und geht in das Café, wo der Dickwanst namens Boger hinter der Bar steht. Wie schafft man es eigentlich, in diesen Zeiten so dick zu bleiben? »Das hier ist für Yvette«, sagt sie und reicht ihm einen Brief über die Theke. Der Mann saugt an seiner Lippe, als hoffte er, ihr etwas Nahrhaftes entlocken zu können.
    »Es ist wichtig, dass sie den bekommt«, sagt sie und geht wieder.
    Balzacs Kopf, die Haarmähne, die starren Augen und die streitlustige Nase, das Doppelkinn. Alice beobachtet das Grab von Weitem. Sie fühlt sich von allem losgelöst, als wäre es nur ein Traum, einer von denen mit scheinbar eiserner Logik, in denen trotzdem seltsame Dinge geschehen, Träume, in denen sie eine Pistole in der Hand hat und bereit ist, notfalls auch abzudrücken. Sie ist bereit zu töten, und es ist ihr egal, ob sie getötet wird. Das ist das Seltsame. Es ist ihr egal.
    Nichts passiert. Die Friedhofswege winden sich um die Gräber wie Schlangen, deren Schuppen im Regen schimmern.
    Zwei Uhr vierundvierzig.
    Regeln für die Vereinbarung eines Treffens: stets eine Uhrzeit nennen, die eine Stunde später ist, als das Treffen tatsächlich stattfinden soll. Wird Yvette das verstehen? Wird sie verstehen, und, falls ja, wird sie kommen? Und wenn sie kommt, wird sie allein kommen?
    Im Wind und Nieselregen bewegen sich Menschen zwischen den Gräbern, legen eine Blume hin, verharren einen Moment im Gebet oder in innerer Einkehr. Krähen flattern über die Grabmäler, suchen nach Essensabfällen. In den Bäumen wachsen Misteln, kugelige Büsche wie Krähennester. Eine stille, erstickende Pflanze, irgendwie passend für einen Friedhof.
    Was soll sie tun? Gestalten lauern in den Schatten ihrer Fantasie. Beobachten sie sie, just in diesem Moment? Man kann nie wissen, das ist das Problem. Erst wenn du die Hand auf der Schulter spürst. Wie wenn du von einer Gewehrkugel getroffen wirst – du hörst den Schuss nicht, der dich

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