Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
Vom Netzwerk:
Vorfall für einen kolossalen Witz hielt. Das würde ganz schön viel Wirbel machen. Und dann ging die Tür auf, und der ernste Lieutenant Redmond rief sie beide in sein Büro, genau wie die Mutter Oberin sie in ihr Büro zitiert hatte, wenn Marian mal wieder eine demütigende Standpauke über sich ergehen lassen musste.
    »«Was sollte das da draußen? Für wen halten Sie sich eigentlich?«, fragte er. Er saß hinter seinem Schreibtisch und ließ die beiden Frauen davor stehen.
    »Soldaten«, erwiderte Marian.
    Der Lieutenant blickte finster. »Das ist kein Witz, Sutro. Das war ein haarsträubender Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen und noch dazu verdammt bescheuert. Den Trupp so zu überrumpeln. Wie zwei Schulmädchen aus dem Versteck zu springen und … was haben Sie noch mal gerufen?«
    »Peng, peng, ihr seid tot.«
    »Peng. Peng. Ihr seid tot.« Er wiederholte die Worte langsam, ließ sie sich auf der Zunge zergehen. »Wie immer Sie das auch sehen mögen, wir spielen hier nicht Cowboy und Indianer, Sutro. Ist Ihnen nicht klar, in welche Gefahr Sie sich begeben haben? Die hätten Sie erschießen können.«
    » Erschießen? Soll das heißen, die laufen durch die Gegend und schießen wahllos auf unschuldige Zivilisten? Wir hätten doch tatsächlich die sein können, als die wir uns ausgegeben haben – zwei Sekretärinnen aus Edinburgh auf einem Wochenendausflug. Und ich fand unsere Tarngeschichte eigentlich gar nicht schlecht, ehrlich gesagt.«
    Er machte hmpf . Wie ein alter Colonel, dachte sie. Hmpf . Colonel Hmpfrey Redmond.
    »Sie scheinen das alles für ein Spiel zu halten, Sutro. Den Lehrgang, die Organisation, alles.«
    »Nein, das stimmt nicht. Das ist einfach nicht wahr.«
    »Sie geben ständig irgendwelche oberschlauen Bemerkungen von sich. Sie nörgeln herum. Sie glauben offenbar, alles zu wissen. Aber eins kann ich Ihnen versichern: Ich werde nicht zulassen, dass es zu Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften und irgendwelchen Beschwerden nach oben kommt, bloß weil wir hier eine hochnäsige junge Frau mit einem provokanten Lächeln und unverschämten Manieren haben.«
    Ihre Augen brannten. »Das ist nicht fair.«
    »Es geht hier nicht um fair oder unfair. Hier geht es darum, dass wir Leute für den Kampfeinsatz ausbilden. Ob Ihnen das nun gefällt oder nicht, wir sind eine militärische Einrichtung, und in militärischen Einrichtungen lassen sich Offiziere nun mal nicht gern zum Affen machen. Der Captain war fuchsteufelswild, das ist Ihnen doch wohl klar, oder? Sie haben ihn sogar als Polizisten bezeichnet!«
    »Ich hab mich nur an meine Tarngeschichte gehalten. Naive Sekretärin. Hören Sie, wenn es bloß um verletzte Gefühle geht, ist das Ganze doch ein bisschen albern.«
    »Und dann haben Sie ihn als ›dahergelaufenen Wandervogel‹ bezeichnet.«
    »Na ja, ich konnte doch nicht ahnen, dass er in seiner Freizeit den Mount Everest hochklettert.«
    Die Miene des Lieutenant schwankte einen Moment lang zwischen Wutausbruch oder Lachanfall. »Er hat sich tatsächlich als Bergsteiger einen Namen gemacht.«
    »Und wie heißt dieser namhafte Bergsteiger?«
    »Captain Thomas Birdie.«
    Die sich anbahnenden Tränen hatten sich in ein sich anbahnendes Lachen verwandelt. Sie nickte nachdenklich und versuchte, dem Blick des Mannes auszuweichen. Er hatte, wie ihr jetzt klar wurde, einen klitzekleinen Funken Anarchie in den Augen, und außerdem pulsierte zwischen ihnen beiden eine gewisse erotische Spannung. »Aber ein komischer Vogel ist er auch«, sagte sie.
    Zwei Tage später wurde Yvette mitgeteilt, dass sie versetzt würde. Sie sollte ihre Sachen packen und sich für die Abreise am nächsten Morgen in aller Frühe bereit machen.
    »Ich bin durchgefallen«, sagte Yvette. »Hab ich dir doch gesagt.« Ihr Gesicht war verhärmt vor Verzweiflung. Sie wirkte plötzlich alt, klein und eingefallen wie jemand, der einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte: die heruntergezogenen Mundwinkel, die verkrampften Wangenmuskeln, die trockenen, starren Augen. »Diese blöde Sache auf dem Berg hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Das ist deine Schuld.«
    »So ein Quatsch. Wenn das der Grund wäre, hätten sie mich auch rausgeschmissen. Außerdem hat Redmond die komische Seite gesehen. Und sie schmeißen dich nicht raus. Du wirst in ein anderes Ausbildungslager versetzt. Hast du doch selbst gesagt.«
    »Die tun nur so, als ob, um den Schock etwas abzumildern.«
    »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Thame Park oder

Weitere Kostenlose Bücher