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Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
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geworden, was meinst du?«
    Sie hat das Gefühl, da wird etwas über ihren Kopf hinweg entschieden, und das behagt ihr nicht. Diese Frau versucht, ihre Tarngeschichte auszuschmücken und sich auf Terrain zu begeben, wo sie nichts zu suchen hat. »Ich glaube, ich warte lieber, bis der Boss kommt.«
    »Ganz wie du meinst. Wenn dir das lieber ist, lass ich dich in Ruhe. Alles, was du willst. Schließlich geht es hier um dich, nicht um mich. Ich bin in dieser Schachpartie nur ein Bauer, aber du bist die Dame.«
    »Sei nicht albern.«
    »Ich bin nicht albern. Das stimmt doch, oder? Alle haben wochenlang auf dich gewartet, und jetzt bist du da.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin nicht blöd, ja? Die Leute halten mich für blöd, aber das bin ich nicht.«
    V
    Der Patron kommt am nächsten Tag. Alle nennen ihn so. Den Patron , den Boss. Nie mit seinem Decknamen, der Roland lautet. Er kommt mit dem Fahrrad, und Alice hört seine schweren Schritte die Treppe hoch zu ihrem Zimmer stapfen und versucht, ihn sich vorzustellen, bevor er da ist. Es ist, als würde sie versuchen, sich einen Sprecher im Radio anhand der Stimme vorzustellen, und als die Tür aufgeht, sieht er ganz anders aus, als sie erwartet hat. Er ist ein kleiner, nervöser Mann mit schütterem Haar und struppigem, ungepflegtem Oberlippenbart. Sie hat etwas Besseres erwartet, aber was genau, kann sie nicht sagen. Einen jünger aussehenden Mann natürlich. Groß, und wenn nur so groß wie sie. Vielleicht sogar verwegen, gut aussehend, aber sie weiß, dass sie das aus Kinofilmen hat, was nicht gerade von einem reifen Verstand zeugt. Jedenfalls nicht so einen nichtssagenden, ängstlich wirkenden Mann von der Sorte, die ihr Vater geringschätzig als typischen Handlungsreisenden bezeichnen würde. Für Damenunterwäsche. Das war einer seiner pikanteren Witze.
    » WORDSMITH heißt Sie willkommen«, sagt der Patron und mustert sie von oben bis unten. Er lacht über irgendwas Ungesagtes und friemelt eine Packung Gitanes auf. Seine Hände sind seltsam unmännlich, mit schmalen, nikotingelben Fingern und abgebissenen Nägeln. »Sie rauchen nicht, oder?«
    »Eigentlich nicht …«
    »Gut. Bleiben Sie dabei, zumindest in der Öffentlichkeit. Frauen kriegen keine Zigarettenration. Sie würden auffallen wie ein bunter Hund.«
    Sein Gesicht ist abgespannt vor Müdigkeit und Sorge. Sie kennt den Blick aus den Tagen, als London bombardiert wurde, den Ausdruck in den Gesichtern der Rettungskräfte, Männer, die sich in den Schutt wühlten, um Leichen herauszuziehen, Frauen, die Krankenwagen durch zerbombte Straßen steuerten, Menschen, die rund um die Uhr auf den Beinen waren und ständig im Schatten des Todes lebten.
    »Der Absprung ist gut gelaufen? Wie ich höre, ja. Zumindest haben Sie und César es unversehrt zu uns geschafft.«
    »Es hat alles geklappt.«
    »Ich selbst könnte das nicht. Springen, meine ich.« Er lacht, als wäre Angst vor dem Fallschirmspringen ein Zeichen von Stärke und keine Schwäche. »Zu viele Unsicherheitsfaktoren: Mit der Ausrüstung könnte was nicht in Ordnung sein. Irgendein Idiot könnte den Schirm falsch packen. Der Pilot könnte dich zu tief absetzen. Boote sind da viel sicherer. So bin ich hergekommen, mit dem Boot von Gibraltar. Hab’s schon fast vergessen, so lange ist das her. Wir sind in der Nähe von Narbonne gelandet.«
    Er geht zum Fenster, raucht und starrt blicklos durch die Scheibe. Vielleicht hängt er Erinnerungen nach, oder er überlegt, welcher Fluchtweg sich anbieten würde. Alice hat bereits einen ausbaldowert. Du öffnest das Fenster – sie hat sich vergewissert, dass auch nichts klemmt – und kletterst auf das Küchendach direkt darunter. Von da kannst du in den Garten springen. Danach müsste eine knapp zweieinhalb Meter hohe Mauer überwunden werden, um auf das Sträßchen hinter den Gärten zu gelangen. Der Sprung und die Mauer wären für sie ein Kinderspiel – dank des Hindernisparcours in Meoble Lodge und der Fallschirmschule in Ringway. Vertrauen in den eigenen Körper, das wollten die Ausbilder ihnen einflößen, was ihnen manchmal auch gelang. Mit der anderen Art Vertrauen war das schon schwieriger.
    »Ich hab das Geld mitgebracht«, sagt sie. »Ich würde es lieber sofort übergeben, wenn es recht ist. Ich komme mir nämlich vor wie eine Bankräuberin.«
    »Natürlich.« Er legt seine Zigarette beiseite. Sie dreht sich von seinem Blick weg, um ihre Bluse hochzuschieben und den Geldgürtel hervorzuholen. Die

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