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Die Frau im Fahrstuhl

Die Frau im Fahrstuhl

Titel: Die Frau im Fahrstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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einfach egal.«
    Bei der letzten Bemerkung schielte Stina auf Tore Benzen, aber dieser schien nicht zuzuhören, sondern malte Schnörkel auf den Rand seines Blocks.
    »Plötzlich konnte Schwester Fredrika nicht mehr auf alles ein Auge haben. Phasenweise war sie sehr krank und bettlägerig. Ohnmächtig musste sie zusehen, wie ihr alles entglitt. Als die Krankenhausverwaltung plötzlich beschloss, sie in einem Heim für pensionierte Krankenschwestern unterzubringen, gab ihr das den Rest. Dort sollte sie ein eigenes Zimmer bekommen, allerdings ohne Kochnische und Toilette. Ihre schöne Wohnung sollte ihre Nachfolgerin erhalten. Die neue Oberschwester.«
    Schwester Stina war eine gute Erzählerin, und wir lauschten andächtig.
    »In der Nacht, bevor Schwester Fredrika in das Heim gebracht werden sollte, nahm sie ihre Deckenlampe herunter und erhängte sich am Lampenhaken«, sagte sie kurz.
    Stina ließ ihren Blick über uns schweifen, aber niemand wollte ihren Bericht unterbrechen. Sie seufzte und fuhr dann fort: »Die neue Oberschwester zog bereits in der Woche darauf in die Wohnung ein. Drei Nächte hielt sie es aus. Dann bat sie darum, in ihr altes Zimmer zurückkehren zu dürfen. Und zwar sofort. Jede Nacht war sie davon aufgewacht, dass sie eine bittere Kälte wie mit eisernem Griff packte. Eine schwarze Gestalt hatte neben ihrem Bett gestanden und sich über sie gebeugt. Die neue Oberschwester bestand darauf, es habe sich dabei um Schwester Fredrika gehandelt. Danach hat niemand mehr in der Wohnung gewohnt. Sie dient als Personalumkleide.«
    Jetzt konnte Gun Andersson nicht länger an sich halten.
    »Jetzt mal einen Augenblick! Wollen Sie im Ernst behaupten, dass Leute kündigen, weil ein Gespenst im Umkleideraum umgeht?«
    Stina sah sie an und entgegnete ruhig: »Durchaus nicht. Um Mitternacht ist nie jemand in der Umkleide. Das Problem besteht darin, dass Schwester Fredrika nicht dort bleibt. Sie kommt runter auf die Station.«
    »Das kann doch alles nicht wahr sein!«, sagte Gun Andersson und begann zu lachen.
    Sie hörte abrupt auf, als sie bemerkte, dass niemand von uns auch nur den Mund verzog. Tore Benzens Miene verdüsterte sich, und er sagte schroff: »Ich finde, Sie sollten sich als Vertreterin der Gewerkschaft selbst davon überzeugen, was Schwester Fredrika anrichtet. Vorzugsweise in einer Nacht, in der Schwester Stina Dienst hat. Wir vertagen uns um eine Woche. Am selben Tag zur selben Zeit an derselben Stelle.«
    Mit diesen Worten erhob er sich, schlug den Kragen seines Ärztekittels hoch und marschierte auf den Gang.
    Gun Andersson tat mir Leid. Sie wirkte vollkommen ratlos. Deswegen sagte ich: »Ich kann Ihnen Gesellschaft leisten. Ich habe Fredrika auch noch nie in Aktion erlebt. Ich habe immer nur von ihr gehört.«
    Gun Andersson nickte dankbar.
    Es wurde entschieden, dass wir zwei Tage später einige Stunden um Mitternacht auf der Station verbringen sollten.
     
    Nachts gegen elf trafen wir uns. Gun hatte eine Tüte Zimtschnecken mitgebracht und ich einen Rührkuchen. Wir wollten die Nachtschwestern dazu einladen. Stina hatte zusätzlich eine Thermoskanne Kaffee gekocht. Gun und ich gingen in die kleine Küche der Station, um den Tisch zu decken. Da rief Stina aus dem Schwesternzimmer: »Wartet. Wir trinken den Kaffee hier.«
    »Warum das?«, wollte ich erstaunt wissen.
    Geschirr, Kaffeemaschine, Zucker, ein kleiner Tisch mit Stühlen, alles fand sich in der Küche. Das Schwesternzimmer war winzig und eng.
    Stina presste die Lippen zusammen und sagte dann: »Damit wir nicht am Spülraum vorbeimüssen.« Dort drinnen blinkte und funkelte es, Spülbecken und Maschinen aus Edelstahl. Schmutzwäsche, Bettpfannen, Nierenschalen, alte Verbände, Blumenvasen; alles Unreine landete im Spülraum. Alles, was Krankheitserreger weiterbefördern konnte, wurde dorthin gebracht, um gespült, in die Zentralsterilisation gebracht oder weggeworfen zu werden. Ich betrachtete den Spülraum immer als die Bazillenbarriere der Station. Wurde die Arbeit im Spülraum nicht gründlich verrichtet, war die hygienische Situation der Station recht bald inakzeptabel.
    Da wusste ich noch nicht, dass Schwester Fredrika in dieser Frage ganz meiner Meinung war.
    Wir machten also kehrt und begaben uns zu unserem späten Kaffeetrinken ins Schwesternzimmer. Vermutlich waren Gun und ich aufgeregter, als wir uns eingestehen wollten. Das Gelächter war schrill, und die Unterhaltung wirkte gezwungen. Heute kann ich mich nicht einmal

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