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Die Frau im Fahrstuhl

Die Frau im Fahrstuhl

Titel: Die Frau im Fahrstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Besprechung verlief ergebnislos. Alles war so, wie es immer gewesen war; Schwester Fredrika wirtschaftete im Spülraum herum, und einige der hochgradig entnervten Schwestern kündigten.
     
    Nach den Ferien im Juni wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es war chaotisch, da wir Unmengen von Patienten aus Krankenhäusern und Stationen bekamen, die im Juli Ferien machten. Bereits nach dem ersten Arbeitstag war ich wieder ferienreif. Eine Renovierung des Krankenhauses war allerdings wirklich nötig gewesen. Jetzt hatten alle Stationen feuersichere Türen aus Metall. Sie waren schwer, ließen sich aber auf Knopfdruck öffnen.
    Am Morgen des 3. Juli kam ich zur Übergabe. Schwester Stina flüsterte: »Das Problem ist gelöst!«
    Ihre Augen funkelten übermütig. Ich war unausgeschlafen und kam nicht recht mit. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, von welchem Problem die Rede war.
    »Schwester Fredrika?«, fragte ich.
    »Ja! Sie war heute Nacht nicht auf Station!«
    »Aha. Sie war heute Nacht nicht auf Station?«, wiederholte ich etwas dümmlich.
    »Nein! Sie ist nicht reingekommen!« Stina kicherte.
    Ich hatte die sonst so ruhige Stina noch nie so aufgekratzt gesehen.
    »Die alten Holztüren gingen nach innen auf. Das war unpraktisch, und es kam sogar vor, dass jemand die Tür ins Gesicht bekam, wenn er auf dem Korridor vorbeiging. Deswegen haben wir darum gebeten, die neuen Feuertüren so einzubauen, dass sie nach außen, zum Treppenhaus hin, geöffnet werden können. Das haben sie auch gemacht. Deswegen kriegt Schwester Fredrika die Tür nicht mehr auf! Sie kommt nicht mehr auf die Station!«, sagte Stina triumphierend.
    Ich war sprachlos und wusste nicht, was ich sagen sollte. Da wurde Stina auch schon wieder ernst und meinte: »Aber ich habe sie gesehen, wie sie im Treppenhaus stand. Ich sah eine silberschimmernde Handfläche auf der Glasscheibe und ein verschwommenes Gesicht. Ein kräftiger Schlag auf das Glas war zu hören. Dann ist sie verschwunden. Das war bislang in allen Nächten so, in denen ich seit dem Umbau gearbeitet habe. Ich glaube, dass unser Problem gelöst ist!«
     
    Dem war tatsächlich so, obwohl es niemand wagte, in den Stunden um Mitternacht das Treppenhaus zu betreten…

Nicht ohne meine Hose
    In meiner Jugend arbeitete ich einige Jahre als Krankenschwester auf einer Station, ehe ich auf Lehrerin an einer Krankenpflegeschule umsattelte. Ich arbeitete in der alten Baracke, wie das damals in Göteborg hieß. Der Name stammte noch aus der Zeit, als die Holzbaracken der Armenhäusler auf diesem Gelände standen. Die Baracke war die Endstation für arme Leute. Als dann das Vasa Krankenhaus gebaut wurde, hieß es im Volksmund weiterhin Baracke. Das Vasa Krankenhaus war eine geriatrische Klinik und im Grunde genommen ein Pflegeheim. In den Siebzigern kam man allmählich von der Sichtweise ab, Pflegeheime seien reine »Verwahranstalten«. Schade, dass der negativ klingende Name »Baracke« hängen geblieben war, denn das Vasa war ein Krankenhaus, das versuchte, die Patienten so weit wieder auf den Damm zu bringen, dass sie wieder nach Hause konnten. Mit manchen Patienten ließ sich kein Kontakt aufnehmen, aber viele von ihnen hatten noch einiges beizusteuern, wenn man ihnen nur genug Zeit einräumte. Sie konnten von vergangenen Zeiten und bemerkenswerten Schicksalen erzählen. Manchmal hatte ich den Eindruck, jedes Bett berge unter den fadenscheinigen Frotteedecken Stoff für einen ganzen Roman.
    Britta und ich verstanden uns von Anfang an. Sie zählte bereits einundneunzig Lenze, war aber noch vollkommen klar im Kopf. Ein enger Rock sei schuld daran, dass sie bei uns liege, erklärte sie immer. Ich bekam die Geschichte mehrere Male zu hören, wusste also, wie es sich zugetragen hatte.
    Anfang Dezember hatte Britta gefunden, es sei an der Zeit, Weihnachtsgardinen in der Küche aufzuhängen. Sie kletterte auf den Küchentisch, um die alten Vorhänge abzunehmen und die neuen aufzuhängen. Beim Herunterklettern war es passiert. Sie schätzte den Abstand zum Stuhl falsch ein und trat ins Leere.
    »Und wenn ich nicht so einen engen Rock getragen hätte, wäre es noch mal gut gegangen!«, pflegte Britta zu sagen.
    Wegen des engen Rocks hatte sie keinen großen Schritt tun können, sondern war rücklings auf den Boden geknallt. Oberschenkelhalsbruch, ein paar gebrochene Rippen und eine tüchtige Gehirnerschütterung waren die Folge. Glücklicherweise hatte die Nachbarin ihren Schrei gehört, so dass sie

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