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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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natürlich, sonst würde der Laden ja nicht laufen. Aber es gibt auch Würfelspiele – und in einem der Hinterzimmer: ein richtiges Roulette. Es ist eine Menge Geld in den Laden investiert worden, und Ole Johnny hat sich damit saniert. Hütte im Fjell und Hütte am Meer: eine bei Haukeliseter und eine draußen bei Sirevåg auf Jæren. Phantastisch gelegen, beide, heißt es. Und das ist noch nicht alles …«
    »Was kommt denn noch?«
    »Es gibt ein paar Hausdamen. Und in den Wohnungen im zweiten und dritten Stock – ja, du kannst es dir vielleicht denken.«
    »Das kann ich. Für alle Bedürfnisse ist gesorgt.«
    »Und noch mehr. Schnaps kannst du auch kaufen, aber nur flaschenweise, halbe oder ganze, damit es aussieht, als hättest du sie selber mitgebracht. Es ist eine private, geschlossene Gesellschaft, verstehst du, und wenn du noch nie da warst, kommst du auch nicht rein – es sei denn, du kommst zusammen mit jemandem, der bekannt ist, der für dich bürgt.«
    »Und das willst du tun – für mich?«
    »Ja. Frag mich nicht, warum, aber – ja.«
    »Und da hast du also Arne Samuelsen gesehen – den, nach dem ich suche – Mittwoch letzter Woche?«
    »Ja. Er war da, und er hat gespielt – gewürfelt, glaube ich. Ich bin ziemlich früh gegangen, deshalb kann ich nicht sagen, ob er mit jemandem zusammen war. Ich kann dir nur erzählen, daß er da war – den Rest mußt du selbst rausfinden.«
    »Und solche Läden laufen wirklich, ohne daß die Polizei eingreift?«
    »Phh, die Polizei! Die haben damit zu tun, Falschparkgebühren einzutreiben und falschgeparkte Autos abzuschleppen. Ole Johnnys Lokal ist nicht das einzige – du solltest mal ein paar von den Villen sehen, die die Amerikaner außerhalb der Stadt gemietet haben. Das reinste Las Vegas, sag ich dir.«
    »Und – das Sektenvolk?«
    »Das Sektenvolk? Die klammern sich an die wenigen, die sie bei der Stange halten können, und kümmern sich einen Scheißdreck drum, was draußen vor ihren Fenstermalereien vor sich geht. Wir sind da.«
    Wir standen vor einem vierstöckigen Stadthaus, dessen von Neonlicht umflimmerter Eingang zu einer schäbigen Spielhalle im Erdgeschoß allen anderen Etagen die Möglichkeit nahm aufzufallen. Das Haus daneben war ein weißes Holzhaus mit schmalen, hohen Bogenfenstern. Bezeichnenderweise lag es im Dunkeln.
    Sieverts hatte mich in die Spielhalle geführt, wo ein großgewachsener Kerl hinter einem Tresen stand und das Ganze überwachte. Vor ihm auf dem Tresen lagen Stapel von Spielmarken. In einer Schublade hatte er reichlich Bargeld, und als er sie aufzog, sah ich den Kolben einer Gaspistole schimmern. Hier ging man kein unnötiges Risiko ein.
    Sieverts beugte sich zu ihm. Er sah über die Schultern meines Weggefährten und starrte mich mit kalten Schellfischaugen an. Ich sah, daß Sieverts ihm einen Fünfziger zusteckte und daß er mit den Schultern zuckte.
    Dann wies er uns durch eine Seitentür hinaus, und wir befanden uns im ehemaligen Treppenhaus, was es auch jetzt noch war, nur daß es keine Mieter mehr gab, die es benutzten. Durch ein paar vergitterte Fenster erkannte ich einen kahlen Innenhof. Ich kontrollierte schnell die Eingangstür. Sie war verschlossen und ohne Schlüssel nicht zu öffnen. Der einzige Weg nach draußen war der durch die Spielhalle – oder über den Innenhof. Die Hintertür sah aus, als sei sie undurchdringlich.
    »Checkst du die Rückzugsmöglichkeiten?«
    »Ich hab mir angewöhnt, vorsichtig zu sein.«
    »Du – du hast doch nicht vor, Ärger zu machen, oder?«
    »Nein, nein. Ich will nur rausfinden, ob mir jemand was über – Arne Samuelsen erzählen kann.«
    »Na gut.« Sieverts sah aus, als bedauere er, mich mitgenommen zu haben. Wahrscheinlich war es in einem Anfall von Euphorie geschehen, verursacht durch das Braune, das er in seinem Glas gehabt hatte.
    Aber es war zu spät, um umzukehren. Er führte mich eine Etage höher – zu Ole Johnnys Lokal.

12
    Sieverts klopfte an eine gewöhnliche, graugrüne Holztür. Die Tür öffnete sich, und ein breites Gesicht schaute über eine Sicherheitskette heraus. »Hallo«, sagte Sieverts.
    »Hallo«, sagte der Mann. Sein schwarzes Haar war über dem einen Auge gescheitelt und über den Ohren kurzgeschoren. Er sah aus wie der Schurke in einem alten Stummfilm. »Wer ist das?« sagte er tonlos und nickte in meine Richtung.
    »Mein Name ist Veum«, sagte ich. »Varg Veum.«
    Die Tür ging wieder zu. Sieverts drehte sich zu mir um. »Er geht rein, um die

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