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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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leid. Stavanger scheint anzufangen, mir an die Nerven zu gehen.«
    Dann drehte ich mich um und ging zurück an die Bar. Vevang sagte leise hinter mir: »Nimm einen Drink, Veum – das hilft!« Ich kehrte zurück zu meinen zwei Gläsern und klammerte mich daran wie an ein Paar Krücken. Ich war völlig fertig. Und das seit mehreren Stunden. Eine sanfte Stimme sagte neben mir: »Mensch, du siehst aus, als hättest du eine Leiche gesehen!«
    Sie ahnte nicht, wie recht sie hatte. Ich drehte mich abrupt zu ihr um und roch den Duft, der mich an grüne Zitronen denken ließ. Es war kein unangenehmer Duft. Er war frisch und aufmunternd. Sie trug Gelb an diesem Abend, und das unterstrich die Bräune ihrer Haut. Das Kleid hatte hohe Schlitze an den Seiten, es saß eng über ihren Hüften, und ein entsprechender Schlitz war auch vorn, oben. Du warst schon weit draußen in den Zitronenhainen; du pflücktest wohlduftende Früchte; der Himmel flimmerte von Sonnenlicht. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht, die großen, weißen Zähne, den breiten Mund, die hohlen Wangen. Ich suchte nach ihrem Namen und versuchte etwas, das ein Lächeln darstellen sollte. »Elsa – stimmt’s?« Meine Stimme klang wie von einer zerkratzten Langspielplatte.
    Sie lächelte zurück. »Und du bist – Varg?« Mir gefiel die Art, wie sie meinen Namen aussprach, mit einer kleinen Pause davor. Eine andere Frau, die ich kannte, sprach ihn gewöhnlich auch so aus.
    Wir saßen einen Augenblick da und sahen einander an. Sie wirkte entspannter als beim letzten Mal, nicht so abgemagert. Ihr Lächeln war weich und mädchenhaft. Aber in den großen, dunkelblauen Augen war etwas, das ich nicht ganz erfassen konnte, etwas Geheimnisvolles und Düsteres. Ich fragte mich, was sie wohl in meinem Gesicht lesen konnte. Es konnte nicht sonderlich angenehm sein.
    Schließlich fragte ich: »Möchtest du etwas?«
    Sie riß sich los von meinem Gesicht oder von ihren Gedanken, oder was es auch immer war, das sie zum Stottern brachte: »Ja, danke … Ein – Glas – Weißwein.«
    Ich schnippte nach dem Barkeeper und bestellte. Ein Glas Weißwein – nicht wie immer heute abend.
    Sie sagte: »Sag mal – was ist passiert?«
    »Ist – passiert?« Ich versuchte, natürlich auszusehen.
    »Es steht dir dick im Gesicht geschrieben. Hast du ihn gefunden – den, den du gesucht hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich hab was anderes gefunden. Und …« Ich brach ab. »Nein. Es hat keinen Sinn, darüber zu reden. Und außerdem – ich bin in der Dusche eingeschlossen worden, oben in meinem Zimmer.« Ich erzählte kurz, was passiert war.
    Sie sah mich ernst an. »Ich – ich verstehe, daß du erschrocken bist. Stavanger ist –« Sie sah sich langsam im Raum um, ehe sie den Satz vollendete: »– eine gräßliche Stadt geworden.«
    Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Du kannst mir ruhig glauben. Ich weiß Bescheid.«
    Wieder sah sie mich mit diesem forschenden, nachdenklichen Blick an. Dann sagte sie: »Hör mal, Varg. – Warum nicht – kannst du nicht mit mir kommen, zu mir nach Hause?«
    Etwas Süßes, Gefährliches rührte sich in meinem Unterleib. Ich sagte: »Du – ich – ich danke dir, aber … Ich hab doch letztes Mal gesagt …«
    Ein eigentümlicher Ausdruck von Rührung huschte über ihr Gesicht, wie ein Windhauch über stilles Wasser, fast unmerklich. Sie legte eine schmale Hand auf meinen Handrücken. »Ich wollte nicht – du kannst da übernachten, wir müssen ja nicht – du sollst nicht – ich nehm mir heut abend frei!« Sie sah froh aus bei dem Gedanken. »Frei. Verstehst du?«
    Ich war trotzdem skeptisch. »Meinst du, daß ich – wir …«
    »Wir fahren raus zu mir, ich wohne im achten Stock in einem der Hochhäuser in Ullandhaug, und ich habe eine prachtvolle Aussicht. Wir essen etwas, trinken ein Glas Wein, sitzen und – reden. Gott, das war zu schön, Varg. Nimm es als – nimm es als einen Freundschaftsdienst.«
    »Einen – Freundschaftsdienst?« sagte ich langsam. Und ganz hinten in meinem mißtrauischen Kopf war plötzlich ein Gedanke aufgetaucht: Was, wenn … Keine dumme Idee. Erst erschrecken wir ihn ein wenig, und dann bringen wir Elsa dazu, ihn hier rauszulocken, und dann … »Ich …«
    »Sag nicht nein, Varg! Bitte …« Sie sah mich flehend an. Ihr Gesicht war offen, nah, ehrlich. Sie konnte mich nicht täuschen, oder …
    Die Alternative war, sich ein neues Hotelzimmer zu suchen, in einem anderen Hotel, aber zu den meisten

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