Die Frau im Rueckspiegel
Meyers die Sache dann erklärt?«
»Mit einem Übermittlungsfehler. Jemand in seiner Firma hat meine Nachricht, die ich hinterließ, wohl verschlampt.« Rebecca zuckte mit den Schultern. »Das soll ja vorkommen.«
Christiane runzelte leicht die Stirn. »Das heißt, irgendeine arme, unschuldige Sekretärin wird dafür wahrscheinlich einen Kopf kürzer gemacht.«
»Keine Angst. Das fiel mir auch ein.« Rebecca lächelte. »Ich habe eingeräumt, daß ich mich vielleicht verwählt und in meiner Eile jemand völlig Unbeteiligtem die Nachricht übermittelt habe.«
»Hm. Das hat er geglaubt?«
»Warum nicht? Oft sind die einfachsten Erklärungen die plausibelsten.«
Christiane verzog skeptisch das Gesicht.
»Vielleicht wollte Meyers auch einfach nicht weiter graben und gab sich deshalb mit meiner Erklärung zufrieden«, räumte Rebecca ein. »Wichtig ist doch, daß der Vertrag unter Dach und Fach ist.«
»Bleibt noch Hafner.«
»Ja, aber der wird keine Schwierigkeiten machen.« Für Rebecca stand außer Zweifel, daß sie Hafner dank des Gesprächmitschnitts zur Kooperation bewegen würde. »Laß uns über was anderes sprechen. Über was Angenehmes.«
»Denkst du an was Konkretes?«
»Ja. Zum Beispiel an ein gemeinsames Wochenende. Einen Ausflug in die Berge, ans Meer, was du magst. Wir könnten Freitagnachmittag losfahren und . . .«
»Stop, stop, stop«, lachte Christiane. »Nicht so schnell. Das geht nicht. Jedenfalls nicht dieses Wochenende. Da ist der Pokalkampf.«
»Ja gut, dann eben nächstes.«
»Darüber ließe sich reden.«
»Darüber ließe sich reden«, wiederholte Rebecca. Sie schaute pikiert drein. »Wie nett. Ein wenig mehr Begeisterung habe ich schon erwartet.«
Christiane senkte schmunzelnd den Kopf. »Ich wußte nicht, daß du so empfindlich bist.« Sie legte ihre Hand auf Rebeccas. »Natürlich würde ich mich freuen.«
Rebecca kniff die Augen leicht zusammen. »Sicher?«
»Aber ja«, versicherte Christiane. Sie streichelte kurz mit dem Daumen Rebeccas Handrücken und zog ihre Hand zurück.
»Gut. Also – Meer oder Berge?« wollte Rebecca wissen.
»Meer«, entschied Christiane.
»Meer.« Rebecca nickte. »Kurzer Fluchtweg, was?« fragte sie.
Christiane schüttelte lächelnd den Kopf. Erst als sie Rebecca ansah und deren Gesichtsausdruck registrierte, ging ihr auf: Rebecca scherzte nicht! Nicht wirklich. Ihr Tonfall war zwar ungezwungen, aber ihre Augen blickten ernst.
»Sei nicht albern«, sagte Christiane. Sie konnte kaum glauben, daß Rebecca sich ihrer derart unsicher war. »Ich dachte, es ist näher und wir verlieren nicht so viel Zeit durch eine lange Reise.«
»Oh«, erwiderte Rebecca nur.
Christiane lächelte erneut. »Zufrieden?« fragte sie leise.
Rebecca senkte verlegen den Blick. »Entschuldige«, murmelte sie. »Ich kann nichts dagegen tun. Diese Zweifel überfallen mich einfach wie aus heiterem Himmel. Ich weiß, das ist albern . . .«
»Nein, ist es nicht.« Christiane nahm erneut Rebeccas Hand. »Ich finde es . . . beruhigend.«
Rebeccas verständnislos fragender Blick amüsierte Christiane.
»Gott sei Dank gibt es diese Momente, wo du nicht so fürchterlich selbstsicher bist«, erklärte sie lächelnd. »Auch wenn es dir nicht gefällt, mir tut das gut. Außerdem schmeichelt es mir.«
»Ach ja?«
»Natürlich.« Christiane zwinkerte Rebecca zu. »Wie oft kommt es schon vor, daß deine Augen nicht wissen, wo sie vor lauter Unsicherheit hinblicken sollen? Ich denke, darauf kann ich mir was einbilden.«
Die Kellnerin brachte das Essen.
Rebecca kam das sehr recht. Sie griff nach dem Besteck, probierte vom Schnitzel und lenkte durch ausführliches Lob seines Geschmacks vom unliebsamen Thema ihrer Empfindsamkeit ab. Christiane durchschaute das Manöver mühelos, ließ Rebecca aber die Ausflucht.
Während des Essens dirigierte Rebecca das Gespräch auf unverfänglichere Themen, wie zum Beispiel Hannas Rückkehr. Sie spekulierten lachend über Form und Ausdruck von Hannas Augen, wenn die erfuhr, was in der Zwischenzeit alles passiert war.
»Das zwischen uns wird sie einigermaßen aus der Bahn werfen«, lachte Rebecca. »Obwohl, Hanna ist hart im Nehmen«, dachte sie laut weiter. »Außerdem geht damit ihr Lieblingswunschtraum in Erfüllung. Ich endlich wieder verliebt.« Rebecca stockte. »Ich meine . . . also . . .«, stotterte sie. »Hanna denkt in solchen Kategorien. Verliebt, verlobt, verheiratet und so. Du kennst sie ja.«
Christiane
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