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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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den du wie alle anderen Ruflis gebunden bist.«
    Walter wischte sich das Federzeichen von der Stirn. »Du tust mir leid, Herbert. Das sind doch bloß Geschichten, die in einem zerfledderten Buch stehen. Ich fand sie lustig, solange ich ein Kind war, aber jetzt sind wir erwachsen. Also lass mich mit diesem Hokuspokus endlich in Ruhe.«

    Valerie blinzelte. »Darauf wandte sich Walter um und wollte die Herrengarderobe verlassen, doch Herbert griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. Er murmelte etwas in einer fremden Sprache, woraufhin sich Walter den Bauch gehalten hat und mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden gefallen ist.«
    Anouk und Max sahen sich entsetzt an. »Haben sie dich bemerkt?«
    Valerie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ganz leise von der Bank gestiegen und nach Hause gerannt. Viola habe ich erzählt, dass die beiden nicht gekommen sind. Das Gewitter ist dann ja auch mit voller Kraft herniedergegangen, und sie hat mir geglaubt.«
    Valerie seufzte und griff mit zitternden Händen nach ihrer Teetasse. »Das war das letzte Mal, dass ich Walter lebend gesehen habe. Eine Woche später war er tot. Im See ertrunken.«
    Anouk schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Entsetzlich!«, sagte Max und schüttelte den Kopf.
    »Ja, nicht wahr? Dabei war er doch so ein guter Schwimmer. Viola ist gleich danach zu unserer Tante nach Zürich gezogen. Sie wollte nicht mehr in Seengen bleiben. Dort hat sie sich zur Krankenschwester ausbilden lassen und später deinen Großvater, Cousin Peter, geheiratet. Aber das weißt du ja.« Valerie lächelte Anouk an. »Die zwei waren sehr glücklich miteinander, obwohl wir ihn damals beim Schützenfest so genarrt haben.« Sie kicherte. »Ich selbst bin im darauffolgenden Sommer ins Welschland gegangen und erst zehn Jahre später, nach dem Tod meiner Mutter, in den Aargau zurückgekommen, um meinem Vater den Haushalt zu führen. Herbert wohnte zu diesem Zeitpunkt in Basel, war schon ein angesehener Historiker und schrieb Bücher über das Schloss und seine Bewohner. Wir haben uns erst wieder getroffen, als du und deine Schwester in euren Schulferien öfter hierhergekommen seid.«
    Anouk hatte Tränen in den Augen. Sie dachte an ihre Großmutter, die ihre erste Liebe auf so tragische Weise verloren hatte. An Großvater Morlot konnte sich Anouk dagegen nicht mehr erinnern; er war gestorben, als sie drei Jahre alt gewesen war. Max reichte ihr ein Taschentuch. Sie schnäuzte sich kräftig und stand auf.
    »Ich brauche jetzt einen Drink«, sagte sie. »Sonst noch jemand?« Max hob die Hand, ihre Großtante nickte. »Gut, ich hole schnell den Amaretto aus meinem …«, sie brach ab und errötete.
    »Keine Angst, Liebes, ich weiß von der Flasche«, meinte Valerie lächelnd. »Und obwohl ich dem Alkohol normalerweise nichts abgewinnen kann, kann er manchmal auch eine gute Medizin sein.«
    Sie blinzelte ihr verschwörerisch zu. Anouk hatte schon die Hand auf der Türklinke, als die Stimme ihrer Großtante sie zurückhielt. »Er ist gewachsen«, sagte sie tonlos. Anouk und Max sahen sich verständnislos an.
    »Wer denn, Tati?«
    »Herbert«, erwiderte sie. »In der Herrengarderobe, als er diese fremdländischen Worte aussprach. Er wurde plötzlich riesengroß und füllte den ganzen Raum aus.« Sie sah Max und Anouk herausfordernd an. »Und jetzt dürft ihr mich gerne für verrückt erklären.«
    Schloss Hallwyl, 1746
    Während ihr Marie das Mieder schnürte, überlegte sich Bernhardine, was sie als Nächstes tun sollte. Sie brauchte einen Verbündeten, der ihr half, Gerold zu überführen. Der erste Versuch, ihn zum Reden zu bringen, war kläglich gescheitert. Cornelis und Marie hatten zwar ihren guten Willen bekundet, waren aber nicht in der Lage gewesen, ihr gegen den Ketzer beizustehen. Johannes taugte ebenfalls nicht zum Richter. Wer blieb also noch? Sie fing an zu husten.
    »Nicht so fest, Marie! Ich bekomme ja kaum noch Luft.« Sie keuchte und presste eine Hand gegen ihre Brust. Das Atmen bereitete ihr Probleme. Sie fühlte sich auch immer noch müde, aber Gott sei Dank war das Fieber gesunken. Was für eine hartnäckige Erkältung! »Reich mir bitte ein Glas Wasser. Meine Kehle ist vollkommen ausgetrocknet.« Hastig griff sie nach dem ihr gereichten Becher. »Und beim Schlucken habe ich Schmerzen«, jammerte sie.
    Marie runzelte die Stirn, trat näher und tastete Bernhardines Hals ab. »Geschwollen ist nichts«, sagte sie, »das kommt sicher daher, dass du so lange geschlafen

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