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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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an.
    »Na, dann
schieß mal los«, sagte er. »Nein, laß mich raten. Es geht um eine Frau.« Er
grinste.
    Habe ich
bereits erwähnt, daß Nathan Psychologe ist?
    Ich nickte
und fühlte mich verstanden. »Ja, es geht um eine Frau«, begann ich. »Aber nicht
um irgendeine Frau, verstehst du?«
Ich machte eine bedeutungsvolle Pause. »Ich bin heute der Frau meines Lebens
begegnet. Sie heißt Isabelle, und sie ist … sie ist … einfach wundervoll!«
    Nathan ließ
sich in seinen Stuhl zurückfallen. »Na, das ist doch toll«, sagte er
erleichtert. Dann lächelte er. »Siehst du deshalb so fertig aus?« Er zwinkerte
mir zu. »Habt ihr zwei die ganze Zeit … oh, là, là …« Er schnalzte mit der
Zunge. »Deswegen konnte ich dich den ganzen Tag nicht erreichen. Na, die Kleine
scheint ja 'ne Rakete im Bett zu sein …«
    »Nathan,
hör auf mit dem Mist«, fuhr ich ihn an. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie
störte es mich, daß er über Isabelle sprach, als wenn es irgend so eine
Bettgeschichte gewesen wäre. »Wir waren gar nicht im Bett. Ich hab sie nicht
mal geküßt, wenn du es genau wissen willst. Das hier ist was völlig anderes!«
    Nathan sah
mich amüsiert an. »Ah – ist es eher eine platonische Liebe?« fragte er
interessiert.
    »Ach, laß
den Quatsch«, entgegnete ich und mußte lachen. »Sehe ich so aus, als ob ich
eine spirituelle Geliebte brauche?«
    » Mon ami , du siehst aus, als hättest du
einen ziemlich stressigen Tag hinter dir. Die Frage ist nur – Eustress oder
Distress?« Er faltete seine Serviette auseinander und streifte mich mit einem
professionellen Blick.
    Habe ich
bereits erwähnt, daß Nathans Psychologengeschwätz einem manchmal ziemlich auf
den Geist gehen kann?
    Aus Rache
ließ ich ihn eine Weile zappeln und faltete auch meine Serviette auseinander.
Dann beugte ich mich vor und sagte verschwörerisch: »Beides!«
    Nathan
schwieg. Er wußte, daß ich ihm sowieso die ganze Geschichte erzählen würde. Am
Ende hatte ihm noch jeder seine Geschichte erzählt.
    »Es ist
alles sehr kompliziert«, erklärte ich mit Nachdruck. »Kompliziert und
rätselhaft.« Ich nahm einen Schluck Wein und überprüfte die Wirkung meiner
Worte. Nathan beugte sich näher zu mir. Am Nachbartisch wurde lautstark eine
Flasche Champagner geordert. Andere Menschen hatten einen Grund zum Feiern. Wie
gerne hätte ich jetzt mit Isabelle hier gesessen, meiner Schönen,
Unvergleichlichen … Ich gestattete mir einen Moment der Wehmut, bevor ich
wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte.
    »Stell dir
vor – ich habe diese unglaublich tolle Frau gefunden, einfach so, hier … mitten
in Paris. Es hat sofort zwischen uns gefunkt. Das war wie … wie Liebe auf den
ersten Blick.« Ich warf Nathan einen herausfordernden Blick zu. »Du mußt
zugeben, daß es so was gibt.«
    Nathan
nickte. »Klar«, sagte er und winkte ungeduldig mit der Hand. »Erzähl weiter. Wo
ist das Problem?«
    Ich seufzte
aus tiefstem Herzen, und über Nathans Gesicht flog plötzlich das Leuchten der
Erkenntnis.
    »Oh …
nein!« sagte er mitfühlend. »jetzt erzähl mir bloß nicht, daß sie noch Jungfrau
ist!«
    »Schlimmer«,
entgegnete ich düster.
    »Eine
Lesbe?« fragte Nathan.
    Ich
schüttelte den Kopf.
    »Mann,
Antoine, jetzt laß dir nicht so die Würmer aus der Nase ziehen. Komm zum
Punkt!«
    Ich fand,
daß sich seine Geduld ziemlich schnell erschöpfte – für einen Psychologen. Ich
meine, ich war schließlich derjenige, der diesen ganzen harten Tag
durchgestanden hatte, während Nathan gemütlich in seiner Praxis saß und Leute,
denen sonst keiner zuhören wollte, einfach ausreden ließ.
    Doch bevor
ich zum Punkt kommen konnte, wurde das Essen serviert. Das Lammkarree sah
wirklich gut aus. Nathan stöhnte begeistert auf, als er auf dem ersten Bissen
herumkaute.
    »Hmmm! Ganz
zart! Spektakulär!« rief er, und Monsieur Duchaine in seiner blau-weiß
gestreiften Metzgerschürze verblaßte zunehmend. Ich fand die Idee des
fleischlosen Essens nun doch nicht mehr so gut und spießte lustlos eine kleine
Tomate auf, die sich in meinen handgefertigten Tagliatelle versteckte.
    »Der Punkt
ist«, griff ich Nathans letzten Satz auf, während ich die kleine Tomate auf
meiner silbernen Gabel sinnend betrachtete, »daß ich nur ihren Vornamen habe
und zehn falsche Telefonnummern.« Ich aß die Tomate, das Innere spritzte mir in
den Mund, und ich dachte an Isabelles rote Lippen. Ich nahm ein paar Gabeln
Pasta, dann schob ich den Teller beiseite. Nathan

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