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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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der erste Kellner zu seinem Kollegen sagte: » Ce type est complètement fou! « Dann stolperte ich auf die Straße.
    Ich
richtete mich auf und strich meine Kleidung glatt. Es war zehn Minuten vor neun.
Es war das erste Mal, daß ich aus einem Café herausgeflogen war. Ich grinste.
    Mag sein,
daß ich verrückt war. Aber aus Liebe verrückt zu sein, war nicht das
Schlechteste.

12
    Punkt
neun Uhr stand ich vor dem Bilboquet.
    Nathan war
schon drin, er hatte auf der Galerie an der linken Seite den hintersten Tisch
reserviert und winkte mir gutgelaunt zu. Mann, war das schön, ihn zu sehen nach
diesem ganzen aufregenden Tag! Nathan ist eigentlich immer gut drauf.
Vielleicht muß er das auch sein, um all die Depressiven zu ertragen, die Woche
für Woche auf seiner Couch liegen und ihm von den Katastrophen ihres Lebens
erzählen.
    Ich ging
die Galerie mit dem dunkelbraunen Holzgeländer entlang, vorbei an den anderen
Tischen, wo schon die ersten Gäste saßen, und warf einen Blick nach unten. Von
hier aus hat man den besten Blick auf die Bands, die jeden Abend ab zehn Uhr im
unteren Teil des Restaurants ihre Stücke zum Besten geben. Die Musiker waren
noch nicht da, aber neben dem Klavier stand schon ein riesiger Kontrabaß, und
ein paar junge Leute lümmelten unten in der Bar in den Sofas herum.
    Ich hob die
Hand, nickte einem Kellner zu, der überaus freundlich zurücknickte, und trat zu
Nathan an den Tisch.
    » Bonsoir , Antoine, ça va? « Nathan erhob sich kurz von seinem Stuhl, um mich zu
begrüßen. »Wie geht's, alter Freund?« Er klopfte mir auf die Schulter, und
seine dunklen Augen tanzten unternehmungslustig hinter der kleinen runden
Goldrandbrille.
    Ich ließ
mich ächzend auf meinen Stuhl sinken. Dem »alten Freund« ging's nicht sehr gut.
Neben Nathan, der in seinem leichten schwarzen Rollkragenpullover unter der
Anzugjacke und dem lässig zurückgekämmten dunklen Haar direkt einem
Herrenmagazin entsprungen zu sein schien, fühlte ich mich wie ein Kosovo-Albaner
auf der Flucht.
    »Frag besser
nicht«, entgegnete ich also und merkte mit einem Mal, wie erschöpft ich war.
    Nathan
musterte mich besorgt. Er sah unheimlich ausgeruht aus, fand ich. Beneidenswert
ausgeruht. Ich sah die letzten acht Stunden wie einen Film an mir vorbeirasen
und schüttelte den Kopf.
    »Wenn du
wüßtest, was mir heute alles passiert ist …«
    Ich
versuchte meine Gedanken zu ordnen, aber ich fürchte, ich war nicht sehr
erfolgreich.
    »Es ist
kaum zu glauben …«, versuchte ich es noch einmal, bevor ich mit einer Geste der
Hilflosigkeit verstummte. Wie abgerissene Fetzen Papier trudelten meine
kryptischen Halbsätze auf den Tisch.
    Nathan ist
ein echter Freund. Er überging meine Verwirrung, legte mir die Menükarte hin
und ließ mich ansonsten erst mal in Ruhe. Dann winkte er dem Kellner, bestellte
uns einen Rotwein und fragte mich, was ich essen wollte.
    Ich starrte
unschlüssig in die Karte.
    Nathan
bemerkte mein Zögern. »Ich nehme das Lamm, das ist sehr gut.« Er sah mich
aufmunternd an. »Für dich auch?«
    Ich dachte
an Monsieur Duchaine im Kachelraum und schüttelte den Kopf. »Ach … nein, lieber
kein Lamm heute«, entgegnete ich gequält.
    Der Kellner
schwebte mit seinem Bestellblock über uns und wartete. Ich konnte fast hören,
wie er innerlich seufzte. Meine Blicke wanderten ziellos über die Menükarte.
Ich riß mich zusammen und versuchte mich zu konzentrieren, um nicht gleich den
nächsten Kellner zu verärgern. Antoine, der Kellnerschreck!
    »Ich nehme …
Pasta«, sagte ich. Es klang wie Basta.
    »Sehr wohl,
Monsieur, einmal das Lamm für Monsieur Nathan« – er sprach das »Natton« so
zärtlich aus, als ob es sich um eine Reliquie handelte, nun ja, Nathan war oft
genug hier zu Gast – »und einmal …« – er sah an meinem rechten Ohr vorbei – »…
nur die Pasta.«
    Ich war
Monsieur »Niemand«, und es war ein schlechter Tag für Kellner. Unser Mann aus
dem Bilboquet nahm die Speisekarten an sich und verschwand.
    Nathan hob
sein Glas. »Schön, dich zu sehen, Antoine.« Der Rotwein funkelte im Schein der
Kerze. » Santé! « sagte er. »Auf dich!«
    Wir stießen
an, und ich nahm einen tiefen Schluck. Das Schöne an Männern ist, daß sie sich
auch ohne große Worte verstehen. Ich ließ den samtigen, weichen Wein über die
Zunge rollen und merkte, wie ich allmählich ruhiger wurde.
    Wir
stellten unsere Gläser ab. Nathan stützte sein Kinn auf die Hände und schaute
mich eine Weile erwartungsvoll

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