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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Art »Ja,
Madame kommt jeden Donnerstag mittag hierher«.
    Plötzlich
fiel mir ein Agentenfilm ein, in dem der Held anhand einer Kreditkarte den
Bösewicht ausfindig macht. Wenn Isabelles Begleiter, dieser Snape, heute mittag
die Rechnung mit seiner Karte beglichen hatte, hätte ich auf jeden Fall schon
einen Namen und eine Bankverbindung gehabt.
    Das waren,
so versicherte mir meine innere Stimme, drei Superchancen!
    Es
erstaunte mich selbst ein wenig, als mein Herz sich wieder mit einem leichten
Klopfen zurückmeldete. Ich stand vor der Eingangstür des Flore. Es war ein
magischer Ort.
    Ist es
nicht diese Hoffnung wider besseres Wissen, die einen verliebten Mann von jedem
anderen Lebewesen unterscheidet?
    Ich drückte
die Tür auf und betrat das Café.
    Eine
gute halbe Stunde später wurde ich von einem aufgebrachten Kellner unsanft vor
die Tür gesetzt.
    Zunächst
hatte ich nur nach Isabelle Ausschau gehalten, war um die vollbesetzten Tische
gestrichen, hatte hinter Zeitungen geschaut, war im ersten Stock gewesen, hatte
vor den Damen-Toiletten gewartet – wie viele Menschen verpassen sich aus den
banalsten Gründen? – und der hübschen dunkelhäutigen Frau, die die Toiletten
saubermachte zugelächelt, wann immer die Tür aufschwang.
    Dann hatte
ich ziemlich im Weg gestanden und verschiedene Kellner nach der blonden Frau
mit dem roten Schirm gefragt, aber keiner kannte Isabelle, wie mir mit
zunehmender Ungeduld versichert wurde. Auch daß es wirklich wichtig war, très important , schien keinen hier zu
interessieren. Diese Kellner hatten kein Herz, alles eiskalte Profis.
    Ja,
vielleicht, wenn ich mich als Commissaire Bellier hätte ausweisen können, auf der Jagd nach dem Armbrustmörder von
Paris, dann hätte man sich bestimmt etwas mehr Mühe gegeben. So aber wurde ich
nach der fünften Frage vom dritten Kellner, der im ersten Stock servierte,
angeraunzt: »Hören Sie, Monsieur, Sie sehen doch selbst, daß wir alle Hände
voll zu tun haben.« Der Kellner schwenkte sein Silbertablett vor sich her wie
eine Waffe, dann fügte er in einer Anwandlung von Menschlichkeit hinzu: »Im
übrigen ist Bertrand, der heute mittag hier oben Dienst hatte, sowieso schon
weg.«
    Ich nickte
einsichtig und wartete, bis der Mann mit dem silbernen Tablett seine Speisen
auf den Tischen verteilt hatte. Dann folgte ich ihm ins Parterre, das von
Klappern und Stimmengewirr erfüllt war, und tippte ihm vorsichtig auf die
Schulter.
    »Was denn
noch?« herrschte er mich an. Seine Nerven waren offenbar nicht die besten.
    »Nur noch
eine Sache«, beeilte ich mich zu antworten. »Ich kann ziemlich genau sagen,
wann der Mann dieser Frau, also … äh … ihr Begleiter, gezahlt hat. Gibt es eine
Möglichkeit, in den Belegen nachzuschauen, um zu sehen, ob der Herr mit
Kreditkarte gezahlt hat?«
    »Was sind
Sie, Monsieur? Ein verdammter Privatschnüffler? Oder sind Sie selbst der
betrogene Ehemann?« unterbrach mich der Kellner mit einer nicht zu überhörenden
Häme in der Stimme und musterte mich von oben bis unten. »Jetzt machen Sie mal
einen Punkt! Wir geben doch hier nicht einfach so Kreditkartenbelege raus, was
denken Sie, was das hier ist?« Er schnaufte empört.
    Allmählich
wurde auch ich wütend. Mußte ich, ein Mann mit den besten Absichten, mir das
gefallen lassen?
    »Ich dachte
immer, das hier sei ein gehobenes Café mit einem anständigen Service«, entgegnete
ich laut. Einige Touristen hoben interessiert die Köpfe. »Aber offenbar habe
ich mich getäuscht.«
    » Cela suffit, Monsieur! Es reicht!«
schrie der Kellner mit dem schwarzen Anzug, nun seinerseits in seiner
Kellnerehre gekränkt.
    Ich fand,
es reichte nicht. Nachdem ich in meinem ehemaligen Lieblingscafé so mies
behandelt worden war, hatte ich auch noch etwas zu sagen.
    »Ich weiß
nicht, was so verwerflich daran sein soll, wenn man die Frau, in die man sich
verliebt hat, wieder finden will«, erklärte ich und zog die wohlwollenden
Blicke einiger weiblicher Gäste auf mich. Ich sah den Kellner an und hoffte,
daß er meine ganze Geringschätzung spürte. »Aber Sie … Sie waren offensichtlich noch nie verliebt, so wie Sie
aussehen …«
    Der Kellner
machte einen drohenden Schritt auf mich zu. Er war klein, aber stämmig, und ich
wich unwillkürlich zurück.
    »Es ist
besser, Sie verlassen jetzt das Café, Monsieur«, zischte er mir zu. Ein
weiterer Kellner kam herbeigeeilt, legte den Arm um mich wie eine Zwingschraube
und schob mich zum Ausgang.
    Ich hörte
noch, wie

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