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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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konnte. In einer Situation wie dieser musste man natürlich das nehmen, was man kriegte, und sich damit zufriedengeben.

    Sie aßen Schaschlik, wie immer, und Faringer plapperte vorsichtig von gemeinsamen Schülern und von Kollegen, von denen er wusste, dass Maasleitner sie nicht mochte. Auch ein wenig von seinem Aquarium und von seinem Vater, der seit vielen Jahren in einem psychiatrischen Krankenhaus lag, der aber nicht starb, obwohl er schon über fünfundneunzig war. Enso pflegte ihn durchschnittlich viermal die Woche zu besuchen. Dieses uferlose Geplapper war natürlich auch ein Zeichen für seine Nervosität. Faringers Mund lief sozusagen im Leerlauf, als spräche er mit seinen Fischen oder hielte einen Vortrag vor seinen Schülern, bei dem er nicht mehr nachzudenken brauchte, was er eigentlich sagte. Maasleitner spürte, dass er bereits nach zehn Minuten dieser Gesellschaft überdrüssig war.
    »Auf wessen Seite stehst du?«, fragte er, als Faringer gerade sein drittes Bier bekommen und an ihm genippt hatte.
    »Was meinst du damit?«
    »Das weißt du genau.«
    »Nein … doch, vielleicht ja. Nein. Das musst du schon genauer erklären. Ich verstehe es nicht ganz.«
    »Ich werde in drei Wochen verabschiedet … genau gerechnet in zweieinhalb. Was hältst du davon?«
    Faringer schluckte.
    »Das ist doch nicht dein Ernst? Das kann doch nicht sein. Da muss ich mal mit jemandem reden …«
    Er verstummte.
    »Mit wem denn?«
    »Ich weiß nicht. Aber du hörst doch nicht auf? Es ist doch klar, dass sich das irgendwie regeln lassen wird.«
    »Rede keinen Quatsch. Und erzähl bloß nicht, dass du die Situation nicht kennst. Es ist doch alles sonnenklar, verflucht noch mal.«
    »Nun ja …«
    »Ich werde rausgeschmissen, weil ich diesen bescheuerten Bengeln das gegeben habe, was sie verdienen, kapierst du das
nicht? Was ist das für eine blöde Art, hier herumzudrucksen und so zu tun, als wüsstest du nicht, worum es geht?«
    Die Wut stieg viel schneller in ihm auf, als er erwartet hatte, und er sah, dass Faringer Angst bekam. Er versuchte, das etwas zu kaschieren.
    »Es muss doch im Kollegium irgendeine Reaktion geben. Will man das einfach seinen üblichen Gang gehen lassen, oder habe ich … habe ich irgendwelche Unterstützung zu erwarten? Was sagen sie? Das ist eigentlich alles, was ich wissen will.«
    »Ach so.«
    Faringer sah erleichtert aus.
    »Dass du dich ein wenig umhörst. Ein bisschen aufpasst, mehr nicht … du kannst doch gut die Stimmung einschätzen, wenn es darum geht. Hast einen besseren Durchblick als gewisse andere, nun ja, das ist doch nichts, womit man hinterm Berg halten muss …«
    Das war ein reichlich zusammengeschustertes Kompliment, aber er sah, dass es geschluckt wurde. Enso Faringer lehnte sich zurück und zündete eine Zigarette an. Zog die Augen zu zwei schmalen Schlitzen zusammen und versuchte auszusehen, als überlege er angestrengt.
    Vielleicht tut er das sogar, dachte Maasleitner.
    »Du willst, dass ich die Lage ein wenig sondiere?«
    Maasleitner nickte.
    »Vielleicht auch so eine kleine Kampagne in die Wege leite?«
    »Nun ja …«
    Offensichtlich schien jetzt das Bier im wirren Hirn des Kollegen seine Wirkung zu tun, und mit einem Mal wurde Maasleitner klar, wie nutzlos das Ganze schien. Dass er von jemandem wie Enso Faringer Hilfe erwarten konnte! Dass er hier saß und sich Unterstützung von diesem allgemein verachteten und übersehenen Hanswurst erbat. Herr Fräulein , wie die Schüler ihn nannten.

    Außerdem wusste er gar nicht genau, was er sich davon versprach. Er hatte wahrscheinlich in erster Linie nur das Bedürfnis, sich Luft zu verschaffen … seine Wut und sein Gefühl, übergangen zu werden, kundzutun. Ein rechthaberischer Klugscheißer, sollte er als solcher enden? Langsam, aber unerbittlich spürte er den Würgegriff der Müdigkeit und Sinnlosigkeit, und als er sah, wie der kleine Deutschlehrer seine Stirn runzelte und einen Kugelschreiber aus der Innentasche hervorzog, glaubte er, in einem absurden Theaterstück gelandet zu sein.
    In einer Farce.
    Wollte der jetzt etwa Strategien auf der Serviette skizzieren? Oder ein Pamphlet oder ein Manifest entwerfen? Einen Aufruf? Verdammter Scheiß, dachte Maasleitner. Mit was für Leuten habe ich eigentlich Umgang?
    Oder sind sie alle so, wenn man nur ein bisschen an ihrem Äußeren kratzt?
    Das war keine neue Frage. Und außerdem kaum eine Frage. Nur eine Feststellung.
    Mehr Bier, dachte er. Auch egal, wenn die

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