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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Mittwochabend betreffend.
    M: Das ist mir klar.
    deB: Sie heißen also Alwin Malgre und wohnen in der Weijskerstraat 26B?
    M: Ja.
    deB: Gut. Sie wissen, dass irgendwann zwischen zwölf und ein Uhr Mittwochnacht in Ihrem Haus ein Mord verübt wurde?
    M: Maasleitner, ja. Das ist ja schrecklich.
    deB: Und Sie sind sein direkter Nachbar. Können Sie mir sagen, was Sie vorgestern Abend gemacht haben?
    M: Hm. Ja, natürlich. Ich war zu Hause und habe gelesen.
    deB: Sie wohnen allein in Ihrer Wohnung?
    M: Ja, natürlich.
    deB: Und es war niemand bei Ihnen?
    M: Nein.
    deB: Bitte fahren Sie fort.
    M: Ich war also zu Hause und habe den ganzen Abend gelesen … gelernt, sollte ich wohl besser sagen. Ich sollte ja zu diesem Seminar fahren, weil Van Donck keine Zeit hatte …
    deB: Wer ist Van Donck?
    M: Mein Chef, natürlich.
    deB: Was arbeiten Sie, und was für eine Konferenz war das? Zu der sind Sie also gestern gefahren?
    M: Ja, nach Aarlach. Ich arbeite im Briefmarkenzentrum. Van Donck ist mein Chef … nun ja, nur er und ich arbeiten
dort. Ich bin sein Assistent, kann man so sagen …
    deB: Sie verkaufen Briefmarken?
    M: Und kaufen. Haben Sie Interesse an Philatelie, Herr …?
    deB: DeBries. Nein. Was für eine Konferenz war das?
    M: Eher ein Seminar. Ein Seminar und eine Auktion. Über die Probleme nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums. Dieses Mal haben wir vor allem die Ausgaben der baltischen Staaten diskutiert. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, welches Chaos alle diese neuen Staatsgründungen für die Philatelie bedeuten … natürlich auch Goldgruben für Spekulanten.
    deB: Natürlich. Nun gut, das müssten wir ein andermal besprechen. Der Mittwochabend, wenn ich bitten darf.
    M: Ja, ja, ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll. Ich bin gegen halb sieben nach Hause gekommen, so ungefähr. Habe zu Abend gegessen und dann angefangen zu lesen. Gegen halb zehn habe ich Tee getrunken, glaube ich … ach ja, dann habe ich die Neunuhrnachrichten im Fernsehen angeguckt … ja, und dann war ich wohl so bis halb zwölf auf.
    deB: Sind Sie um halb zwölf eingeschlafen?
    M: Nein, ich habe noch bis ungefähr Viertel vor eins gelesen. Dann aber im Bett. Van Donck hatte am gleichen Nachmittag zwei Bücher besorgen können, und ich wollte ja nicht unvorbereitet in Aarlach erscheinen. Natürlich hatte ich auch noch etwas Zeit im Zug, aber …
    deB: Haben Sie irgendetwas bemerkt?
    M: Was?
    deB: Haben Sie im Laufe des Abends irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?
    M: Nein.
    deB: Sie haben nichts gehört, so gegen zwölf?
    M: Nein … nein, da lag ich ja schon im Bett. Das Schlafzimmer geht zum Hof hinaus.

    deB: Sie haben nicht gehört, wie Maasleitner nach Hause kam?
    M: Nein.
    deB: Oder irgendwas anderes um die Zeit?
    M: Nein.
    deB: Hören Sie sonst manchmal was aus Maasleitners Wohnung?
    M: Nein, unser Haus ist sehr gut isoliert.
    deB: Das haben wir auch schon gemerkt. Kannten Sie Ihren Nachbarn näher?
    M: Maasleitner?
    deB: Ja.
    M: Nein, gar nicht. Wir haben uns nur auf der Treppe gegrüßt.
    deB: Ich verstehe. Gibt es sonst irgendetwas, das Sie gehört oder gesehen haben, was in irgendeinem Zusammenhang mit dem Mord stehen könnte?
    M: Nein.
    deB: Nichts, was Ihnen aufgefallen ist und von dem Sie meinen, wir sollten davon wissen?
    M: Nein, was sollte das sein?
    deB: Ganz gleich, was. Vielleicht etwas Ungewöhnliches, was in der letzten Zeit passiert ist?
    M: Nein … nein, mir fällt einfach nichts ein.
    deB: Sie wissen nicht, ob Maasleitner in den letzten Tagen Besuch hatte?
    M: Nein, ich habe keine Ahnung. Es ist sicher besser, wenn Sie die anderen Nachbarn fragen. Ich bin bei so was nicht besonders aufmerksam …
    deB: Nun ja, das kann man vielleicht auch nicht verlangen. Vielen Dank, Herr Malgre. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann nehmen Sie bitte umgehend mit uns Kontakt auf.
    M: Ja, natürlich. Vielen Dank. Das war sehr interessant.

    Außerordentlich ergiebig, stellte deBries fest, als Malgre aus der Tür war. Er zündete sich eine Zigarette an, stellte sich ans Fenster und blickte über die Straße.
    Dreihunderttausend Menschen, dachte er. Und zwischen ihnen scheinen ziemlich hohe Mauern zu stehen. Während der eine erschossen wird, liegt sein Nachbar zehn Meter entfernt im Bett und betrachtet estnische Briefmarken.
    Obwohl es wohl das ist, was mit dem Begriff Integrität bezeichnet wird.
     
    Van Veeteren brauchte ungefähr eine Minute, um festzustellen, dass das Treffen in der Kneipe,

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