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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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worden war.
    Wenn Malgre so einer war, der zu Konferenzen fuhr, dachte Reinhart, dann handelte es sich bei ihm sicher um einen intelligenten Menschen. Kein üblicher Hohlkopf. Mit einem schweren Seufzer drehte Reinhart sich auf die Seite und schlief ein.
    Dem Minutenzeiger war es in der Zwischenzeit gelungen, bis 03.12 weiterzuticken. Noch hatte er keine Sekunde über das Motiv nachdenken können.
    Das musste bis morgen warten.
    Heute hatte er gearbeitet. Morgen würde er seinen Kopf benutzen.
    14
    Baushejm lag nur einen Steinwurf von Münsters eigenem Vorort entfernt, und deshalb fuhr er am Freitagmorgen direkt dorthin. Und sei es nur, um Zeit zu sparen. Wanda Piirinen (gesch. Maasleitner) arbeitete als Sekretärin in einer der renommiertesten Kanzleien der Stadt, und trotz des Mords an
ihrem Exgatten wollte sie sich nicht länger freinehmen, als notwendig war. Genauer gesagt einen halben Tag.
    Den Kindern – drei an der Zahl, im Alter von 17 (das Mädchen, das seinen Vater am Vortag tot aufgefunden hatte), 13 und 10 – war zumindest ein etwas verlängertes Wochenende zugestanden worden. Als Münster in das gepflegte Reihenhaus eingelassen wurde, waren sie gerade von einer Tante abgeholt worden, um wenigstens zwei Tage bei ihr und den Kusinen draußen in Dikken zu verbringen.
    »Wir sind vor acht Jahren geschieden worden«, erklärte Wanda Piirinen. »Es war keine gute Ehe, und unsere Beziehung ist seitdem nicht gerade besser geworden. Ich weiß gar nichts, obwohl mir klar ist, dass ich es eigentlich sollte.«
    »Sie haben schließlich drei gemeinsame Kinder«, warf Münster ein und widmete seinen eigenen beiden einen hastigen Gedanken. Sie nickte und deutete mit der Hand auf die Kaffeekanne auf dem Tisch. Münster schenkte sich ein.
    »Das ist auch der einzige Grund, dass wir immer noch Kontakt miteinander haben … hatten, sollte ich wohl lieber sagen.«
    Münster schnupperte am Kaffee und betrachtete sie verstohlen über den Rand der Kaffeetasse hinweg. Eine Frau mit Stil, kein Zweifel. Wahrscheinlich so um die fünfundvierzig, gut gebaut und trotz der Jahreszeit braun gebrannt, aber auch mit einem Zug von Härte, den sie nur schwer vertuschen konnte.
    Vielleicht will sie das auch gar nicht, überlegte Münster. Ihr gefällt es möglicherweise, wenn ihre Selbstständigkeit und Kraft sofort zu spüren sind.
    Damit die Kerle gar nicht auf irgendwelche dummen Gedanken kommen oder sich Freiheiten herauszunehmen versuchen. Das dicke, aschblond gefärbte Haar war in einem kunstvollen Zopf hochgesteckt und das Make-up sparsam und sorgfältig aufgetragen. Er ging davon aus, dass die Morgentoilette so ihre Zeit gedauert hatte. Ihre Fingernägel waren lang und gepflegt, und es war nicht so leicht, sich vorzustellen,
dass sie wirklich mit ihren eigenen Händen drei Kinder aufzog und die Verantwortung für sie hatte. Andererseits war das natürlich genau das Erscheinungsbild, das in ein Anwaltsbüro passte … die Effektivität und die gutkanalisierte Energie standen wie eine Aura um sie, und ihm war klar, dass er es mit einer Person zu tun hatte, die Reinhart als die moderne Frau schlechthin bezeichnen würde.
    Oder vielleicht postmodern?
    »Ja, bitte?«, fragte sie, und ihm wurde klar, dass er sich etwas in Beobachtungen und Gedanken verloren hatte.
    »Beschreiben Sie ihn!«, sagte er.
    »Rickard?«
    »Ja bitte.«
    Sie betrachtete ihn nachdenklich.
    »Ich glaube, dazu habe ich keine Lust.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nur negative Dinge zu sagen hätte. Es scheint mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, meine Gefühle gegenüber meinem ehemaligen Mann aufzudecken, der gerade vor kurzem umgebracht wurde. Sie müssen schon entschuldigen.«
    Münster nickte.
    »Ich verstehe. Wie war der Kontakt zu den Kindern? Zwischen ihm und den Kindern, meine ich.«
    »Schlecht«, antwortete sie nach kurzem Zögern. »Anfangs wohnten sie ab und zu bei ihm … jedes zweite Wochenende und manchmal auch in der Woche. Wir leben ja in derselben Stadt. Da sollte so etwas eigentlich möglich sein. Aber nach einem Jahr habe ich eingesehen, dass es am besten für die Kinder ist, wenn sie die ganze Zeit bei mir wohnen. Sie brauchen ein Zuhause, nicht zwei.«
    »Hat er dagegen protestiert?«, fragte Münster.
    »Eigentlich nicht. Ein wenig, um den Schein zu wahren. Er fand es wohl eher anstrengend, wenn sie bei ihm waren. Er hat … hatte diese Einstellung ziemlich vielen Menschen gegenüber.«

    »Was meinen Sie damit?«
    »Das werden Sie

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