Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
könnt.«
    »Hauptsache, man ist genau«, erklärte Reinhart.
    Es wurde wieder still. Münster erhob sich, stellte sich ans Fenster, mit dem Rücken zu den anderen. Van Veeteren lehnte sich zurück und sog die Wangen ein. Moreno betrachtete das Foto noch einmal.
    »Tja«, sagte deBries nach einer Weile. »Das müssen wir uns erst mal durch den Kopf gehen lassen, wie ich annehme.«
    »Vermutlich«, sagte Van Veeteren. »Wir machen eine Pause, ich muss drüber nachdenken. Kommt in einer halben Stunde
zurück, dann werden wir sehen, wie wir weiter vorgehen … deBries, kannst du mir ’ne Zigarette leihen?«
     
    »Wo liegt diese Militärschule eigentlich?«, fragte Moreno, als sie wieder zusammenkamen.
    »Jetzt oben in Schaabe«, erklärte Heinemann. »Ist Anfang der Siebziger von Maardam weggezogen. War vorher in Löhr.«
    »Andere Verbindungen hast du nicht gefunden?«, fragte Münster.
    »Nein, bisher nicht. Aber ich glaube, die hier ist die richtige. Wenn es weitere gibt, liegen sie vermutlich noch weiter zurück.«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Rooth.
    Van Veeteren schaute von der Namensliste auf.
    »Folgendes«, sagte er und zählte schnell die Versammelten durch. »Wir sind acht. Jeder von uns übernimmt vier Namen und versucht, die Leute übers Wochenende ausfindig zu machen … mindestens zwei von den vieren müssten drin sein. Ihr kriegt die Adressen bei Krause und Willock. Am Montagmorgen will ich einen vollständigen Bericht haben, und wenn ihr inzwischen auf irgendwas stoßt, dann meldet euch verflucht noch mal. Und seid vorsichtig! Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass es einer von denen hier ist, nach dem wir suchen. Vergesst das nicht!«
    »Sollen wir das der Öffentlichkeit mitteilen?«, fragte Münster.
    Van Veeteren überlegte drei Sekunden lang.
    »Ich glaube, wir sollten uns davor hüten, das zu tun«, meinte er dann. »Denkt daran, wenn Fragen gestellt werden … erzählt nicht zu viel. Hiller wäre sicher nicht begeistert, wenn plötzlich dreiunddreißig Leute zu ihm kommen und um Polizeischutz rund um die Uhr bitten.«
    »Wäre eigentlich doch ganz lustig, sein Gesicht zu sehen«, grinste Reinhart.
    »Ja, das stimmt«, sagte Van Veeteren.

    Russisch Roulett?, dachte Münster, als er eine Stunde später mit seinen Kindern auf dem Schoß vor dem Kinderprogramm des Fernsehens saß. Warum taucht die ganze Zeit das Wort ›Russisch Roulett‹ in meinem Kopf auf?
     
    Kann natürlich auch ein Zufall sein, dachte Van Veeteren, als er sich mit einer Kerze auf dem Toilettendeckel und einem Bier in Reichweite in die Badewanne gelegt hatte. Reiner Zufall, wenn Reinhart diesen Ausdruck nicht verboten hätte. Zwei Menschen in derselben Stadt können schon mal auf einem Foto zusammenkommen, ob sie nun wollen oder nicht.
    War es genau genommen nicht sogar ziemlich wahrscheinlich?
    Weiß der Teufel, dachte Van Veeteren. Wie immer es auch sei, es würde sich schon zeigen.
    16
    Samstag, der 3. Februar, begann mit lauwarmen Südwestwinden und einem trügerisch hohen, klaren Himmel. Van Veeteren hatte eigentlich schon vorher beschlossen, auf Ryszard Maliks Beerdigung zu gehen, aber als er gegen neun Uhr durch die offene Balkontür die Wetterlage betrachtete, hatte er das Gefühl, dass auch die Wettergötter auf seiner Seite waren.
    Während er noch dort stand, fragte er sich, warum es für ihn so wichtig war, der Zeremonie draußen auf dem Ostfriedhof beizuwohnen. Hatte wohl etwas mit einem alten Film zu tun. Oder eher mit mehreren. Genauer gesagt mit der klassischen Eingangsszene, in der eine Gruppe schwarzgekleideter Menschen sich um einen Sarg sammelt, der langsam in die Erde gesenkt wird. Und dann die zwei etwas abseits stehenden Kriminalbeamten in ihren zerknitterten Trenchcoats, die die Trauernden beobachten. Sie haben den Kragen hochgeschlagen
und flüstern sich zu, wer wohl wer sei … wer nur die halb abgewendete Frau mit Schleier sein könnte, warum die Witwe nicht weine und wer, zum Teufel, nur eine Kugel durch den Kopf des steinreichen Lord Schlagmichtot-Pym gejagt haben könnte.
    Welche Beweggründe!, dachte Van Veeteren und zog die Balkontür zu. Die reine Perversion. Obwohl – was tut man nicht alles?
     
    Auf dem windigen Friedhof schien es hingegen von möglichen Mördern ziemlich dünngesät zu sein. Derjenige, der sich zweifellos am sonderbarsten verhielt, war ein groß gewachsener Mann in grünem Regenmantel, mit roten Gummistiefeln, aber den hatte der Kommissar selbst dorthin

Weitere Kostenlose Bücher