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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ab.
    Tomaszewski nickte.
    »Zumindest, soweit ich mich erinnern kann. Sie berücksichtigen hoffentlich, dass das mehr als dreißig Jahre her ist?«
    Moreno lachte.
    »Ja«, sagte sie. »Das werde ich berücksichtigen. Aber ich dachte, die Militärzeit hinterließe bei allen jungen Männern unauslöschliche Spuren.«
    Tomaszewski verzog den Mund.
    »In gewisser Weise stimmt das wohl«, sagte er. »Aber die meisten von uns versuchen, sie so schnell wie möglich zu vergessen.«
    Angenehm, dieses Wort hinterließ der Besuch bei Tomaszewski in ihrem Kopf. Der diskrete Charme der Bourgeoisie, erinnerte sie sich, und überhaupt war nichts dagegen einzuwenden, eine Stunde an einem Samstagvormittag auf diese Art und Weise zu verbringen. Dass ihr Besuch in Dikken für die Ermittlungen selbst Substanzielles ergeben würde, hatte sie gar nicht erwartet, und das Gleiche galt für den nächsten Namen auf ihrer Liste, Pierre Borsens.
    Als sie in der Stadt wieder aus dem Bus stieg, hatte sie zumindest die finsteren Gedanken des Morgens verdrängt und beschlossen, noch in die Saluhalle zu gehen und für den
Abend leckeren Käse zu kaufen. Pierre Borsens’ Adresse war nur einen Häuserblock davon entfernt, und die Uhr zeigte erst halb eins.
     
    Der Mann, der sich am Tisch niederließ, hatte einen Geruch an sich, den Jung nicht so recht identifizieren konnte. Er hatte die gleiche strenge Säuresättigung wie Katzenpisse, aber es gab darin außerdem noch einen unverkennbaren Hang zum Meer. Vermoderter Tang, der in der Sonne trocknet, oder so etwas. Vermutlich war es eine Kombination beider Ingredienzen. Und noch vieles mehr. Jung schob schnell seinen Stuhl einen halben Meter zurück und zündete sich eine Zigarette an.
    »Sind Sie Calvin Lange?«, fragte er.
    »Ja, klar«, sagte der Mann und streckte eine schmutzige Hand quer über den Tisch. Jung beugte sich vor und ergriff sie.
    »Im Augenblick ist es bei mir zu Hause ein bisschen unordentlich«, erklärte der Mann. »Deshalb habe ich gedacht, hier ist es besser.«
    Er lachte und entblößte zwei Reihen brauner, zerfressener Zähne. Jung fühlte eine rasche Dankbarkeit für diese Rücksichtnahme. Er hatte keinerlei Lust, diese Unordnung näher in Augenschein zu nehmen.
    »Wollen Sie ein Bier?«, fragte er rhetorisch.
    Lange nickte hustend. Jung winkte mit zwei Fingern zur Bar. »Und eine Zigarette?«
    Lange nahm eine. Jung seufzte diskret. Ihm war klar, dass er sich beeilen musste. Es war ziemlich umständlich, die Auslagen für Bier und Zigaretten zurückzubekommen. Da hatte er bereits schlechte Erfahrungen gemacht.
    »Kennen Sie das?«
    Lange nahm das Foto und begann es zu betrachten, während er gierig an der Zigarette sog.
    »Da bin ich«, sagte er und legte einen schmutzigen Zeigefinger
auf das Gesicht eines jungen, hoffnungsvollen Mannes in der obersten Reihe.
    »Das wissen wir«, sagte Jung. »Erinnern Sie sich, wie die beiden hier heißen?«
    Er zeigte mit dem Stift auf sie.
    »Einer nach dem anderen«, sagte Lange.
    Die Kellnerin kam mit zwei Biergläsern.
    »Prost«, sagte Lange und leerte das eine.
    »Prost«, sagte Jung und deutete erneut auf das Foto.
    »Jetzt wollen wir mal sehen«, sagte Lange und blinzelte kurzsichtig. »Nein, zum Teufel. Und welcher war der andere?«
    Jung zeigte mit dem Stift auf Maasleitner.
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte Lange und kratzte sich unter der Achsel. »Doch, natürlich erkenne ich ihn wieder, aber ich weiß nicht mehr, wie er heißt.«
    Er rülpste und schaute finster in sein leeres Glas.
    »Erinnern Sie sich an die Namen Malik und Maasleitner?«
    »Malik und …?«
    »Maasleitner.«
    »Maasleitner?«
    »Ja.«
    »Nein, ist das der hier?«
    Er schob seinen Finger auf Malik.
    »Nein, das ist Malik.«
    »Ach, Scheiße. Und was haben die gemacht?«
    Jung drückte seine Zigarette aus. Das läuft ja fantastisch, dachte er.
    »Erinnern Sie sich noch an irgendetwas aus Ihrer Militärzeit?«
    »Militärzeit? Warum fragen Sie danach?«
    »Das kann ich leider nicht sagen. Wir sind nämlich an diesen beiden Personen interessiert aus der … Stabsschule von 1965, da war es doch, oder?«
    Er deutete von neuem aufs Bild.

    »Ach, verfluchte Scheiße«, sagte Lange und hustete. »Aus der Stabsschule ist das. Und ich habe gedacht, das war aus dem Handballverein … nur dass es ein paar zu viele sind.«
    Jung überlegte drei Sekunden lang. Dann schob er das Foto wieder in die Tasche und stand auf.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Sie

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