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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Sicherheit gesagt hatte.
    »Der beste Kaffee, den ich je getrunken habe«, sagte er.
    Sie hob ihr Glas. »Auf unseren Erfolg.«
    »Darauf trinke ich«, sagte er und stieß mit seiner Tasse an ihr Glas. »A propos Lyrik. Goldamsels verblassende Fußabdrücke auf dem Pflaster haben mich an ein Gedicht aus der Song-Zeit erinnert.«
    »Welches Gedicht?«
    »Es handelt von der Vergänglichkeit dieser Welt – wie die Fußabdrücke eines Kranichs im Schnee, einen Moment lang sichtbar und dann schon verschwunden. Beim Anblick ihrer Fußspuren habe ich selbst ein paar Zeilen zu formulieren versucht, und dabei ist mir Wen eingefallen. In ihrem Leben gibt es auch einen Dichter, Liu Qing.«
    »Das könnte ein wichtiger Hinweis sein«, sagte sie.
    »Der einzige, den wir momentan haben.«
    »Noch eine Tasse Kaffee?«
    »Lieber ein Glas Wein«, sagte er.
    »Ja, am Abend sollten Sie nicht mehr so viel Kaffee trinken.«
    Plötzlich entließ die Faxmaschine eine lange Papierrolle ins Zimmer, es waren mindestens vier oder fünf Seiten. Sie warf einen Blick auf das leicht zerknitterte Papier, riß es aber nicht ab.
    »Das sind nur Hintergrundinformation über Menschenschmuggel. Ed Spencer hat für mich recherchiert.«
    »Oh, ich habe noch etwas von Hauptwachtmeister Yu erfahren«, sagte Chen. »Die Fliegenden Äxte haben andere Geheimgesellschaften um Mithilfe gebeten. Eine von ihnen könnte auch in Shanghai aktiv sein.«
    »Kein Wunder«, erwiderte sie schlicht.
    Das könnte die Zwischenfälle erklären, vielleicht sogar die Razzia auf dem Markt. Aber es gab noch weitere offene Fragen.
    Catherine leerte ihr Glas mit einem einzigen Schluck. Seines war noch halb voll. Als sie sich vorbeugte, um sich nachzuschenken, meinte er, ihren Brustansatz im Ausschnitt des Morgenmantels zu erspähen.
    »Wir müssen morgen früh los, und Sie haben so einen langen Heimweg …«
    »Ja, morgen heißt es früh aufstehen.« Er erhob sich, doch anstatt zur Tür zu gehen, trat er ans Fenster. Angenehm kühle Nachtluft wehte herein. Die Spiegelungen der Neonlichter am Bund zitterten in den Wellen des Flusses. Die Szenerie lag unter ihnen wie ein Traumland.
    »Das ist so schön«, sagte sie und trat neben ihn.
    Ein Augenblick der Stille folgte. Keiner sagte etwas. Er war schon zufrieden, ihre Nähe zu spüren und auf den Bund hinunterzuschauen.
    Dann fiel sein Blick auf den Park und das düstere Ufer – verwirrt vom Lärm des Kampfes und der Flucht / wo tumbe Armeen sich bekriegen bei Nacht. Diese Szene hatte ein anderer Dichter zu anderer Zeit und an anderem Ort erlebt, und es hatte jemand neben ihm gestanden.
    Der Gedanke an den ungelösten Fall des Opfers im Park machte ihn wieder nüchtern.
    Er hatte heute weder mit Gu noch mit dem Alten Jäger gesprochen.
    »Jetzt muß ich aber wirklich gehen«, sagte er.
     

26
     
    D ER Z UG WAR PÜNKTLICH ; um halb zehn Uhr vormittags fuhren sie in den Bahnhof von Suzhou ein.
    Catherine fand Gefallen an einem Hotel in einer kleinen Straße unweit des Bahnhofs, das mit seinen geschnitzten Holzgittern vor den Fenstern, der rotgestrichenen Veranda und den Steinlöwen am Tor wie eine Antiquität wirkte.
    »Ich möchte lieber hier als im Hilton wohnen«, sagte sie.
    Chen teilte ihre Meinung. Er hatte vor, die Kollegen vom Suzhouer Präsidium nicht von ihrer Ankunft in Kenntnis zu setzen, und für die paar Tage war ihm eine Unterkunft so lieb wie die andere. Für den Fall, daß jemand nach ihnen Ausschau hielt, würde man sie kaum in einem kleinen Hotel in dieser Seitenstraße vermuten. Er hatte die nach Hangzhou ausgestellten Fahrkarten, die Parteisekretär Li besorgt hatte, am Schalter umschreiben lassen, ohne jemanden davon zu unterrichten.
    Das Hotel war ursprünglich ein vierflügeliges Anwesen mit Innenhof gewesen, dessen Fassade mit alten Mustern verziert war. Ein verschiedenfarbig gepflasterter Weg führte durch den winzigen Vorgarten. Der Hotelmanager hüstelte verlegen, als wäre ihm ihre Anwesenheit peinlich, und rückte schließlich damit heraus, daß das Hotel eigentlich nicht für Ausländer vorgesehen sei.
    »Warum denn nicht?« wollte Catherine wissen.
    »Gemäß den Richtlinien unserer Tourismusbehörde dürfen nur Drei-Sterne-Hotels Ausländer beherbergen.«
    »Keine Sorge«, sagte Chen und holte seinen Dienstausweis hervor, »das ist ein Ausnahmefall.«
    Leider war nur ein Zimmer der besseren Kategorie verfügbar, das Catherine bezog. Chen mußte sich mit einfacher Ausstattung zufriedengeben.
    Der

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