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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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die Idee, daß es sich bei der geheimnisvollen Droge um ein Potenzmittel handeln könnte. Und tatsächlich hat er in seinen Nachschlagewerken eine Substanz mit ähnlicher Molekularstruktur gefunden. Als das Buch herauskam, war diese Droge nur in Südostasien erhältlich und außerdem sehr teuer.«
    »Das Opfer konnte sich also teure Luxusgüter wie den Pyjama und dieses Potenzmittel leisten. Andererseits kommt er mir nicht wie einer dieser Kapitalisten neuen Schlages vor.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte der Alte Jäger. »Morgen werde ich weitere Nachforschungen anstellen.«
    »Vielen Dank, Onkel Yu. Und kein Wort über Ihre Entdeckungen zu den Kollegen im Präsidium.«
    »Versteht sich, Oberinspektor Chen.«
    Es war fast zwölf, als Chen den Hörer auflegte. Nun hatte der Tag doch noch ein befriedigendes Ende gefunden, auch wenn der Anruf ihn aus seinem Traum geschreckt hatte.
    Nur eine fragmentarische Szene war ihm daraus im Bewußtsein hängengeblieben. Er ging auf eine alte Brücke zu, die einen Festungsgraben aus der Qing-Dynastie überspannte. Allein in der Verbotenen Stadt raschelten seine Schritte auf einem Teppich aus goldenem Laub. Eine Strophe des Tang-Dichters Zhang Bi kam ihm in den Sinn:
     
    Der Traum führt dich zurück an den alten Ort:
    Die verwinkelte Terrasse, die begrenzende
    Bailustrade.
    Nichts als Mondlicht auf Blütenblättern,
    gefallen im Frühling für den einsamen Besucher.
     
    Oberinspektor Chen machte sich noch eine Tasse schwarzen Kaffee, um den Gaumen zu spülen und den Traum vollends aus seinem Kopf zu vertreiben. Das war nicht die Nacht, um in Gedichten zu schwelgen. Er mußte nachdenken.
     

12
     
    D AS T ELEFON klingelte noch vor dem Wecker. Catherine rieb sich die Augen und tastete nach dem Hörer. Sie hörte die Stimme ihres Chefs klar und vertraut trotz der Tausenden von Kilometern, die zwischen ihnen lagen. »Tut mir leid, Catherine, daß ich Sie geweckt habe.«
    »Macht nichts.«
    »Wie läuft’s?«
    »Ziemlich mies«, sagte sie. »Die Polizei in Fujian hat keinerlei Fortschritte gemacht. Und hier in Shanghai haben wir Wens mögliche Kontaktpersonen befragt, aber das hat auch nichts gebracht.«
    »Sie kennen ja den Verhandlungstermin. Der INS macht uns die Hölle heiß.«
    »Kann man die Verhandlung denn nicht verschieben?«
    »Dieser Vorschlag stößt nicht gerade auf Begeisterung.«
    »Und alles nur wegen der Politik. Hier ist das genauso. Weiß man inzwischen, wer Feng bedroht hat?«
    »Jedenfalls haben sie sich nicht wieder bei ihm gemeldet. Wir haben, wie Sie vorgeschlagen haben, seinen Standort nicht verändert. Wenn diese Leute Wen in ihrer Gewalt haben, werden sie sich mit einer konkreten Botschaft an ihn wenden.«
    »Die Chinesen glauben, daß die Triade hinter Wen her ist, sie aber noch nicht gefunden hat.«
    »Und was halten Sie von den Chinesen?«
    »Vom Shanghaier Präsidium oder von Oberinspektor Chen?«
    »Beides«, erwiderte Spencer.
    »Das Präsidium behandelt mich wie einen Staatsgast. Heute oder morgen werde ich mit Parteisekretär Li Guohua, dem leitenden Kader, zusammentreffen. Reine Formsache, nehme ich an. Was Oberinspektor Chen angeht, so würde ich sagen, daß er gewissenhaft seine Arbeit tut.«
    »Freut mich zu hören, daß Sie gut behandelt werden und Ihr chinesischer Partner ein anständiger Kerl ist. Die CIA hätte gern, daß Sie Informationen über ihn sammeln.«
    »Ich soll ihn bespitzeln?«
    »So würde ich das nicht nennen, Catherine. Sie müssen nur weitergeben, was Sie über ihn erfahren. Mit welchen Leuten verkehrt er? Welche Fälle bearbeitet er? Welche Bücher liest oder schreibt er? Solche Sachen. Die CIA hat natürlich ihre eigenen Quellen, aber Sie haben unser Vertrauen.«
    Widerwillig stimmte sie zu.
    Dann läutete das Telefon gleich noch einmal. Es war Chen.
    »Wie geht es Ihnen heute, Inspektor Rohn?«
    »Schon viel besser.«
    »Und der Knöchel?«
    »Die Salbe hat geholfen. Alles in Ordnung«, sagte sie und fuhr sich über den Knöchel, der noch etwas empfindlich war.
    »Sie haben mir gestern einen ganz schönen Schreck eingejagt.« In seiner Stimme lag Erleichterung. »Fühlen Sie sich fit für ein weiteres Interview?«
    »Ja natürlich. Wann?«
    »Heute vormittag habe ich eine Besprechung. Paßt es Ihnen am Nachmittag?«
    »Dann werde ich heute morgen ein wenig in der Stadtbibliothek recherchieren.«
    »Über chinesische Geheimgesellschaften?«
    »Richtig.« Außerdem würde sie Informationen über Chen beschaffen. Und

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