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Die Frau mit dem roten Tuch

Die Frau mit dem roten Tuch

Titel: Die Frau mit dem roten Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Garder
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Sprache bedient, nicht wesentlich anders denkt als wir und eine Wissenschaftsgeschichte besitzt, die unserer in Vielem ähnelt. Auch dort dürften sich die intelligentesten Vertreter der Spezies über einen langen und mühsamen Weg zu größerem Verständnis des Wesens dieser Welt, der Geburt des Universums und des Periodensystems der Grundstoffe vorgekämpft haben.
     
    Wenn das sogenannte SETI-Projekt, die Search for Extraterrestrial Intelligence, gewaltige Mittel aufwendet, um auf Signale von Leben draußen im Universum, per definitionem also intelligentem Leben zu lauschen, dann kaum deshalb, weil man etwas so Unwahrscheinliches wie einen weiteren kosmischen Zufall von der Art unserer Erde nur einige armselige Lichtjahre entfernt sucht. Es kann dabei nur um eine Bestätigung dafür gehen, dass unsere eigene Gattung etwas Wesentliches oder Essentielles für das gesamte Universum darstellt.
    Freilich gibt es auch Argumente dafür, dass es nur hier bei uns Geschöpfe gibt, die ein universales Bewusstsein besitzen. Auch wenn wir annehmen, dass auf anderen Himmelskörpern zumindest primitive Lebensformen entstanden sein könnten, dürfen wir nicht vergessen, dass um die vier Milliarden Jahre vergingen, bis nach der Entstehung von Leben auf der Erde überhaupt die Menschheit das Licht der Welt erblickte. Vier Milliarden Jahre sind ein ansehnliches Alter für einen Planeten! Schon in einer weiteren Jahrmilliarde wird es auf unserem eigenen Planeten vermutlich keine Bedingungen für Leben mehr geben. Die Erde wird ihre Atmosphäre verlieren, ihr Wasser wird verdampfen.
    Vielleicht sind wir also doch allein. Und trotzdem können wir bis auf Weiteres nicht ausschließen, dass dieses Universum ein wildes Gewimmel von Seelen und Geistern in den unterschiedlichsten äußerlichen Erscheinungsformen ist.
    Als Kind habe ich daran oft gedacht, musst du wissen. Vielleicht wimmelt es im Universum von Leben, dachte ich. Es war erregend, so zu denken. Aber zugleich kam mir der genau entgegengesetzte Gedanke: Vielleicht gibt es nur hier und an keinem anderen Ort im ganzen Universum Leben. Auch das war erregend. Und beide Möglichkeiten zusammen machten mir nur umso klarer, wie ungeheuer unfassbar es war, dass es mich gab.
     
    Der Bus fährt jetzt durch Hemsedal. Natürlich weiß ich, dass ich bald dort vorbeikommen werde. Ich versuche mich darauf vorzubereiten. Vielleicht waren alle meine Gedanken über das Universum nur ein Teil dieser Vorbereitung. Du weißt, wie es war, als wir am Fähranleger von Revsnes standen. Wir mussten über etwas sprechen, demgegenüber ein einzelnes seltsames Ereignis auf unserem Planeten unbedeutend erschien. Das konnte nur etwas Überwältigendes, Höherrangiges, unendlich viel Größeres sein.
     
    Die Wolkendecke hängt noch immer tief. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Nebelmeer und einer Wolkendecke, frage ich mich. Die Wolken hängen kaum drei Meter über dem Erdboden.
    Ein Straßenschild teilt mit, dass die Straße Nummer 52 durch Hemsedal geöffnet ist. Natürlich ist sie das, es ist schließlich mitten im Sommer.
    Wir fahren lange am rechten Flussufer entlang, und ich sehe, dass der Fluss eine ungewöhnlich starke Strömung hat. Es hat viel geregnet in den letzten Wochen, und der Schnee in den Bergen ist erst spät geschmolzen. Wir kommen an einem Stausee vorbei, das Reservoir ist bis an den Rand gefüllt. Der See läuft über – die Erklärung dafür, dass der Hemsil weiter unten im Tal so reißend war. Dazu passt, dass die Anleger im Tyrifjord überschwemmt waren, es handelt sich um denselben Gewässerlauf.
    Man meint, die Nebelwolken über dem Talboden greifen zu können. Das Wetter ist mehr oder weniger ein meteorologischer Witz. Dann wird der Nebel auch nach oben wieder dichter, dafür kann ich jetzt den Talgrund sehen. Die Berge zu beiden Seiten sind in Nebel eingehüllt.
    Das alles registriere ich, während ich mich wieder auf den unfassbaren Gedanken konzentriere, dass ich hier und jetzt, in einem Bus sitzend und aus dem Fenster schauend, ein klares Bewusstsein meiner selbst besitzen und mir Gedanken über die Geschichte und Geografie des Universums machen kann. Noch dazu erlaube ich mir eigensinnige Ansichten darüber, wie oder warum Wesen wie ich entstanden sein könnten.
     
    »Das Universum war nicht mit dem Leben schwanger und die Biosphäre nicht mit dem Menschen. Unsere Nummer wurde gezogen, so zufällig wie am Spieltisch in Monte Carlo.«
    Und dennoch: Die

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