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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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Jahren auch in bezug auf die Tätigkeit der weiblichen Ärzte gemacht. Dieselben verstanden es von Anfang an, sich das Zutrauen der Bevölkerung zu erwerben; in dem edlen Wettstreit mit ihren männlichen Kollegen trugen sie sogar den Sieg davon; es stellte sich bald heraus, daß auf jeden weiblichen Arzt im Jahresdurchschnitt mehr Patienten kamen als auf die männlichen Ärzte, obgleich auch die letzteren mit großer Hingabe und Selbstaufopferung ihres Amtes walteten, namentlich wandten sich die kranken Frauen massenhaft um ärztlichen Beistand an die weiblichen Äskulapen" .
     
    Auf der anderen Seite hat sich die von der interessierten Männerwelt vielfach befürchtete Konkurrenz der Frauen, namentlich bei der ärztlichen Praxis, nirgends nachteilig bemerkbar gemacht. Einmal scheint es, daß weibliche Ärzte einen Patientenkreis aus ihrem eigenen Geschlecht erhalten, der selten und nur im äußersten Notfall einen männlichen Arzt zu Rate zieht, dann aber hat sich auch die Tatsache herausgestellt, daß ein erheblicher Teil der Frauen, die sich dem Studium widmeten, sobald sie später in die Ehe traten, entweder eine Praxis überhaupt nicht eröffneten oder sie in kurzer Zeit aufgaben. Es zeigt sich, daß die in der bürgerlichen Welt an die Ehefrau gestellten häuslichen Pflichten, namentlich wenn auch noch Kinder in Betracht kommen, so große sind, daß es vielen Frauen unmöglich ist, zwei Herren zugleich zu dienen. Insbesondere muß die Ärztin jede Stunde, bei Tag und bei Nacht, für die Ausübung ihres Berufs bereit sein. Und das ist nicht vielen möglich .
     
    Nachdem England nebst den Vereinigten Staaten und Frankreich damit vorangegangen waren, Frauen auch für die Gewerbeinspektion zu verwenden, wofür das Bedürfnis um so größer ist, da, wie gezeigt, die Zahl der Arbeiterinnen mit jedem Jahr wächst und auch die Zahl der Betriebe sich vermehrt, in denen Arbeiterinnen ausschließlich oder überwiegend beschäftigt werden, sind auch eine Reihe deutscher Staaten diesem Beispiel gefolgt. Baden, Bayern, Hessen, das Königreich Sachsen, Weimar, Württemberg usw. haben weibliche Hilfsbeamte den Gewerbeinspektoren beigegeben, und einige derselben haben sich bereits durch ihre Tätigkeit große Anerkennung erworben. In Preußen stehen der Gewerbeaufsicht zur Verfügung in Berlin drei Beamtinnen, in Düsseldorf, Breslau und Wiesbaden je eine. Diese Tatsache beweist, daß Preußen auch in dieser Beziehung sehr weit hinter dem zurückgeblieben ist, was unbedingt notwendig wäre. Gibt es doch keine einzige weibliche Hilfskraft selbst in Bezirken wie Potsdam (mit 32.229 Arbeiterinnen), Frankfurt a. O. (mit 31.971) und Liegnitz (mit 31.798) und anderen mehr, wo sie unbedingt notwendig sind. Es zeigt sich auch hier, daß die Arbeiterin zu einer Vertreterin ihres Geschlechts größeres Vertrauen besitzt, und die weiblichen Inspektionsbeamten manche Aufschlüsse erhalten, die ihren männlichen Kollegen versagt bleiben. Ein Mangel der Einrichtung ist noch, daß diese Hilfsbeamten nicht überall die selbständige Stellung besitzen, die für ihre Tätigkeit notwendig ist, und auch die Bezahlung läßt zu wünschen übrig. Man ging seitens der meisten Regierungen nur tastend und zagend mit der neuen Einrichtung vor .
     
    In Deutschland ist das Mißtrauen und die Konkurrenzfeindschaft gegen die Anwendung von Frauen in öffentlichen Berufsstellungen besonders stark, weil der Militärstand alljährlich so viele ausrangierte Offiziere und ausgediente Unteroffiziere zu Anwärtern für alle möglichen Stellungen im Staats- und Gemeindedienst schafft, daß für Arbeitskräfte aus anderen Kreisen kaum Platz vorhanden ist. Stellt man aber dennoch Frauen an, so nur mit erheblich geringerem Gehalt, wodurch sie von vornherein der mißgünstigen Männerwelt einmal als unterwertig, dann aber auch als Lohn- und Gehaltsdrücker erscheinen.
     
    Die Vielseitigkeit weiblicher Befähigung kam besonders auf der Weltausstellung zu Chicago im Jahre 1893 zur Geltung. Nicht nur war der Prachtbau für die Ausstellung für weibliche Kunst- und Gewerbeerzeugnisse von weiblichen Architekten erstellt worden, auch die Ausstellungserzeugnisse, die nur von Frauen herrührten, wurden vielfach wegen ihres Geschmacks und ihrer künstlerischen Ausführung bewundert. Auch auf dem Gebiet der Erfindungen haben die Frauen schon Erkleckliches geleistet und werden in Zukunft mehr leisten. So veröffentlichte ein amerikanisches Fachblatt eine Liste der

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