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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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werden. Somit ist der Landwirtschaft ein neues Düngemittel zugeführt, das auf dem Wege eines rein technisch-industriellen Prozesses hergestellt wird und in unermeßlichen Mengen zur Verfügung steht .
     
    Nach A. Müller scheidet ein gesunder, erwachsener Mensch durchschnittlich jährlich 48,5 Kilogramm feste und 438 Kilogramm flüssige Exkremente aus. Diese Stoffe repräsentieren nach dem heutigen Stande der Düngerpreise, wenn sie ohne Wertverluste durch Ausdünstungen usw. verwendet werden können, einen Geldwert von zirka 5,15 Mark. Die große Schwierigkeit, diese Stoffe voll auszunutzen, liegt wesentlich an der Herstellung zweckmäßiger, umfassender Sammelvorrichtungen und in den hohen Transportkosten. Ein großer Teil der Exkremente aus den Städten wird unseren Flüssen und Strömen zugeführt und verschmutzt dieselben. Ebenso werden die Abfälle der Küche, der Gewerbe und Industrien, die ebenfalls als Dünger verwendbar sind, meist leichtfertig vergeudet.
     
    Die neue Gesellschaft wird Mittel und Wege finden, dieser Verschwendung zu begegnen. Sie wird diese Frage leichter lösen, und zwar auch dadurch, daß die großen Städte allmählich aufhören zu existieren, indem die Bevölkerung sich dezentralisiert .
     
7. Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land
 
    Unsere heutige Großstädtebildung wird niemand für ein gesundes Produkt ansehen. Das herrschende Industrie- und Wirtschaftssystem zieht beständig große Massen der Bevölkerung nach den größeren Städten . Dort ist der Hauptsitz der Industrie und des Handels, dort laufen die Verkehrswege zusammen, dort sitzen die Inhaber der großen Vermögen, die Zentralbehörden, die Militärkommandos, die höheren Gerichte. Dort gibt es die großen Bildungsanstalten, die Künstlerakademien, die großen Vergnügungs- und Unterhaltungsorte, Ausstellungen, Museen, Theater, Konzertsäle usw. Tausende zieht der Beruf, Tausende das Vergnügen, noch mehr Tausende die Hoffnung auf leichteren Verdienst und angenehmeren Lebensunterhalt hin.
     
    Aber diese Großstadtbildung macht, bildlich gesprochen, den Eindruck eines Menschen, dessen Bauchumfang beständig zunimmt, wohingegen die Beine immer dünner werden und schließlich die Last nicht mehr tragen können. In unmittelbarer Nähe dieser Städte nehmen sämtliche Dörfer ebenfalls einen städtischen Charakter an, in denen sich das Proletariat ansammelt. Die meist vermögenslosen Gemeinden müssen die Steuerkraft aufs äußerste anspannen und können dennoch den gestellten Anforderungen nicht genügen. Sind sie schließlich an die Großstadt und diese an sie herangerückt, so fliegen sie wie ein der Sonne zu nahe gekommener Planet in diese hinein. Aber damit werden die gegenseitigen Lebensbedingungen nicht verbessert. Diese werden vielmehr immer ungünstiger durch die Anhäufung der Massen in überfüllten Wohnräumen. Diese in der gegenwärtigen Entwicklung notwendigen, gewissermaßen die Revolutionszentren bildenden Massenansammlungen haben in der neuen Gesellschaft ihren Zweck erfüllt. Ihre allmähliche Auflösung ist notwendig, indem jetzt umgekehrt die Bevölkerung von den großen Städten auf das Land wandert, dort neue, den veränderten Verhältnissen entsprechende Gemeinden bildet und ihre industrielle Tätigkeit mit der landwirtschaftlichen verbindet .
     
    Sobald die Stadtbevölkerung durch Ausgestaltung der Verkehrsmittel, der Produktionseinrichtungen usw. die Möglichkeit hat, alles, was sie an gewohnten Kulturbedürfnissen besitzt, auf das Land zu übertragen, dort ihre Bildungsanstalten, Museen, Theater, Konzertsäle, Bibliotheken, Gesellschaftslokale usw. wiederzufinden, wird die Wanderung beginnen. Das Leben wird die Annehmlichkeiten der bisherigen Großstadt ohne ihre Nachteile erlangen. Die Bevölkerung wird weit gesünder und angenehmer wohnen. Die Landbevölkerung wird sich an der Industrie, die Industriebevölkerung an dem Acker- und Gartenbau beteiligen, eine Abwechslung in der Beschäftigung, die gegenwärtig nur wenig Menschen genießen und meist nur unter der Bedingung eines Übermaßes von Arbeitszeit und Anstrengung.
     
    Wie auf allen Gebieten, so arbeitet auch auf diesem die bürgerliche Welt dieser Entwicklung vor, indem von Jahr zu Jahr immer mehr industrielle Unternehmungen auf das Land siedeln. Die ungünstigen Lebensbedingungen der Großstadt, teure Mieten, höhere Löhne zwingen viele Unternehmer zu dieser Übersiedlung. Andererseits werden die Großgrundbesitzer

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