Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Blütenpracht im April dem Innern dieses gläsernen Weinpalastes ein Aussehen von märchenhaftem Reiz verleihen muß". Neuerdings ist es insbesondere Belgien, das dieser Art Obstzucht große Aufmerksamkeit schenkt. Aber auch in Deutschland ist diese Kulturmethode in größerem Umfang vorhanden, zum Beispiel für die Zucht von Ananas.
Nichts hindert, daß ähnliche Anlagen noch in viel großartigerem Maßstabe für die verschiedensten Kulturen eingerichtet werden, so daß wir uns für viele Bodenprodukte den Luxus einer doppelten und dreifachen Ernte verschaffen können. Heute sind diese Unternehmungen in erster Linie eine Frage der Rentabilität, und ihre Produkte sind nur den Privilegierten der Gesellschaft zugängig, die sie bezahlen können. Eine sozialistische Gesellschaft kennt keine andere Frage als die nach genügenden Arbeitskräften, und sind diese vorhanden, so wird das Werk zum Vorteil aller vollbracht.
6. Maßnahmen gegen Bodenerschöpfung
So sehen wir, wie schon unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine vollständige Umwandlung in den Ernährungsverhältnissen sich anbahnt. Die Ausnutzung aller dieser Entdeckungen ist aber eine äußerst langsame, weil mächtige Klassen – das Agrariertum und seine sozialen und politischen Stützen – aufs lebhafteste dabei interessiert sind, sie nicht aufkommen zu lassen . Man betet zwar im Frühjahr allsonntäglich in allen Kirchen um eine gute Ernte, aber unter demselben stillen Vorbehalt, mit dem Gläubige zu dem heiligen Florian beten sollen: Heiliger Florian, schütz' mein Haus, zünd' andere an. Ist nämlich die Ernte in allen Ländern eine gute, so sinken mächtig die Preise und davor empfindet der Agrarier ein Grauen. Ihm schadet, was allen andern nützt und so ist er ein stiller Gegner jeder Erfindung oder Entdeckung, die nicht nur ihm, sondern auch anderen Vorteil bringt. Unsere Gesellschaft ist überall im Widerspruch mit sich selbst.
Die Erhaltung des Grund und Bodens in fruchtbarem Zustande und die Steigerung desselben hängt in erster Linie von genügenden Dungstoffen ab. Die Gewinnung derselben ist also auch für die neue Gesellschaft eine der wichtigsten Aufgaben . Dünger ist für den Boden, was für den Menschen die Nahrung, und zwar ist für den Boden ebensowenig jeder Dünger gleichwertig, wie für den Menschen jede Nahrung gleich nahrhaft ist. Es müssen dem Boden genau diejenigen chemischen Bestandteile zugeführt werden, die er durch die Entnahme einer Ernte eingebüßt hat, und es müssen ihm solche chemische Bestandteile in verstärktem Quantum zugeführt werden, die der Anbau einer bestimmten Pflanzengattung vorzugsweise erfordert. Daher wird das Studium der Chemie und ihre praktische Anwendung eine heute noch ungekannte Ausdehnung erlangen.
Nun enthalten die tierischen und menschlichen Abfallstoffe die chemischen Bestandteile, die für die Wiedererzeugung menschlicher Nahrung geeignet sind. Es muß also die vollkommenste Gewinnung und zweckmäßigste Verteilung derselben zu erlangen gesucht werden. Darin wird gegenwärtig sehr viel gesündigt. Besonders sind es die Städte und Industrieorte, die massenhaft Nahrungsmengen zugeführt erhalten, aber die kostbarsten Auswurf- und Abfallstoffe nur zum allergeringsten Teile dem Boden wieder zuführen. Die Folge ist, daß die von Städten und Industrieorten entfernter gelegenen Güter, die jährlich den größten Teil ihrer Produkte in dieselben führen, empfindlich an Dungstoffen Mangel leiden – denn oftmals genügen die Dungstoffe des auf den Gütern vorhandenen Menschen- und Viehbestandes nicht, weil dieser Bestand nur einen Teil der Bodenernte konsumiert – und so griffe ein Raubbausystem Platz, das den Boden entkräftete und die Ernten verminderte, würde nicht durch Zufuhr künstlichen Düngers ersetzt, was an natürlichem fehlt. Alle Länder, die Bodenprodukte ausführen, aber keine Dungstoffe zurückerhalten, gehen früher oder später notwendig an Bodenverarmung zugrunde, so Ungarn, Rußland, die Donaufürstentümer usw.
Liebig entwickelte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Lehre vom Stoffersatz für den Ackerboden, daraus folgte die Anwendung der konzentrierten Düngemittel. Schulze-Lupitz wies nach, daß, obgleich gewisse Pflanzen keine Stickstoffdüngung erhielten, sie dennoch den Boden an Stickstoff bereicherten, ein Phänomen, dessen Erklärung und Lösung Hellriegel zufiel. Dieser zeigte, daß es die Milliarden Bazillen sind, welche die
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