Die Frau vom Leuchtturm - Roman
antike Glaslampe auf meinen Nachttisch und hielt ein Streichholz an die schlanke Kerze im Inneren. Dann schaltete ich das Deckenlicht aus und trat zurück, um die Wirkung zu bewundern.
Genau wie in meiner Erinnerung erfüllte ein flackerndes, azurblaues Leuchten den runden Raum und verwandelte die geschwungenen Stuckornamente an der gewölbten Gipsdecke in einen Nachthimmel mit weißen, watteartigen Wolken, die Maxfield Parris gemalt haben könnte.
Zufrieden mit mir selbst, weil ich daran gedacht hatte, meine geliebte Lampe mitzunehmen, gähnte ich glücklich und tauschte meine zerknautschen Jeans und mein Sweatshirt gegen einen dicken Frotteebademantel. Dann ging ich nach unten, um das Herzstück von Damons Renovierung zu inspizieren.
Der größte Schandfleck in Tante Ellens Haus war immer das Badezimmer im ersten Stock gewesen, ein großer, feuchtkalter Raum mit Linoleumboden, der alle notwendigen, aber keine der angenehmen Errungenschaften moderner Kanalisation besaß. Das Schlimmste an dem scheußlichen Bad aber war fraglos die gewaltige Eisenwanne mit den Klauenfüßen gewesen, die eine Ecke beherrscht hatte wie ein mittelalterliches Foltergerät.
Die schwarzen Flecken kalten Metalls, wo die vergilbte
Emailschicht abgeblättert war, ließen die uralte Wanne noch abstoßender wirken. Und die grünlich angelaufenen Kupferhähne hatten immer bedrohlich gescheppert und gezischt und dann unkontrollierbare Mengen an rostrotem Wasser ausgespuckt, dessen Temperatur sich nicht zwischen kochendheiß und eiskalt regeln ließ.
Als Damon, dem leibliche Genüsse äußerst wichtig sind, das Haus zum ersten Mal ansah, hatte er bloß einen Blick in das schäbige alte Badezimmer geworfen und war theatralisch erschauert. »Barbarisch«, hatte er hervorgestoßen und die uralte Wanne, den geborstenen hölzernen Toilettensitz und den fleckigen Spiegel des Medizinschränkchens mit finsterem Blick gemessen. »Sue, Liebes, kein zivilisierter Mensch wird je auf die Idee kommen, dieses Mausoleum zu mieten, nachdem er einmal das Bad gesehen hat«, hatte er verkündet und meine schwachen Einwände, wie unglaublich teuer die Renovierung werden würde, beiseitegewischt.
»Wenn du, wie du sagst«, erinnerte er mich, »dieses Haus nur halten kannst, wenn du es an gut betuchte Sommergäste vermietest, dann kannst du es dir gar nicht leisten, das Bad nicht in Ordnung zu bringen.«
Also hatte er wieder einmal seinen Willen bekommen. Er hatte die glänzenden weißen Wände mit weichem grünen Stoff bespannt oder mit Holzpaneelen verkleidet. Das rissige Linoleum hatte er durch einen dicken, opulenten Teppichboden in einem viel tieferen, tannengrünen Ton ersetzt. Alle scheußlichen Armaturen waren schönen neuen gewichen. Und zu guter Letzt hatte er ein Bidet eingebaut, worüber die arme Tante Ellen sicherlich in Ohnmacht gefallen wäre.
Doch das Allerbeste war, dass Damon die riesige gusseiserne Wanne auf den Müll geworfen und sie durch eine herrliche, meergrüne Replik der eleganten Klauenfuß-Badewanne ersetzt hatte, die Königin Victoria in Windsor Castle hatte einbauen lassen. Nur dass, im Gegensatz zu Victorias Wanne, diese moderne Version Whirlpool-Düsen und eine regulierbare Temperaturkontrolle besaß.
Ich drehte die glänzenden Hähne voll auf und gab Lavendel-Badesalz in das einlaufende Wasser. Dann zog ich mich langsam aus und glitt in die herrliche Wärme der prächtigen neuen Wanne. Während mein schmerzender Rücken von einem kribbelnden Wasserstrom massiert wurde, überlegte ich, dass Damon wie immer vollkommen Recht gehabt hatte.
Ich schloss die Augen und segnete meinen Geschäftspartner für seinen Scharfsinn. Dann ließ ich mich in die beruhigenden Dampfschwaden zurücksinken. Und während mich duftende Fluten umspülten, dankte ich Tante Ellen noch einmal dafür, dass sie mir dieses wunderbare alte Haus hinterlassen hatte.
Wieder sah ich ihre finstere Miene vor mir, als Bobby und ich an jenem Nachmittag vor drei Jahren abgefahren waren. Der Anblick ihrer winzigen Gestalt auf der Veranda war eine schmerzliche Erinnerung.
Ich schob den schuldbewussten Gedanken beiseite und dachte lieber an den allerersten Besuch hier, an den ich mich erinnerte.
Mit meinen sechs Jahren war ich ein Wildfang, und meine Mutter hatte es schon lange aufgegeben, mich in Kleider zu stecken oder zum Puppenspielen anzuhalten. Tante Ellen war entsetzt über mein wenig damenhaftes Auftreten und hatte sich bemüht, mich zu bremsen.
Aber nach
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