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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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altjüngferliche Tante war, hatte sie diesem Argument nichts entgegenzusetzen und sah sich die Broschüre daraufhin zum ersten Mal an. Missfällig schürzte sie ihre schmalen Lippen, obwohl sie ungern zugab, dass das finanzielle Argument schwer zu widerlegen war. Und wirklich wies das flotte, kleine italienische Moped, an das ich mein Herz gehängt hatte, bis auf seinen auffälligen chromblitzenden Auspuff und die dicken, stabilen Reifen flüchtig eine Ähnlichkeit mit einem Fahrrad auf - nun ja, flüchtig.
    »Es ist so schwer, mit Einkäufen auf meinem Rad die Hügel hinaufzustrampeln, dass ich kaum etwas transportieren kann.« Übergangslos war ich zu meinem nächsten Argument gesprungen, wobei ich unbekümmert unterschlug, dass Freedman’s Cove ungefähr so viele Hügel besitzt wie die Salzebenen von Utah.
    »Na ja …«, meinte Tante Ellen und rückte ihre eckige
kleine Brille zurecht, um blinzelnd das Hochglanzfoto auf der Titelseite der Broschüre zu betrachten.
    Ich sah, dass sie schwächelte, daher machte ich mich für den Endspurt bereit und führte mein stärkstes Argument an. »Außerdem würde ich mich darauf viel sicherer fühlen als auf dem Fahrrad, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin«, erklärte ich und zeigte mit dem Finger auf den fettgedruckten Absatz, der detailliert den hellen, durch den Motor betriebenen Vorderscheinwerfer und das Rücklicht, das so groß wie eine Lunchbox war, beschrieb.
    »Ich verbiete dir unter allen Umständen, dieses scheußliche motorisierte Ding im Dunkeln zu fahren!«, hatte sie energisch erklärt und zur Betonung mit ihrem Gips aufgestampft. »Also, so etwas habe ich ja noch nie gehört!«
    »Ja, Tante«, hatte ich geantwortet, hatte mich brav zu ihr hinübergebeugt, um ihre blasse Wange zu küssen, und versucht, meinen Freudenschrei zu unterdrücken. Ich hatte nicht nur gewonnen, sondern auch viel weniger Überredungskunst gebraucht, um sie zum Einlenken zu bewegen, als ich erwartet hatte.
    »Wahrscheinlich«, hatte Tante Ellen geschlagen gemurmelt, »sind die jungen Frauen heute weiter als wir zu meiner Zeit.« Sie stieß einen langgezogenen Seufzer aus und fingerte an der Handarbeit, die in ihrem Schoß lag, herum.
    »Du weißt ja, was ich von motorisierten Fahrzeugen halte«, meinte sie und verstummte. Ich wusste, dass sie an meine Mutter dachte. »Versprich mir, dass du vorsichtig bist, Susan«, hatte Tante Ellen geflüstert.
    Natürlich hatte ich Vorsicht gelobt.

    Selbstverständlich fuhr ich doch oft nach Einbruch der Dunkelheit und war wahrscheinlich auf meinem schnellen kleinen Motorrad nicht vorsichtiger als jede andere Sechzehnjährige, die ihren ersten, berauschenden Vorgeschmack auf echte Freiheit bekommt; aber immerhin war ich gescheit genug, die kostbare Vespa nicht zu Schrott zu fahren. Und abgesehen von einem aufgeschürften Knie ab und zu verletzte ich mich nie ernstlich.

9. Kapitel
    Die unerwartete Entdeckung meines geliebten alten Mopeds in der Remise warf alle meine anderen Pläne für diesen Tag über den Haufen. Ich war fest entschlossen, die Vespa wieder zum Laufen zu bringen, denn ich erinnerte mich daran, wie herrlich sich der Wind in meinem Gesicht angefühlt hatte und wie großartig es gewesen war, einfach hinzufahren, wohin ich wollte, auch zu abgelegenen Stellen, die man mit dem Auto oder sogar mit dem Jeep nicht erreichen konnte.
    Natürlich war ich jetzt eine verantwortungsvolle Erwachsene. Daher beschloss ich zunächst sehr vernünftig, das Moped nur nach draußen zu schieben und ein wenig zu säubern. Dann würde ich es, sagte ich mir, vielleicht in ein paar Tagen oder in einer Woche in den Kofferraum des Volvos packen und zu einem Motorradhändler nach Newport bringen, der vielleicht in der Lage sein würde, die alten Reifen zu ersetzen und den Motor wieder in Gang zu bringen.
    Doch schwierig war eigentlich nur, das Moped aus der Remise herauszubekommen.
    Nachdem ich eine Stunde lang in dem vollgestopften Raum Möbelstücke umhergeschoben hatte, gelang es mir schließlich, einen schmalen Gang zur Tür freizumachen. Dann schob ich, was nicht ganz einfach war, das kleine Moped auf seinen platten Reifen in den Sonnenschein
hinaus und wischte es mit einem alten Badetuch ab.
    Draußen im Tageslicht wirkten die Reifen zwar ein wenig abgefahren, schienen aber weder Risse noch Brüche aufzuweisen. In der Remise suchte ich nach einer Luftpumpe, fand aber keine. Dann fiel mir das Reifenreparaturspray in dem Notfall-Set ein, das Bobby für den

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