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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einen anderen Jungen gejagt und bist in Shellys Laden gerast, direkt in eine große Auslage mit importiertem Kristall oder so etwas …«
    »Es war eine ganz kleine Glasvitrine mit Lladro-Figuren«, verbesserte er mich. »Im Wert von ungefähr 3000 Dollar. Jedenfalls hat Shelly das zuerst behauptet. Schließlich gab sie sich mit 1200 zufrieden, nachdem mein Dad sich ihre Rechnungen hat zeigen lassen. Und ich habe das Geld während der nächsten zwei Sommer mit Rasenmähen und Laubkehren abgearbeitet.«
    »Du hattest mit dreizehn schon einen schlechten Ruf«, meinte ich lachend. »Ich erinnere mich genau, weil ich erst elf war und meine Tante mir befahl, oben auf der Veranda zu bleiben, wenn du gekommen bist, um den Rasen zu mähen.« Ich schlug einen leisen, verschwörerischen Ton an. »Sie sagte, du würdest rauchen.«
    »Ich fürchte, da hatte sie Recht«, antwortete er mit einem ironischen Lächeln. »Aber für einen Dreizehnjährigen stand ich auch unter ziemlich großem Druck. Es war nicht gerade leicht, der einzige jugendliche Kriminelle in einem Kaff von dieser Größe zu sein.«
    Wir lachten beide, und er setzte sich ebenfalls auf einen der weißgetünchten Felsbrocken und sah mich lange an. Dann zeigte er grinsend mit dem Finger auf mich. »Du bist Susan Marks«, erklärte er. »Sommer-Susan haben wir dich genannt, weil du nicht hier zur Schule gegangen bist.« Er hielt kurz inne. »Alle haben gesagt, du wärst eingebildet.«
    »Das ist nicht fair. Ich kannte gar nicht viele Leute hier.«
    »Wahrscheinlich haben sie dich genau deswegen für eingebildet gehalten.«

    Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, mich zu verteidigen, und erzählte ihm die Geschichte meiner Kindheit. »Tante Ellen hatte sehr bestimmte Ansichten darüber, mit wem ich befreundet sein durfte. Ich wäre gern hier zur Schule gegangen«, fuhr ich atemlos fort, »aber mein Daddy dachte, an einer Privatschule würde ich eine bessere Erziehung erhalten.«
    Dan Freedman verdrehte die Augen. »Bessere Erziehung?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich glaube, Daddy wusste nicht so richtig, was er mit mir anfangen sollte, also hat er mich auf eine Mädchenschule geschickt. Er war der Ansicht, nachdem Mom nicht mehr bei uns war, bräuchte ich weibliche Aufsicht und Anleitung. Deswegen bin ich im Sommer immer hergekommen - er hoffte, Tante Ellen mit ihrer gesetzten, aufrechten Art würde mir helfen, damenhafter zu werden, und mich im Zaum halten.«
    Dan lächelte betrübt und legte seine Hand auf meine. »Es hat mir leidgetan, das von deiner Tante zu hören. Sie hat mich immer freundlich und fair behandelt … trotz meines schlechten Rufs.«
    Ich nickte nachdenklich. »Danke.«
    Er zog die Hand wieder weg. »Warum musstest du denn im Zaum gehalten werden?«, erkundigte er sich lächelnd. »Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals Ärger hattest.«
    Doch dann blitzten seine klugen grünen Augen fröhlich auf, als er das in der Nähe parkende Moped ansah. »Warte mal! Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hattest du auch einmal einen kleinen Zusammenstoß mit Harvey Peabody.« Er runzelte die Stirn und tat, als
müsse er nachdenken. »Ich meine mich zu erinnern, ein Gerücht gehört zu haben, dass du eines Nachts auf diesem kleinen Knatterding splitternackt die Commodore Milton Lane hinuntergefahren bist …«
    Ich lief knallrot an. »Das war wirklich nur ein bösartiges Kleinstadtgerücht«, gab ich betreten zurück. »Die Wahrheit ist, dass ich ein T-Shirt und Shorts anhatte. Aber ein leicht angetrunkener Teenager hatte mich vom Pier gestoßen, und ich war ein wenig … nass. Also wollte ich nach Hause, um mich umzuziehen.«
    Plötzlich musste ich bei dem Gedanken an diesen schrecklichen Abend wie ein Teenager kichern. »Harvey hat mich mit seinem Polizeiwagen angehalten«, erklärte ich. »Aber als er mich in meinem … nassen T-Shirt gesehen hat, wurde er so verlegen, dass er mir nur befohlen hat, direkt nach Hause zu fahren. Und was immer ich tun würde, ich sollte den Vorfall auf keinen Fall gegenüber meiner Tante erwähnen.«
    Dan lachte. »Der arme alte Knabe hat wahrscheinlich gefürchtet, sie könnte der Schlag treffen.«
    »Das hätte er auch«, pflichtete ich ihm bei. »Und ich hätte Hausarrest für den Rest meines Lebens bekommen.«
    »Na ja, aus dir scheint ja trotzdem etwas geworden zu sein«, meinte er.
    Eine Weile saßen wir schweigend da und beobachteten einen merkwürdigen kleinen Pelikan beim Fressen. Wahrscheinlich

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