Die Frau vom Leuchtturm - Roman
schönen Geistermädchen reiner Erschöpfung und meinen überstrapazierten Gefühlen zu und ging nach unten, um den Thermostat zu suchen.
Bis ich gefrühstückt und meine Kleidung aus dem Volvo in den Schrank in meinem Schlafzimmer gebracht hatte, war es fast Mittag. Doch obwohl der Winter vor der Tür stand, war die Luft warm und sommerlich, nachdem die morgendliche Kälte verflogen war. Daher ging ich wieder nach draußen, um mir den Zustand des Hauses - es fiel mir immer noch schwer, es in Gedanken als mein Haus zu bezeichnen - und des Grundstücks anzusehen.
Der Vorgarten war mit Laub übersät und musste dringend mit dem Rechen gekehrt werden; ich bemerkte jedoch, dass das Gras und die Blumenbeete offensichtlich gepflegt wurden. Der weiße, schmiedeeiserne Zaun, der die Grenze zum Gehweg bildete, war kürzlich frisch gestrichen worden, und das Haus selbst wirkte ebenfalls gut in Stand gehalten.
Ich nahm mir vor, mich bei Tom Barnwell dafür zu bedanken, wie gut seine Leute den Besitz gepflegt hatten. Über die Einfahrt ging ich zu dem Rosenbogen, durch den man in den Garten und zu dem schmalen Streifen Strand, der dahinterlag, gelangt.
Die tief im Schatten liegende Wiese hinter dem Haus war als Kind einer meiner Lieblingsplätze gewesen. Und jetzt, als ich unter dem Rosenbogen hindurchtrat, stieg mir der vertraute, lehmige Geruch von Tante Ellens Garten in die Nase, und erneut stieg eine Woge der Nostalgie in mir auf.
Bis auf die kahlen Bäume im Garten war es, als hätte ich erst gestern hier gespielt.
Die stabilen Adirondack-Gartenmöbel, die im Sommer die Wiese schmückten, waren schon weggeräumt. Aber die weiß gestrichene Bank rund um den Stamm der gewaltigen Eiche, die den Garten beherrscht, war
noch da. Dort hatte ich mehrere Generationen schwer beanspruchter Barbie-Puppen zahllosen »Traumverabredungen« oder wagemutigen Berufsentscheidungen unterworfen. Und ich entdeckte entzückt, dass die breite Holzschaukel mit ihren kräftigen Ketten immer noch an einem tief hängenden Ast baumelte.
Ich schob eine Schicht bunter Blätter vom Sitz, nahm auf der knarrenden alten Schaukel Platz, stieß mich mit beiden Füßen ab und schloss die Augen. Plötzlich war ich wieder zwölf Jahre alt, und es war bald Zeit zum Mittagessen. In diesem Moment war ich mir sicher, dass, wenn ich die Augen aufschlug und zum Haus hinaufsah, Tante Ellen geschäftig auf die große, mit Fliegengitter abgeschirmte Veranda hinter der Küche treten, sich die Hände an der blaukarierten Schürze abwischen und Thunfischsandwiches und Limonade bereitstellen würde.
Kurz darauf öffnete ich tatsächlich die Augen. Aber die Veranda lag still und dunkel da. Leider würde ich nie wieder die Stimme Tante Ellens hören, die schimpfte, ich solle meine dummen Puppen lassen und zum Essen hinaufkommen, ehe sie meinen Thunfisch den Katzen vorwarf, die am Waldrand herumstrichen.
In diesem Moment sehnte ich mich schrecklich nach der guten alten Seele, die in einem Alter, in dem die meisten Frauen ihre Kinder längst großgezogen haben, die gewaltige Aufgabe übernommen hatte, jeden Sommer Mutter für ein eigensinniges und manchmal ziemlich lästiges kleines Mädchen zu spielen.
Ich wischte mir eine Träne ab, stand auf und ging zu dem alten Kutschenhaus neben dem Garten. Durch ein verstaubtes Fenster an der Seite spähte ich hinein. Wie
ich vermutet hatte, standen die vermissten Gartenmöbel ordentlich gestapelt im Inneren. Hinter den Möbeln befand sich ein großer, formloser Berg sperriger Gegenstände, die mit alten Planen abgedeckt waren.
Ich wollte mich schon abwenden, als ich am unteren Rand der nächstliegenden Plane in einem verirrten Sonnenstrahl etwas aufblitzen sah. Aufgeregt und voller Vorfreude begann ich zu ahnen, was sich dort vielleicht verbarg. Und dann rannte ich grinsend zur Vorderseite des Nebengebäudes und fragte mich, ob es möglich war, dass das verbotenste Objekt meiner Teenagerbegierden tatsächlich all die Jahre hier überdauert hatte.
Die Remise war größer als eine moderne Doppelgarage, aber solange ich lebte, war sie niemals einer so profanen Nutzung zugeführt worden. Tante Ellen hatte kein Auto besessen, etwas, das sie verächtlich eine »neumodische Kiste« genannt hatte. Lieber war sie zu Fuß gegangen oder hatte, wenn sie irgendwohin musste, das einzige Taxi der Stadt gerufen.
Das Kutschenhaus hatte nur zwei Funktionen gehabt: Die eine Hälfte des Raums mit dem Boden aus gestampftem Lehm hatte allen
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