Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
beschäftigt.« Er schaffte es, seinen Blick von ihrem Mund abzuwenden und auf die Papiere zu starren, aber er konnte kein einziges Wort lesen. »Wirklich beschäftigt«, wiederholte er fast verzweifelt. »Ich versuche, alle Namen von den Leuten aufzuschreiben, die hier in dem Sommer gearbeitet haben, als Bianca starb.«
»Das ist ein ganz schön aufwendiges Unternehmen.« Sie beugte sich weiter vor und freute sich über seine Reaktion. Das musste mehr als Lust sein. Kein Mann wehrte sich so heftig gegen pure Lust. »Brauchst du Hilfe?«
»Nein, nein, das ist nur was für eine Person.« Und er wollte, dass sie verschwand, bevor er schwach wurde.
»Es muss hier schrecklich gewesen sein, nachdem sie gestorben war. Und noch schlimmer für Christian, der davon hörte und nichts tun konnte. Ich glaube, er liebte sie sehr. Warst du jemals verliebt?«
Erneut zog ihr Blick den seinen an. Sie lächelte jetzt nicht. In ihren Augen schimmerte kein neckisches Funkeln. Es war die ernsteste Frage, die sie ihm je gestellt hatte.
»Nein.«
»Ich auch nicht. Was glaubst du, wie das ist?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber du musst doch eine Meinung haben.« Sie rückte noch ein wenig vor. »Eine Theorie. Eine Idee.«
Max war förmlich hypnotisiert. »Es muss so sein, als hätte man seine eigene private Welt. Wie ein Traum, in dem alles übertrieben ist, ein wenig aus dem Gleichgewicht. In dem einem alles vollständig gehört.«
»Das gefällt mir.«
Er betrachtete ihre lächelnden Lippen, konnte sie fast schmecken.
»Möchtest du einen Spaziergang machen, Max?«
»Einen Spaziergang?«
»Ja, mit mir. Entlang der Klippen.«
Er war nicht einmal sicher, ob er aufrecht stehen konnte. »Ein Spaziergang würde mir sicher guttun.«
Wortlos bot Lilah ihm ihre Hand. Als er aufstand, führte sie ihn durch die Terrassentür.
Der Wind hatte aufgefrischt und trieb Wolken über den blauen Himmel, zerrte an Lilahs Rock und ließ ihr Haar flattern. Unbekümmert wanderte sie in den Garten hinaus, wobei sie Max leicht an der Hand hielt. Sie überquerten den Rasen und ließen die geschäftigen Geräusche im Haus hinter sich.
»Ich will nicht weit laufen«, erklärte Lilah ihm. »Das mache ich sonst den ganzen Tag. Aber ich möchte zu den Klippen. Dort gibt es viele starke, viele schöne Erinnerungen.«
Max dachte erneut an all die Männer, die sie geliebt haben mussten. »Deine Erinnerungen?«
»Nein, Biancas. Auch wenn du an so etwas nicht glaubst, lohnt die Aussicht den Weg.«
Er ging neben ihr den Hang hinunter. »Du bist nicht mehr böse auf mich?«
»Böse?« Sie hob eine Braue. Sie hatte nicht die Absicht, es ihm zu leicht zu machen. »Weshalb?«
»Wegen neulich Abend. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe.«
»Ach, das.«
Als sie nichts hinzufügte, versuchte er es noch einmal. »Ich habe darüber nachgedacht.«
»Tatsächlich?« Ihre geheimnisvollen Augen richteten sich auf ihn.
»Ja. Mir ist klar, dass ich die Situation wahrscheinlich nicht besonders gut im Griff hatte.«
»Möchtest du noch eine Chance haben?«
Er erstarrte auf der Stelle und brachte Lilah zum Lachen.
»Entspann dich, Max.« Sie gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. »Denk ein wenig darüber nach. Schau, die Preiselbeeren blühen.« Sie bückte sich, um die rosa glockenförmigen Blüten zu berühren, aber nicht zu pflücken. »Siehst du es?«
»Das Unkraut?«
»Oh, und ich dachte, du wärst ein Poet.« Kopfschüttelnd schob sie ihre Hand wieder in die seine. »Lektion Nummer eins«, begann sie und zeigte ihm im Weitergehen Blumen und Gräser, die neben dem Weg in Felsritzen wuchsen. Er stand neben ihr auf einer Klippe, sah in der Tiefe das schäumende Wasser. Lilah deutete auf Nester in den Felsspalten und auf wilde Rosen, die mannshoch wurden.
»Es ist unglaublich hier draußen«, murmelte er.
»Ich weiß.« Lilah genoss seine Begeisterung genau wie die Sonne auf ihrer Haut und den Wind in ihrem Haar. Sie setzte sich und umschlang ihre Knie mit den Armen. »Du siehst gut aus, Max.«
Zerstreut blickte er über seine Schulter. Lilah saß so entspannt auf den Felsen, als wäre es ein weiches Sofa. »Was?«
»Ich sagte, du siehst gut aus. Sehr gut.« Sie lachte, als ihm der Unterkiefer herunterklappte. »Hat dir noch nie jemand gesagt, dass du attraktiv bist?«
Was für ein Spiel spielt sie jetzt, fragte er sich und zuckte unbehaglich die Schultern. »Nicht, dass ich mich erinnern kann.«
»Keine faszinierte Schülerin, keine
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