Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
kluge Professorin für englische Literatur? Das ist ein sehr großes Versäumnis. Ich könnte mir vorstellen, dass mehr als eine versucht hat, dein Interesse – und ein wenig mehr als das – auf sich zu lenken, aber du warst vermutlich zu sehr in deinen Büchern vergraben, um es zu bemerken.«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Ich war kein Mönch.«
»Nein.« Sie lächelte. »Das ist mir schon klar.«
Vor zwei Tagen war sie vor ihm weggelaufen, und jetzt forderte sie ihn geradezu heraus, seinen Fehler zu wiederholen. »Ich weiß nie, was ich von dir zu erwarten habe.«
»Danke.«
»Das war kein Kompliment.«
»Noch besser.« Sie schloss die Augen halb gegen die Sonne. Ihre Stimme war fast ein Schnurren. »Aber du magst Vorhersehbarkeit, nicht wahr, Professor? Du willst nun wissen, was als Nächstes passiert.«
»Wahrscheinlich will ich das so sehr, wie es dir Spaß macht, mich zu verwirren.«
Lachend streckte sie die Hand aus. »Tut mir leid, Max. Manchmal kann ich nicht widerstehen. Komm, setz dich! Ich verspreche dir, mich zu benehmen.«
Vorsichtig setzte er sich auf den Felsen neben ihr. Ihr Rock flatterte gegen seine Beine. Mit einer fast mütterlichen Geste tätschelte sie seinen Schenkel auffordernd.
»Wollen wir Kumpel sein?«, fragte sie ihn.
»Kumpel?«
»Sicher.« Ihre Augen funkelten amüsiert. »Ich mag dich. Den ernsten Verstand, die ehrliche Seele.« Sie lachte, als er wegrutschte. »Die Art, wie du scharrst und rutschst und fummelst, wenn du verlegen bist.«
»Ich scharre und rutsche und fummle nicht.«
»Ich mag diesen autoritären Ton, wenn du dich ärgerst. Jetzt musst du mir sagen, was du an mir magst.«
»Da muss ich erst nachdenken.«
»Ich sollte hinzufügen, dass ich deinen trockenen Humor mag.«
Er musste lächeln. »Du bist der gelassenste Mensch, den ich je getroffen habe. Und du bist freundlich und klug, ohne großes Aufheben davon zu machen.«
»Das wäre zu ermüdend.« Doch bei seinen Worten breitete sich Wärme in ihrem Herzen aus. »Kann ich also sagen, dass wir Freunde sind?«
»Kannst du.«
»Das ist gut.« Sie drückte sanft seine Hand. »Ich halte es für sehr wichtig, dass wir Freunde sind, bevor wir ein Liebespaar werden.«
Er fiel fast von dem Felsen. »Wie bitte?«
»Wir wissen beide, dass wir uns lieben wollen.« Als Max zu stammeln begann, schenkte Lilah ihm ein geduldiges Lächeln. Sie hatte es sehr sorgfältig durchdacht und war sicher – also, fast sicher –, dass dies für sie beide richtig war. »Entspann dich. Das ist in diesem Staat kein Verbrechen.«
»Lilah, mir ist klar, dass ich … also, ich weiß, dass ich dir Avancen gemacht habe.«
»Avancen.« Verzweifelt verliebt, legte sie eine Hand an seine Wange. »Ach, Max.«
»Ich bin nicht stolz auf mein Verhalten«, gestand er steif, und ihre Hand sank herunter. »Ich will nicht …« Seine Zunge war wie gelähmt.
Der Schmerz war wieder da, eine Mischung aus Zurückweisung und Niederlage, die sie verabscheute. »Du willst nicht mit mir ins Bett gehen?«
Jetzt verkrampfte sich auch sein Magen. »Natürlich will ich. Jeder Mann wollte …«
»Ich spreche nicht über jeden Mann.« Er hatte die falschesten Worte gewählt. Es ging um ihn, nur um ihn. Er sollte ihr sagen, dass er sie begehrte, wenn schon nichts anderes. »Verdammt, ich spreche von dir und mir, hier und jetzt.«
Ihr Temperament trieb sie von dem Felsen hoch. »Ich will wissen, was du fühlst. Würde mich interessieren, was irgendein Mann fühlt, würde ich zum Telefon greifen oder ins Dorf fahren und irgendeinen Mann fragen.«
Er blieb sitzen und betrachtete sie. »Für jemanden, der fast alles langsam macht, hast du ein ziemlich aufbrausendes Temperament.«
»Komm du mir bloß nicht mit diesem Professorenton!«
Jetzt musste er lächeln. »Ich dachte, du magst ihn.«
»Ich habe meine Meinung geändert.« Weil ihr eigenes Verhalten sie verwirrte, wandte sie sich ab und blickte aufs Meer hinaus. »Ich weiß, was du von mir denkst«, meinte sie ruhiger.
»Kaum, da ich es doch selbst nicht weiß. Lilah, du bist eine schöne Frau …«
Sie wirbelte zu ihm herum, und ihre Augen sprühten Funken. »Wenn du mir das noch einmal sagst, ich schwöre, dann schlage ich dich.«
»Was?« Total verblüfft hob er seine Hände und stand auf. »Warum? Ich verstehe dich nicht. Großer Gott, bist du frustrierend!«
»Das ist schon viel besser. Ich will nicht hören, dass mein Haar die Farbe des Sonnenuntergangs hat oder dass meine Augen
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