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Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Titel: Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Herr entließ die Nanny, obwohl die armen Kinder außer sich waren vor Schmerz. Sie – Mary Beals hieß sie – liebte die Kinder und die Herrin, als wären sie ihre eigene Familie. Ich habe sie im Dorf an dem Tag getroffen, an dem die Herrin nach New York gebracht wurde, um dort begraben zu werden. Sie sagte zu mir, die Lady hätte sich niemals selbst umgebracht. Das hätte sie ihren Kindern niemals angetan. Sie behauptete, es wäre ein Unfall gewesen. Und dann erzählte sie mir, dass die Herrin beschlossen hatte wegzugehen, weil sie eingesehen hatte, dass sie nicht mehr mit dem Herrn zusammenleben konnte. Sie wollte die Kinder wegbringen. Mary Beals sagte, sie selbst würde nach New York gehen und bei den Kindern bleiben, ganz gleich, was Mr Calhoun sagte. Ich hörte später, sie hätte ihre Stellung zurückbekommen.«
    »Haben Sie jemals die Calhoun-Smaragde gesehen, Mrs Tobias?«, erkundigte sich Max.
    »Oh, aber ja. Wenn man die einmal gesehen hat, vergisst man sie nie wieder. Sie trug sie wie eine Königin. Sie verschwanden in der Nacht, als sie starb.« Ein schwaches Lächeln spielte um Millies Mund. »Ich kenne die Legende, mein Junge. Man könnte sagen, ich habe sie gelebt.«
    Lilah hatte sich wieder gefasst. »Haben Sie eine Ahnung, was mit den Smaragden geschehen sein könnte?«
    »Ich weiß, dass Fergus Calhoun sie niemals ins Meer geworfen hat. Er warf doch nicht einmal eine Münze in einen Wunschbrunnen, so geizig war er. Wenn sie ihn verlassen wollte, dann wollte sie bestimmt die Smaragde mitnehmen. Aber er kam zurück, wissen Sie.«
    Max zog die Augenbrauen zusammen. »Er kam zurück?«
    »Der Herr kam an dem Nachmittag des Tages zurück, an dem sie starb. Deshalb hat sie bestimmt die Smaragde versteckt. Und das arme Ding hatte keine Gelegenheit mehr, sie wiederzuholen und mit ihren Kindern wegzugehen.«
    »Wo?«, murmelte Lilah. »Wo könnte sie sie gelassen haben?«
    »In diesem Haus, wer sollte das schon wissen?« Millie griff wieder nach ihrem Strickzeug. »Ich habe später geholfen, ihre Sachen wegzupacken. Ein trauriger Tag. Niemand von uns hatte trockene Augen. Wir haben alle ihre schönen Kleider in Seidenpapier eingeschlagen und in einem Schrankkoffer eingeschlossen. Wir hatten den Auftrag, ihr Zimmer ganz auszuräumen, sogar ihre Kämme und ihr Parfum wegzuschließen. Der Herr wollte, dass nichts von ihr zurückblieb. Ich sah die Smaragde nie wieder.«
    »Auch nicht ihr Tagebuch?« Max wartete, während Millie die Lippen spitzte. »Haben Sie das Tagebuch in ihrem Zimmer gefunden?«
    »Nein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Da war kein Tagebuch.«
    »Was war mit ihrem Briefpapier oder Karten oder Briefen?«
    »Ihr Schreibpapier war im Schreibtisch und auch das kleine Buch, in dem sie ihre Verabredungen eintrug, aber ich habe kein Tagebuch gesehen. Wir haben alles weggeschlossen. Nicht einmal eine Haarnadel blieb zurück. Im nächsten Sommer ist der Herr wiedergekommen. Er hat ihr Zimmer verschlossen gehalten, und es gab nicht den kleinsten Hinweis auf die Herrin im Haus. Es hatte Fotos und ein Gemälde gegeben, aber das war alles weg. Die Kinder lachten kaum. Einmal habe ich den kleinen Jungen vor dem Zimmer seiner Mutter stehen sehen. Er hat nur auf die Tür gestarrt. Mitten in der Saison habe ich dann gekündigt. Ich konnte nicht in diesem Haus arbeiten, nicht bei diesem Herrn. Er war sogar noch kälter und härter geworden. Und er ging oft in das Turmzimmer hinauf und saß dort stundenlang. Ich heiratete Tom in diesem Sommer und kehrte nie wieder nach The Towers zurück.«
    Später stand Lilah auf dem schmalen Balkon ihres Hotelzimmers. Unter sich sah sie das blaue Rechteck des Pools, hörte das Lachen und Plätschern von Familien und Paaren, die ihren Urlaub genossen.
    Doch ihre Gedanken beschäftigten sich nicht mit der hellen Sommersonne oder den fröhlichen Rufen in dem glitzernden Wasser. Sie beschäftigten sich mit den Zeiten vor achtzig Jahren, als Frauen lange, anmutige Kleider trugen und ihre Träume in persönliche Tagebücher schrieben.
    Als Max leise hinter sie trat und seine Arme um ihre Taille schlang, lehnte sie sich gegen ihn zurück. Getröstet.
    »Ich wusste immer, dass sie unglücklich war«, meinte Lilah. »Ich konnte das fühlen. Genau wie ich fühlen konnte, dass sie hoffnungslos verliebt war. Aber ich ahnte nicht, dass sie Angst hatte. Das habe ich nie aufgefangen.«
    »Es ist schon lange her, Lilah.« Max drückte einen Kuss auf ihr Haar. »Mrs Tobias könnte

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