Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
stach wie ein rostiges Messer in Megans Kopf zu. Dennoch akzeptierte sie lächelnd die Champagnerflöte, die Trenton II ihr reichte, und tat ihr Bestes, um Interesse an seinem kleinen Flirt vorzutäuschen. Er war groß, schlank und offensichtlich in Topform, attraktiv, geistreich und charmant – und sie war endlos erleichtert, als er seine Aufmerksamkeit Coco zuwandte.
»Die beiden geben ein schönes Paar ab, nicht wahr?«, murmelte Nathaniel an ihrem Ohr.
»Beeindruckend.« Megan nahm einen Käsewürfel und kaute lustlos.
»Du bist scheinbar nicht in Partystimmung.«
»Wieso, mir geht es gut.« Um ihn abzulenken, wechselte sie das Thema. »Ich glaube, ich bin da heute Nachmittag in etwas hineingeplatzt, das dich interessieren könnte.«
»So?« Er nahm ihren Arm und führte sie hinaus auf die Terrasse.
»Ja, in der Küche. Coco und Dutch.«
»Haben sie sich wieder angegiftet? Sind Pfannen und Töpfe durch die Luft geflogen?«
»So würde ich das nicht bezeichnen.« Sie atmete tief durch, hoffte, die frische Luft möge das Pochen in ihrem Kopf lindern. »Die beiden haben sich … ich meine, zumindest sah es so aus, als ob sie …«
Nathaniel riss die Augenbrauen hoch. Er konnte sich denken, auf was Megan mit diesem Gestammel anspielte. »Du machst Witze!«
»Nein. Sie standen Nasenspitze an Nasenspitze und hatten die Arme umeinander geschlungen.« Bei der Erinnerung stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, trotz der Kopfschmerzen. »Und dann tauchte ich unerwartet und mit offensichtlich schlechtem Timing auf, und die beiden stoben auseinander wie zwei Verschwörer. Und liefen rot an.«
»Der Holländer ist rot geworden?« Nathaniel lachte herzhaft, doch das Lachen verging ihm, als er genauer über Megans Worte nachdachte. »Du meine Güte!«
»Ich finde es süß.«
»Süß?«, wiederholte Nathaniel zweifelnd. Er sah zu Coco in den Raum zurück, die gerade perlend – ganz verkörperte Eleganz – über eine Bemerkung von Trenton II lachte. »Sie spielt in einer viel höheren Liga mit. Coco wird Dutch das Herz brechen.«
»So ein unsinniger Vergleich. Sportler spielen in einer Liga. Herzensgeschichten laufen anders ab.« Konnte ihr der Kopf nicht einfach von den Schultern fallen, damit sie dieses Hämmern nicht mehr ertragen musste?
»Also der Holländer und Coco.« Es beunruhigte ihn. Die beiden gehörten zu den wenigen Menschen auf der Welt, von denen er behaupten konnte, dass er sie liebte. »Du bist doch die Expertin im Addieren, Engelchen. Willst du etwa behaupten, bei den beiden kommt unterm Strich das richtige Ergebnis heraus?«
»Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Und nenn mich nicht Engelchen«, erwiderte sie heftiger als nötig.
»Schon gut, reg dich nicht auf.« Er betrachtete sie genauer. »Was ist los mit dir?«
Schuldbewusst ließ sie die Hand sinken, mit der sie sich die Schläfe massiert hatte. »Nichts.«
»Kopfschmerzen?«
»Nein … doch«, gestand sie. »Grässliche sogar.«
Mit einem unterdrückten Fluch drehte er sie um und begann ihre Schultern zu massieren. »Du bist völlig verspannt, dein Nacken ist hart wie Stein.«
»Nicht …«
»Das ist eine rein therapeutische Maßnahme.« Seine Daumen fuhren kreisend über ihren Hals. »Sollte einer von uns ein besonderes Vergnügen bei dieser Massage empfinden, so ist das rein zufällig. Bist du anfällig für Kopfschmerzen?«
Seine Finger waren stark und geschickt und vollbrachten Wunder. Wohlig lockerte sie die Schultern. »Nein, die habe ich nur selten.«
»Zu viel Stress.« Er war bei ihren Schläfen angekommen, und mit einem Seufzer schloss Megan die Augen. »Du frisst zu vieles in dich hinein, Megan, und dein Körper präsentiert dir die Rechnung dafür.«
»Ich …«
»Entspann dich. Eine schöne Nacht, nicht wahr? Vollmond, Sternenhimmel … Bist du schon mal in einer Vollmondnacht auf den Klippen spazieren gegangen?«
»Nein.«
»Wilde Blumen wachsen aus den Felsen, die Wellen brechen sich tief unten mit donnerndem Getöse. Man kann sich vorstellen, wie die Geister, die Kevin so liebt, Hand in Hand dort wandeln. Manche behaupten, es sei einsam dort oben, doch das stimmt nicht.«
Seine Stimme klang so beruhigend, und seine Hände bewirkten einen magischen Zauber. Fast konnte Megan glauben, dass es absolut nichts zu befürchten gab. »Suzanna besitzt ein Gemälde von den Klippen im Mondschein«, murmelte sie.
»Ich kenne es. Ein Werk von Christian Bradford. Er hatte
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